Rosenheim – Rosenheim wird zum Zentrum des Bauernprotests in der Region: Am heutigen Samstag werden dort Hunderte Landwirte aus der Region ihrem Unmut bei zwei Protestkonvois Ausdruck verleihen. Ab 13 Uhr wird sich den Rosenheimer Bürgern daher ein ungewohnter Anblick darbieten, Traktoren werden auf der Demo-Route das Straßenbild prägen. Eine große Sache – und man muss schon länger im Archiv blättern, um außerhalb der Corona-Pandemie auf Proteste vergleichbaren Ausmaßes zu stoßen.
Viel Zuspruch
von außen
Das weiß auch der Rosenheimer BBV-Kreisgeschäftsführer Josef Steingraber. Eine gewisse Anspannung ist ihm daher im Gespräch anzumerken – zumindest zunächst. Die Anspannung weicht aber bald. Etwa dann, wenn er von dem Zuspruch berichtet, den die Landwirte erfahren. „Überwältigend“, bringt er es auf den Punkt. Und er kommt auf die Metzger und Bäcker aus der Region zu sprechen, welche die protestierenden Landwirte am Samstag mit Brotzeiten versorgen werden. Ein gewaltiges Zeichen der Solidarität, wie auch Steingraber betont.
Überhaupt, Zuspruch: Diesen durften die Bauern in den letzten Tagen bei ihren Aktionen in der Region ungezählte Male erleben. Beispielsweise von Autofahrern, die ihre Daumen nach oben zeigten oder hupten. „Dieser Zuspruch tut uns gut“, schildert Steingraber. Er hält kurz inne. Denn der Zuspruch, der ist keine Selbstverständlichkeit. Landwirte werden bei der Ausübung ihrer Tätigkeit teilweise als Ärgernis wahrgenommen. Etwa, wenn der Traktor mit 20 durch das Ortsgebiet fährt. Umso wohltuender sind die derzeitigen Solidaritätsbekundungen. Steingraber: „Das ist Balsam für die Seele – ich danke allen, die hier Verständnis haben.“
Dass das nicht immer so ist – und dass die Proteste auch als störend wahrgenommen werden – ist ihm durchaus bewusst. Und er bittet jeden um Entschuldigung, der eingeschränkt wird. Doch er betont, dass das Fass mit den neuesten Maßnahmen der Ampel-Koalition übergelaufen sei. „Es war Zeit, unserem Ärger Luft zu verschaffen“.
Darum wird es auch in Rosenheim gehen. Doch, das betont Steingraber, es geht nicht um Protest allein. Die Landwirte wollen mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen. Dafür wurde eigens ein Ort der Begegnung auf dem Max-Josefs-Platz eingerichtet. Von 13 bis 17 Uhr werden sich Landwirte dort den Fragen – aber auch der Kritik – der Menschen stellen. „Es handelt sich um junge Landwirte, die sich ohne Aufruf gemeldet haben“, führt Steingraber aus.
Apropos Gesprächsbereitschaft: Eine solche ist vonseiten des Rosenheimer Kreisverbands grundsätzlich auch gegenüber der „Letzten Generation“ gegeben. Die Klima-Kleber hatten in den vergangenen Tagen für Rauschen im Blätterwald gesorgt, nachdem sie sich mit den Protesten der Bauern solidarisierten. „Wir sprechen mit allen“, sagt Kreisobmann Josef Andres. Mehr dann aber auch nicht – jedenfalls macht Andres im Gespräch deutlich, dass er mit einer enger gefassten Zusammenarbeit mit den Klima-Klebern nichts anzufangen weiß: Es handle sich lediglich um einen Versuch der Letzten Generation, die Sympathie-Effekte mit den Bauern-Protesten zu nutzen.
Polizei rechnet mit
reibungslosem Ablauf
Die Rosenheimer Polizei geht von einem reibungslosen Ablauf des Protests aus. „Wir rechnen nicht mit Störungen“, sagt Robert Maurer, Erster Polizeihauptkommissar bei der Polizeiinspektion Rosenheim. Der Austausch mit den Organisatoren des Protests sei „außerordentlich positiv“ gewesen. Gegendemos oder Störaktionen befürchtet Maurer nicht.
Die Hauptaufgabe für die Polizei bestehe am Samstag darin, für einen möglichst reibungslosen Verkehrsfluss zu sorgen. Hier könnte es unter Umständen an Kreuzungen die ein oder andere Aufgabe zu meistern geben. Eine Empfehlung oder Warnung für Verkehrsteilnehmer spricht er nicht aus, mit ernsthaften Verzögerungen jenseits der Zehn-Minuten-Marke rechnet er nicht. Ansonsten gebe es Möglichkeiten, den Protest zu umfahren. Daniel Pichler