Rosenheim/Trostberg – Wenn sich ein Notfall ankündigt, muss es für das medizinische Personal der Schön-Klinik Vogtareuth ganz schnell gehen. Raus aus dem Kittel, rein in die Privatkleidung. Dann geht es vom Arbeitsplatz auf der Kinderintensivstation über das unbeleuchtete Gelände zum Landeplatz. Dort angekommen, müssen sie die Fluchtlichtanlage betätigen, damit der Pilot des Hubschraubers weiß, wo er zu landen hat.
Alltag an vielen
anderen Standorten
So oder ähnlich wäre es an der Schön-Klinik weitergegangen, wenn die Geschäftsleitung nach langem Hin und Her nicht doch noch eine andere Lösung präsentiert hätte. Doch was in Vogtareuth für Fassungslosigkeit gesorgt hat, ist in anderen Kliniken in der Region Alltag. Und das schon seit vielen Jahren. Einziger Unterschied: Während in anderen Kliniken Pflegepersonal und Techniker Hand in Hand arbeiten, wären die Pflegenden in Vogtareuth auf sich alleine gestellt gewesen.
„An der Kreisklinik Trostberg verzeichnen wir monatlich circa zwei Starts und Landungen des Rettungshubschraubers“, sagt Pressesprecherin Maria Perreiter. Für diese Fälle gibt es an der Kreisklinik Trostberg ihr zufolge einen etablierten Prozess. So informiert die Leitstelle Traunstein bei allen Anflügen des Hubschraubers das Team der Zentralen Notaufnahme (ZNA) in Trostberg.
Die Mitarbeiter der ZNA und der technischen Abteilung der Kreisklinik Trostberg arbeiten eng zusammen, damit der Hubschrauber sicher landet und die Notfallpatienten optimal versorgt werden. „Diese abteilungsübergreifende Zusammenarbeit gehört zum Notfallmanagement des Hubschraubers an den Kliniken Südostbayern und ist an der Kreisklinik Trostberg zwischen allen Beteiligten seit Jahren bestens etabliert“, erklärt die Pressesprecherin.
Alle am Notfallmanagement beteiligten Mitarbeitenden würden ihr zufolge regelmäßige Einweisungen erhalten – unter anderem in Brandschutzmaßnahmen, zum Eigenschutz und zur Alarmierung weiterer Einsatzkräfte im Notfall.
Heli landet mehrmals
in der Woche
Ähnlich läuft es im Rosenheimer Romed-Klinikum ab. Dort gibt es eine der größten Notaufnahmen Bayerns. „Jährlich werden über 35000 Notfälle versorgt“, sagt Sprecherin Elisabeth Siebeneicher. Nicht verwunderlich also, dass das Romed-Klinikum mehrmals in der Woche vom Hubschrauber angeflogen wird. Der Landeplatz befindet sich auf dem Dach des Hauses. Ein Aufzug verbindet den Landeplatz mit Notaufnahme und OP-Sälen.
„Die Alarmierungskette in Rosenheim sieht primär die Zuständigkeit der Pflege der ZNA und des technischen Dienstes vor“, erklärt Siebeneicher. Rückfallebene seien der Funktionsdienst OP und Anästhesie sowie der technische Bereitschaftsdienst. „Diese Regelung besteht seit 2014, und sie hat sich seither bewährt“, fügt sie hinzu. Alle Mitarbeitenden erhalten – ähnlich wie in Trostberg – eine entsprechende Einweisung für einen Einsatz auf dem Hubschrauberlandeplatz sowie regelmäßige Schulungen. Die Aufgaben umfassen dabei unter anderem die Aktivierung der Beleuchtungsanlage sowie die Patientenübernahme und im Notfall das Auslösen des Alarms.
Der Überwachungsraum des Hubschrauberlandeplatzes ist laut Elisabeth Siebeneicher mit der notwendigen Ausrüstung und Bekleidung ausgestattet. „Dieses Prozedere hat sich bewährt. Es ist technisch stark automatisiert und auf ein Minimum an Aufwand für das Team ausgerichtet“, ergänzt die Sprecherin.
Bad Aibling, Prien und Wasserburg zählen in der Region ebenfalls zu den Akut-Krankenhäusern mit lokalen Traumazentren. „Bei den hier selten stattfindenden Rettungshubschraubereinsätzen sichern die Mitarbeiter der Haustechnik, beziehungsweise die Feuerwehr das Gelände ab“, sagt Elisabeth Siebeneicher.
Überraschende
Wende in Vogtareuth
In Vogtareuth werden die Pflegenden jetzt doch nicht als Heli-Helfer abkommandiert. Anja Dieterle, Geschäftsführerin der Vogtareuther Klinik, hatte bekannt gegeben, dass die nächtliche Betreuung des Hubschrauberlandesplatzes von eigens dafür eingesetzten Mitarbeiter übernommen wird – die nicht aus dem Bereich Pflege stammen.