Rosenheim – Florian Nagele verkauft nur noch wenige Masken. Der Rosenheimer Pressesprecher des Bayerischen Apothekerverbands und Leiter der Mangfall-Apotheke in Kolbermoor sowie zweier Apotheken in Brannenburg erklärt sich das damit, dass die meisten Menschen nur dann Maske tragen wollen, wenn sie sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Nach wie vor gefragt sind dafür die Schnelltests. „Die meisten, die sich testen lassen, sind nur erkältet“, sagt er. Besonders über die Feiertage seien viele Schnelltests gekauft worden, laut Nagele dreimal so viele wie sonst.
Experten vermuten
hohe Dunkelziffer
Trotz erhöhter Schnelltest-Nachfrage ist Nagele davon überzeugt, dass es eine große Dunkelziffer bei den Corona-Fällen gibt. Der Grund ist, dass kaum noch PCR-Tests gemacht werden und es daher weniger Meldungen an das Gesundheitsamt gibt.
Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim, bestätigt Nageles Vermutung. Dem Gesundheitsamt liegen keine genauen Zahlen der durchgeführten Corona-Tests vor. Die gemeldeten Fälle zeigten am 8. Januar eine 7-Tage-Inzidenz von 47,1. In den Kinder- und Pflegeheimen in Stadt und Landkreis Rosenheim wurden vermehrt Corona-Fälle und Ausbrüche gemeldet.
Patientenzahl
bleibt konstant
In der Statistik des Rosenheimer Gesundheitsamtes sieht man, dass es über die Feiertage einen Anstieg an Corona-Patienten gegeben haben muss. Im Romed-Klinikum gab es am 4. Januar laut der Pressesprecherin insgesamt 40 Patienten im Landkreis, die Corona-positiv sind. Seitdem würden die Zahlen konstant bleiben. Allerdings gab es am 28. Dezember mit 26 Diagnosen einen Höhepunkt an Grippe-Patienten. Seither würden die Zahlen der Grippe-Erkrankten fallen. Auf den Intensivstationen befänden sich einzelne Patienten mit einer Grippe- beziehungsweise Corona-Infektion. Genaue Zahlen konnte das Klinikum nicht angeben. „Schon im Dezember gab es viele Corona-Fälle, ungefähr acht pro Woche“, sagt die Rosenheimer Ärztin Claudia Kienzler. Über die Feiertage war die Praxis geschlossen, seitdem sank die Anzahl an Corona-Patienten in Kienzlers Wartezimmer. Die Hälfte der Patienten wird in der Untersuchung vor Ort diagnostiziert, die andere Hälfte kommt mit einem positiven Schnelltest. Eine Corona-Sprechzeit gibt es dagegen nicht mehr. Geimpft wurde vor allem vor den Feiertagen, seitdem sinke die Nachfrage nach Impfungen. „Besonders die Menschen, die älter als sechzig Jahre sind, lassen sich impfen“, sagt Kienzler.
Auch in Gottfried Richters Praxis in Rosenheim hat es die meisten Impfungen im Herbst gegeben – bis zu 30 in der Woche. Seitdem ist die Nachfrage auf etwa zehn Impfungen pro Woche gesunken, schätzt Richter. Getestet wird in seiner Praxis nicht mehr, außer bei Patienten, die zur Hochrisikogruppe zählen. Deshalb kann er keine Zahlen zu Corona-Patienten nennen. „Bei uns tauchen seit dem Herbstfest bis zu 30 Infektionsfälle pro Woche auf“, sagt Richter. Früher hätten die meisten Patienten ein Testergebnis dabei, mittlerweile gebe es mehr Patienten ohne Corona-Test.
Annette Reindl, Leiterin der Apotheke im Bahnhof Rosenheim, sieht seit Herbst einen Nachfrage-Anstieg bei Schnelltests sowie Masken. Aber wie schon bei Florian Nageles Apotheken sind die FFP2-Masken weniger gefragt.
Masken werden als
störend empfunden
„Viele Menschen empfinden die Masken als störend“, sagt Reindl. Außerdem hätten viele noch Masken daheim und würden sie nur tragen, wenn sie krank sind.
Trotz allem hat Reindl nicht das Gefühl, dass den Menschen Corona egal sei. „Es wird mittlerweile wie eine Erkältung wahrgenommen – aber eine, auf die man achtet.“ Bei Erkältungssymptomen wären die Menschen sehr aufmerksam und durchaus bereit, die Masken aufzusetzen.
In mancher Praxis gilt
wieder FFP2-Pflicht
Die Maske aufzusetzen ist bei dem Rosenheimer Arzt Rolf Rosenfeldt Pflicht. An der Praxistür klebt ein Zettel, der Patienten darauf hinweist, dass sie sich notfalls eine Maske in der nächstgelegenen Apotheke kaufen können.
Laut Claudia Winkler, medizinische Fachangestellte der Praxis, wurde die Regel seit Dezember aufgestellt. „Wir haben beschlossen, uns und unsere Patienten zu schützen“, sagt sie. Die Rückkehr der Maske in die Praxis sei von den Patienten gut aufgenommen worden, nur vereinzelt hätte es Beschwerden gegeben. Laut Rolf Rosenfeldt sei die Maskenpflicht auch wegen Unterbesetzung seiner Praxis dringend nötig gewesen. „Wenn nur ein Mitarbeiter ausfällt, kann ich zuschließen“, sagt er. Seit Dezember habe es dank der Maskenpflicht nur noch einen Krankheitstag gegeben.