Weiter Ärger mit dem Schulbus

von Redaktion

Seit Jahren liegen die Nerven zahlreicher Eltern in der Aisingerwies blank. Denn immer wieder kommt es vor, dass Kinder an der Haltestelle stehen gelassen werden, weil der Schulbus zu voll ist. Vor allem im Winter ein Unding. Jetzt scheint eine erste Lösung gefunden.

Rosenheim – Eigentlich hat Thomas Grun schon fast nicht mehr damit gerechnet. Seit Jahren kämpft der Familienvater dafür, dass sich die Situation an den Haltestellen Waldeck und Traithenstraße verbessert. Denn immer wieder kommt es vor, dass seine Tochter und ihre Mitschüler an der Haltestelle stehen gelassen werden, weil der Bus bereits zu voll ist.

Eine Besserung war lange Zeit nicht in Sicht. Und das, obwohl Grun die Firma Kroiss und den RVO bereits mehrmals auf das Problem hingewiesen hat.

Kinder haben
keinen Platz

So auch am Montag, 15. Januar. „An der Haltestelle Waldeck wurden zwölf Kinder einfach stehen gelassen. Und das bei Minustemperaturen“, sagt der Rosenheimer. Was ihn besonders ärgert: Die Haltestellen werden täglich von zwei Bussen angefahren. Der erste, nicht vollbesetzte Bus halte in der Regel überhaupt nicht. Der zweite, bereits völlig überfüllte Bus halte zwar, könne jedoch nicht immer alle Kinder mitnehmen. „Dieses Phänomen beobachten wir seit geraumer Zeit immer wieder“, sagt er.

Es ist eine Situation, die auch Susann Webersen bestätigt. Ihr Sohn besucht die fünfte Klasse und wurde bereits des Öfteren einfach an der Haltestelle stehen gelassen.

Erst kürzlich wartete er über eine Stunde auf den nächsten Bus – bei Minus fünf Grad. „Er war total durchgefroren“, erinnert sich seine Mutter. Da sie nur ein Auto habe, konnte sie ihren Sohn auch nicht selbst zur Schule fahren. Kein Einzelfall. „Ich höre immer wieder von anderen Kindern, dass ihre Eltern sie nicht zur Schule fahren können, weil sie bereits in der Arbeit sind“, sagt Susann Webersen.

Sie kritisiert, dass eigentlich bekannt sein müsste, dass bei Schnee und Eis mehr Kinder als sonst auf den Bus ausweichen. „Zwei Busse reichen einfach nicht aus“, sagt sie und weiter: „Es wird oft über Elterntaxis geschimpft, aber bei den unzuverlässigen öffentlichen Verkehrsmitteln ist es kein Wunder, dass immer mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto in die Schule bringen.“

Um das Problem in den Griff zu bekommen, hat sich jetzt die Rosenheimer CSU für eine Lösung starkgemacht, nachdem sich einer der Schulweghelfer an Stadtrat Florian Ludwig gewandt hat.

Gemeinsam mit seiner Fraktionskollegin Anita Heinlein habe er sich ein Bild von der Situation gemacht. „Sieben Schüler wurden nicht mitgenommen und sind nach dem zweiten Bus wieder nach Hause gegangen“, sagt Ludwig. Die Eltern mussten Fahrgemeinschaften bilden, einen Schüler habe er selbst im Auto mitgenommen.

Weil das auf Dauer keine zufriedenstellende Lösung ist, haben die Christsozialen einen Eilantrag gestellt. In diesem beantragen sie, dass auf der Schulbuslinie 411 Busse zum Einsatz kommen, die mehr Schüler befördern können. Die Rede ist von sogenannten Ziehharmonika- oder Gelenkbussen. Zudem soll der Busunternehmer sicherstellen, dass ausreichend Kapazitäten vorhanden sind und kurzfristige Maßnahmen getroffen werden, um die Schülerbeförderung zu gewährleisten. Vorstellbar sei beispielsweise der Einsatz von Sammeltaxis.

Der Rosenheimer Stadtverkehr hat jetzt bereits erste Maßnahmen getroffen, um die Situation zu verbessern. „Wir haben bereits mit den jeweiligen Fahrern gesprochen, damit an den Haltestellen alle Türen zum Einstieg geöffnet werden“, heißt es in einem Antwortschreiben an Thomas Grun, das auch unserer Redaktion vorliegt. Sobald der Gelenkbus wieder laufe, werde er ebenfalls auf dem Kurs eingesetzt. Im Moment warte man jedoch noch auf Ersatzteile, die Lieferschwierigkeiten haben.

Bis dahin soll auf der Linie ein dritter Bus eingesetzt werden. „Dieser Bus fährt ebenso wie die anderen beiden planmäßig um 7.07 Uhr ab Waldeck ab. Jedoch kann es auf diesem Kurs zu Verspätungen kommen“, teilt die Sprecherin mit. Zwar werden die anderen beiden Busse aller Wahrscheinlichkeit nach ohne Halt vorbeifahren, sie rät den Kindern jedoch dazu, trotzdem an der Haltestelle zu warten. „Ein Bus mit genügend Platz kommt noch“, heißt es in der Stellungnahme.

Erste Verbesserungen
spürbar

Schon jetzt ist es aufgrund des zusätzlichen Busses zu ersten Verbesserungen gekommen. „In den vergangenen Tagen sind jeweils drei Busse gekommen. Es gab sogar noch freie Sitzplätze“, sagt Thomas Grun.

Nach seinem jahrelangen Einsatz ist es für den Familienvater zumindest ein erster Erfolg. Wie es jetzt weitergeht, könnte bereits in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstag, 23. Januar, besprochen werden. Beginn ist um 17 Uhr im Rosenheimer Rathaus.

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