Einfach zauberhaft anders

von Redaktion

Ingo Pawelke und seine Traumfabrik faszinieren im Kuko das Publikum – mit Violinen und Ventilatoren, mit Musik und Magie. Was die Traumfabrik so einzigartig macht und warum sie sich von anderen Shows unterscheidet.

Rosenheim – „Does anyone have a drink for me?“ Mit dieser Frage betrat die Hula-Hoop-Künstlerin Annabel Carberry aus Australien die Bühne. Im roten Cocktailkleid, mit einem Reifen um die Hüften schwingend, fand sie eine Flasche Rotwein am Tisch stehend. Doch unmöglich, an diese heranzukommen, kreiste doch der Reifen um ihre Hüften. Es brauchte viel Kreativität und absolute Körperbeherrschung.

Das kurzweilige und amüsante Spiel um das Erreichen der Flasche, das Füllen des Weins in das Glas und das Trinken aus demselben ließen die Zuschauer staunen und lachen. Als dann letztlich der Wein über ihr Gesicht floss, hatte sie Flasche und Glas in den Händen und die vielen Reifen kreisten weiter unablässig um Hüften, Hals, Arme und Beine. Sehr beeindruckend!

Die Magie der
einfachen Mittel

Bereits vor Beginn der Show konnte sich der Zuschauer mit von Künstlicher Intelligenz (KI) generierten Texten beschäftigen, die auf die Bühne projiziert wurden. Sätze wie etwa: „Schalten Sie bitte Ihr Handy jetzt… nicht aus. Richtig. Schreiben Sie zuerst eine Nachricht an einen lieben Menschen, wie zum Beispiel: Du bist toll! Und dann schalten Sie bitte Ihr Handy aus.“ Das sorgte bereits schon am Anfang für ein „Mitmachpublikum“. Außergewöhnlich anders war dieser Beginn.

Bereits 1980 wurde die Traumfabrik von Gründer Rainer Pawelke ins Leben gerufen. Anfangs als eine Vereinigung von Studenten in einem Theaterprojekt. Kennzeichnend für alle seine weiteren künstlerischen Produktionen ist eine Vernetzung verschiedener Stilrichtungen und Genres. So schuf er eine neue Form des Theaters: ein „Multivisionstheater“ – eine Mischung aus Mimentheater und Schwarzem Theater, aus Tanz und Artistik, aus Inszenierungen mit überdimensionalen Projektionen und ungewöhnlichen Objekten. Das Geheimnis seines Erfolges ist die Magie der einfachen Mittel.

Alfred Biolek stellte ihm einmal in einem Interview die Frage: „Magier oder Pädagoge – Künstler oder Revolutionär?“ Die Biografie von Rainer Pawelke gibt die Antwort: Das eine sein – ohne das andere zu lassen.

„Stell dich auf den Kopf und der Himmel liegt dir zu Füßen“ ist wohl eines seiner bekanntesten Zitate. Und genauso spielt der Choreograf, Regisseur und Produzent der Traumfabrik mit den Träumen der Menschen, entführt sie regelrecht in eine Welt aus Magie, Musik, Varieté und Theaterkunst.

Die Fantasie zum
Leben erwecken

Kann man denn Träume fabrizieren? Ja, man kann. Wenn man seine eigene Fantasie zum Leben erweckt und sich mitnehmen lässt, sobald etwa der Magier Daniel Rose kleine leuchtende Kugeln um sich herum fliegen lässt. Dann werden Illusionen wahr.

Die Zuschauer waren überrascht und gleichzeitig fasziniert, als ein Kreis aus Ventilatoren ein Tuch tanzen ließ und es so der Schwerkraft trotzte. Oder die grandios komischen menschlichen Seelöwen, gespielt von Georg Sosani und Patrick Bayer, eine einzigartige Dressur zeigten. Meisterhaft gemimt und mit Witz lebendig dargestellt.

Mystisch und für den Zuschauer fast nicht erklärlich war der Act „Gespenstertanz“: Georg Sosani, eine Koryphäe auf seinem Gebiet, spielte die Bäuerin. Gekleidet in Schürze, Kopftuch, Holzpantoletten und mit einer unwiderstehlichen Mimik hängte er auf umständliche Weise Wäsche auf. Die Bühne in komplettes Schwarz gehüllt, fing diese dann plötzlich an, lebendig zu werden und zu tanzen.

In der geheimen Zusatzshow ganz am Ende, als die meisten Zuschauer den Saal bereits verlassen hatten, zeigte die familiäre Truppe den wenigen verbliebenen Gästen dann tatsächlich genau diese Szene der Show im Licht. So konnte man schon staunen, wie sich das eigene Auge täuschen lässt, wenn das Licht stimmt und man in seine eigene Fantasie abtaucht.

Eine Symbiose von
Theater und Sport

Wie im Zirkus fühlte man sich fast, an Kindertage erinnert, als die Schauspieler und Artisten ihre Gabe nur mit dem eigenen Körper präsentierten – ganz ohne Kameratricks oder großes Bühnenbild. Viele ganz unscheinbare Kleinigkeiten wurden durch unglaubliche Kunstfertigkeiten auf die Bühne des Kultur- und Kongresszentrums gezaubert. In Erinnerung bleibt auch die Show aus Perfektion und Artistik des Trio Stynka aus Asien: Zwei der Männer schulterten ein 20 Zentimeter breites, biegsames Brett, während der Dritte auf dieses sprang, sechs Meter in die Luft gewirbelt wurde und einen dreifachen Salto schlug.

Ingo Pawelke, Geschäftsführer und Traumfabrikant der ersten Stunde, führte als Conférencier nahbar und sympathisch durch die Show. Auf die Frage, was die Traumfabrik so einzigartig macht und sie von anderen Shows unterscheidet, sagt er: „Unser Ziel ist es, eine Symbiose von Theater und Sport auf die Bühne zu bringen und alle Emotionen des Theaters – Staunen, Lachen und Träumen – zu vereinen. Bei uns steht das Geschichtenerzählen im Vordergrund – und mit artistischen Darbietungen, aber auch Comedy versuchen wir den Zuschauern diese Geschichte mit all ihren Facetten zu erzählen.“

Die Traumfabrik ist anders. Man kann es schwer beschreiben, aber sie ist definitiv eine Fabrik für Träume. Ein zweistündiges Vergnügen auf der großen Bühne, das Stile aus Varieté, Theater und Tanz vereint – eine Inszenierung aus Artistik, Poesie, Humor und Schönheit – eine Symphonie aus Licht, Musik und Illusion – mal laut, mal leise – mit Künstlern, die den Zuschauern ihre Welt zeigen wollen. Kleine Geschichten, die das Herz öffnen, die Sinne berühren und doch nicht alles erzählen. Mit geheimnisvollen Illusionen bleibt dem Zuschauer Raum für seine eigenen Gedanken und Inspirationen, wie eine Reise durch die Zeit zur Erinnerung an die Kindheit, als alles möglich schien.

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