Rosenheim – Was wäre Rosenheim ohne Joseph von Utzschneider? Ganz sicher nicht die Stadt, die es heute ist. Wer aber kennt den Herrn, der im vorvorigen Jahrhundert lebte? So gut wie keiner.
Das ist ein Umstand, dem ein Vortrag des historischen Vereins Rosenheim am morgigen Donnerstag abhelfen möchte. Ein Vortrag, bei dem es um viel Zwischenmenschliches geht, um Kollegentum, Konkurrenz, Neid und auch Mobbing. Denn ein Zeitgenosse von Utzschneider war Graf Maximilian von Montgelas. Und anders als bei Utzschneider verbinden die meisten von uns mit seinem Namen noch eine ungefähre Vorstellung: Dass er nämlich ein Erneuerer Bayerns war. In Wahrheit ist vieles von dem, was Bayern zu dem machte, was es heute ist, etwa die Erneuerung von Verwaltung und Steuerwesen, die Vermessung des Landes und seine Erfassung in topografischen Karten mit ein wesentliches Verdienst Utzschneiders.
Ganz besonders gilt das übrigens für Rosenheim. Das war 1804 noch ein ziemlich beschaulicher Marktflecken, nahm aber ab 1810 rasanten Aufschwung: Da nämlich ging die Saline in Betrieb und dass die nach Rosenheim kam und nicht nach Miesbach oder Aibling war einer rührigen Marktverwaltung zu verdanken und Joseph von Utzschneider, der damals Generalsalinenadministrator war.
Anders als Montgelas war Utzschneider das, was man heute einen Netzwerker bezeichnen würde, oder besser noch, einen Menschenfischer: Einer der in anderen Potenzial erkannte, sie förderte und dann an den Stellen einsetzte, an denen sie ihre Fähigkeiten voll und ganz entfalten konnten. Georg von Reichenbach, der mit seinen Pumpwerken die Salinenleitung von Reichenhall nach Rosenheim ermöglichte, ist nur eine von diesen Personen. Dass es insgesamt aber doch Montgelas ist, der viel des gemeinsamen Verdienstes abräumte und in Ruhm über den Tod hinaus verwandelte, liegt an den unterschiedlichen Persönlichkeiten der beiden. Es liegt aber auch daran, dass beide zeitlebens auf verschiedenen Seiten einer gläsernen Wand standen, wie es Professor Josef Frankenberger formuliert, der den Vortrag im historischen Verein halten wird: Montgelas war adelig von Geburt, Utzschneider ein Bauernsohn. Der Vortrag findet im Theatersaal des Künstlerhofes statt. Beginn ist um 19 Uhr.