Mit Anna Netrebko in einem Saal

von Redaktion

Zwei Debütantenpaare der Tanzschule Kesmarki nehmen am Wiener Opernball teil

Rosenheim – Nach ihrer Arbeit im Rettungsdienst geht Julia Obermüller (19) tanzen. Obermüller wurde als eine von vier Rosenheimer Tänzern zum Wiener Opernball, dem größten Staatsball Österreichs, eingeladen. Dort wird sie als Debütantin teilnehmen, also das erste Mal tanzen. Doch die Vorbereitung stellt sie vor Herausforderungen: Obermüller hat am Anfang der Übungsstunden ihr Abitur am Karolinen-Gymnasium gemacht und arbeitet seither beim Rettungsdienst. Deshalb ist es schwierig für sie, regelmäßig mit ihrem Tanzpartner, Leander Gmeiner (19), zu üben.

Für alle gilt:
Früh übt sich

Obermüller tanzt, seit sie elf Jahre alt ist. Angefangen hatte sie mit Ballett, bis sie im Jahr 2019 mit einer Freundin an der Tanzschule Kesmarki einen Kurs zum klassischen Partnertanz besuchte. Seitdem übt sie regelmäßig mit Gmeiner und trat mit ihm und anderen Mitschülern 2024 auf dem Rosenheimer Rosenball auf. Dort erfuhr sie von der Gelegenheit, zum Wiener Opernball mitfahren zu können. Nachdem Gmeiner und Obermüller ihre Tanzlehrer bei den Vorbereitungen zum Rosenball von sich überzeugen konnten, war klar, dass sie und ihre Mittänzer Fabian Meyer und Katharina Obermaier bei dem Opernball am 7. Februar mit dabei sein werden. Seit 18 Jahren sendet die Tanzschule Kesmarki Debütanten zum Wiener Opernball. Christine Kesmarki, Inhaberin der Tanzschule, hat jedes Jahr Plätze für den Opernball an ihre Schüler zu vergeben. Dabei ist ihre Schule die einzige, bei der die Schüler nicht zum Vortanzen nach Wien fahren müssen. „Die Opernveranstalter vertrauen unserer Auswahl“, sagt Kesmarki. Grund dafür sei eine Zusammenarbeit mit dem mittlerweile verstorbenen Klaus Mühlsiegl. Mühlsiegl war zu Lebzeiten Präsident des österreichischen Tanzlehrerverbands und Choreograf des Wiener Opernballs gewesen.

400 Bewerber – 140
werden ausgewählt

„Es ist eine große Ehre, ausgewählt zu werden und Bayern zu vertreten“, sagt Christine Kesmarki. Ihr zufolge würden sich jährlich bis zu 400 Tänzer bei dem Opernball bewerben – nur 140 werden ausgewählt.

Einer der Voraussetzungen dafür, als Debütant zum Wiener Opernball zugelassen zu werden, ist das Alter. Die Debütantinnen müssen zwischen 18 und 25 Jahre, die Debütanten 18 bis 28 Jahre alt sein. Außerdem kann man nur einmal im Leben Debütant sein. Die Vorbereitungszeit hängt vom Talent der Paare ab. „Es wird geübt, bis die Linksdrehung beim Wiener Walzer sitzt“, sagt Kesmarki.

Füße des Partners
müssen leiden

Bei diesem Tanzschritt ist es laut Julia Obermüller sehr wahrscheinlich, dem Partner auf die Füße zu treten. Sie habe etwas länger gebraucht, um zu lernen, wie sie den Tanzschritt korrekt ausführt, doch mittlerweile sei sie sehr sicher darin. Der Wiener Walzer ist ihr Lieblingstanz: „Da fühle ich mich wie eine Prinzessin“. Passend dazu habe sie ihr Kleid bereits ausgesucht: ein umgestaltetes Brautkleid mit ein wenig Glitzer. „Dezenter Glitzer am Kleid ist noch okay“, sagt sie. Die Vorschriften des Wiener Opernballs sind streng: Die „Jungdamen“ dürfen nur ein weißes, bodenlanges Kleid ohne Reifrock und Muster oder Glitzerstoff tragen. Schmuck und Make-up müssen dezent sein, lange Haare sollen hochgesteckt getragen werden. Von den „Jungherren“ wird erwartet, dass sie mit Frack, weißer Weste und Fliege erscheinen. Wer sich nicht daran hält, wird ausgeschlossen.

Um zu verhindern, dass die Debütanten kurzfristig ausgeschlossen werden, prüft Tanzschulinhaberin Kesmarki die Kleidung, die die Schüler für den Opernball ausgewählt haben. Sobald die Kleidung und die Tanzschritte sitzen, geht es dann los nach Wien. Dort werden die Schüler laut Kesmarki am Freitag, 2. Februar, in der österreichischen Hauptstadt ankommen. Dann haben sie Zeit zu proben, bevor die Generalprobe am Mittwoch, 7. Februar beginnt. Einen Tag später findet der Wiener Opernball statt. Jedes Jahr sind verschiedene Stars mit auf dem Parkett des Balls. Heuer wird die Opernsängerin Anna Netrebko unter ihnen sein. Teile der Veranstaltung werden im Fernsehen übertragen. Im Jahr 2023 sahen laut Angaben des österreichischen Fernsehsenders ORF bis zu über eineinhalb Millionen Menschen zu. 2024 werden auch Freunde und Familie des Debütanten Fabian Meyer (18) den Livestream sehen und ihm die Daumen drücken.

„Ich war total aus
dem Häuschen“

Er und seine Tanzpartnerin Katharina Obermaier (21) tanzen schon seit vier Jahren zusammen. Obermaier hatte erst bei den Vorbereitungen zum Rosenball zum ersten Mal von dem österreichischen Staatsball gehört. Sie war sofort interessiert gewesen. Als am Ende des Rosenballs ihr Name verkündet wurde, habe Obermaier es kaum fassen können. „Ich war total aus dem Häuschen und konnte es erst gar nicht wahrhaben“, sagt sie.

Träume gehen
in Erfüllung

Auch für Leander Gmeiner ging mit der Einladung zum Opernball ein Traum in Erfüllung. Gmeiner ist seit fünf Jahren Schüler bei der Tanzschule Kesmarki. Als er von dem Ball hörte, habe er sofort gewusst, dass er dort eines Tages teilnehmen will. Aber mit 14 Jahren war er damals noch zu jung gewesen. „Seitdem habe ich darauf hingearbeitet, habe geübt und in der Schule ausgeholfen“, sagt er. Jetzt wird sein Traum in Erfüllung gehen. „Ich bin sehr zufrieden und erleichtert, weil ich es endlich geschafft habe“, sagt er.

Keine Zeit zum
Zurücklehnen

Doch zum Zurücklehnen ist noch keine Zeit. Die Vorbereitungen sind stressig, besonders da er und seine Tanzpartnerin Julia Obermüller so wenig Zeit neben Beruf und Studium haben. Aber die beiden tanzen laut Gmeiner schon seit 2020 miteinander – er kenne Obermüller gut genug, um die Tänze mit ihr trotzdem gemeinsam zu meistern. Nach dem Debüt kann Gmeiner sich vorstellen, in den Jahren darauf selbst noch mal am Ball in Wien teilzunehmen. Zumindest, sofern er Zeit und Geld dazu habe. „Aber erst mal genieße ich den Wiener Opernball in diesem Jahr“, sagt er.

Artikel 2 von 10