Traunstein/Rosenheim – Ein 24-Jähriger soll einen 32-Jährigen zusammen mit vier weiteren unbekannten Männern vor einer Shisha-Bar in Rosenheim aus dem Auto von dessen Freundin herausgezerrt und den wehrlos am Boden Liegenden massiv getreten haben. Nun muss sich der Angeklagte wegen gefährlicher Körperverletzung, dazu noch wegen vorsätzlicher Körperverletzung und wegen Raubs bei anderen Vorfällen sowie in einer zweiten Anklageschrift wegen bewaffneten Handeltreibens mit Drogen in nicht geringer Menge vor der Siebten Strafkammer am Landgericht Traunstein mit Vorsitzender Richterin Christina Braune verantworten.
Keine Einigung im
Rechtsgespräch
Zu Beginn des auf fünf Tage anberaumten Prozesses mit Fortsetzung am 29. Januar um 16 Uhr und Urteil wahrscheinlich erst am 4. März legte der 24-Jährige ein weitgehendes Geständnis über seine Anwälte ab.
Die Verteidiger Miguel Walter Moritz aus Traunstein und Andreas Müller aus München hatten bei Auftakt des Verfahrens ein Rechtsgespräch beantragt. Letztlich kam es mit Staatsanwalt Fabian Meixner und dem Gericht jedoch zu keiner Einigung auf eine konkrete Strafspanne im Fall eines Geständnisses.
Die Kammer ging in der Beweisaufnahme zuerst auf die mutmaßlichen Betäubungsmitteldelikte ein. Bei einer Hausdurchsuchung hatten Polizeibeamte am 9. Juni 2023 in der Wohnung des Angeklagten in Rosenheim über 300 Gramm Marihuana und knapp 23 Gramm eines Kokaingemischs sichergestellt. Das Rauschgift war laut Staatsanwalt zumindest zum Großteil zum Weiterverkauf bestimmt. Dafür sprächen mehrere in der Wohnung aufgefundene Feinwaagen und eine Vielzahl von Druckverschlusstüten. Ein Tütchen enthielt bereits ein Gramm Kokaingemisch. Zugriffsbereit hatte der 24-Jährige in den Räumen darüber hinaus ein Kampfmesser mit feststehender Klinge und einer Gesamtlänge von 14 Zentimetern aufbewahrt, dazu in einem Kleiderschrank noch einen Schlagring.
Um drei Aggressionsstraftaten dreht sich die zweite Anklageschrift. Am Abend des 29. September 2021 soll der 24-Jährige einem Mann in Rosenheim in der Bahnhofsstraße nach einem verbalen Streit mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Der Mann erlitt Schwellungen und Blutergüsse im Gesicht. Mitten in der Nacht des 19. Februar 2022 soll der Rosenheimer in Stephanskirchen einen gehbehinderten Mann von hinten umgestoßen und ihm dann die Geldbörse mit 370 Euro und allen Papieren geraubt haben.
Der dritte Anklagekomplex soll in der Nacht auf den 20. Februar 2022 in einer Shisha-Bar in der Innstraße in Rosenheim begonnen haben. Unter den Gästen war ein Paar. Eine unbekannte Frau fragte das 32-jährige spätere Opfer nach dem Namen. Der Mann reichte der Frau die Hand. Das passte offenbar einem anderen Gast nicht, der dem 32-Jährigen eine Ohrfeige gab. Der Streit konnte von Gästen aber völlig geschlichtet werden.
Die 30-Jährige wollte nach der Szene heimfahren. Als das Paar einige Minuten später zum Auto ging, näherten sich fünf Männer, darunter der Angeklagte. Die Frau schob ihren angetrunkenen Freund schnell in den Wagen, versperrte mit dem Autoschlüssel das Türschloss und wollte zurück in das Lokal, um die Polizei zu verständigen. Als der 32-Jährige im Wagen sah, wie seine Partnerin von den Männern geschubst und beleidigt wurde, wollte er ihr helfen. Er öffnete das Auto von innen. Sofort bekamen ihn laut Anklage die Angreifer am Bein zu fassen. Sie zogen ihn heraus und fingen an, ihn zu treten. Als er am Boden lag, „kickten“ sie ihn nach Worten der 30-jährigen Zeugin weiter in den Rücken. Während sie die Polizei rief, trat die Gruppe auf den 32-Jährigen weiter ein. Er versuchte zu flüchten, wurde aber eingeholt und weiter misshandelt – bis er ohnmächtig wurde. Dann verschwanden die Angreifer in einem Auto. Das Opfer erlitt Verletzungen an Hals, Rücken, Bauch und Händen. Eine Narbe am Hinterkopf ist bis heute zu sehen.
Opfer hat keine
Erinnerung mehr
Die 30-Jährige bestätigte den Tathergang im Zeugenstand. Bei der Rückkehr aus der Bar habe sie den Freund bewusstlos an der Straße aufgefunden. Sie habe ihn in die stabile Seitenlage gebracht. Keinen der Gäste in dem Lokal habe sie vor den Vorfällen gekannt, auch nicht den Angeklagten oder die Schlägertruppe. Ob auch der 24-Jährige zugetreten habe, wisse sie nicht, meinte die 30-Jährige. Draußen sei alles sehr schnell gegangen. Ihr Freund erinnerte sich kaum an Details. Er sei alkoholisiert gewesen, erklärte er. Im Auto habe er Angst gehabt, aber seiner Freundin beistehen wollen. Nach den Tritten habe er keine Erinnerung mehr – erst wieder bei der Polizei.