Rosenheim – Es gibt viele Gründe, die für einen Neubau der Mangfallkanalbrücke sprechen. Die Geländer sind marode, die Geh- und Radwege zu eng und von Barrierefreiheit fehlt jede Spur. „Die Mangfallkanalbrücke stellt die einzige Engstelle im ansonsten vierspurigen Verlauf der Äußeren Münchener Straße vom Brückenberg bis zum Kreisel in der Schwaig dar“, heißt es zudem aus dem Rathaus.
Erste Planungen
vor zehn Jahren
Bereits vor zehn Jahren einigten sich die Politiker deshalb darauf, dass ein Neubau her muss. Es wurde diskutiert, geplant und am Ende sogar ein Beschluss gefasst. Zehn Jahre später ist so gut wie nichts passiert. Gründe hierfür gibt es einige. Da wäre beispielsweise der Baugrundgutachter, der 2016 darum gebeten hatte, die Ergebnisse der Pfahlprobebelastung an der Georg-Aicher-Park-Brücke abzuwarten. Dabei wurde die Tragfähigkeit des Untergrunds genauer erkundet. „Das Projekt wurde daraufhin zunächst gestoppt“, teilte die Verwaltung während der November-Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses mit. Mittlerweile laufen die Planungen wieder auf Hochtouren, auch weil die CSU sich des Themas angenommen hat. In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) setzten sie sich bereits 2022 dafür ein, dass der Neubau der Brücke im Jahr 2024 erfolgen soll. „Nach der Wiederaufnahme der Planungen wurde der Entwurf nochmals grundlegend überarbeitet“, heißt es aus dem Rathaus.
Unterführung für
Fußgänger und Radl
Die Planung sieht nun eine Brücke mit einer Fahrbahnbreite von 13,10 Meter vor und beidseitig getrennten Geh- und Radwegen von je 4,80 Meter Breite. Geplant ist zudem eine Unterführung auf der Nordseite, die es Fußgängern und Radfahrern, die auf dem Damm unterwegs sind, ermöglicht, die Äußere Münchener Straße sicher und höhenfrei zu überqueren. Im Moment gibt es lediglich eine Druckknopfampel. „Die Querung ist ein Gefahrenpunkt und beeinträchtigt den Verkehrsfluss“, teilt die Verwaltung mit. Das könnte sich in Zukunft ändern. Bereits im September soll mit den Bauarbeiten begonnen werden, eine Fertigstellung ist für Juli 2026 geplant.
Eine Verkehrssimulation hat ergeben, dass eine reine Umleitung des Verkehrs über die Georg-Aicher-Straße und die Westtangente „nicht leistungsfähig abgewickelt werden kann“. Der Rückstau auf der Georg-Aicher-Straße würde in der abendlichen Verkehrsspitze den Experten zufolge bis über die Äußere Münchener Straße zurück in das Stadtgebiet reichen. „Eine Vollsperrung der Äußeren Münchener Straße hat auch massive Auswirkungen auf die ÖPNV-Erschließung der Stadt Rosenheim“, heißt es aus dem Rathaus.
Zwei Behelfsbrücken
während Bauphase
Aus diesem Grund soll während der Bauphase eine Behelfsbrücke errichtet werden. „Diese kann nur westlich der Brücke angeordnet werden, weil östlich der erforderliche Grund nicht zur Verfügung steht“, teilt die Verwaltung mit. Geplant seien zwei Behelfsbrücken – eine für Autofahrer, die andere für Radfahrer und Fußgänger.
Aber die Verwaltung machte auch kein Geheimnis daraus, dass man ohne die beiden Behelfsbrücken fast zwei Millionen Euro sparen könnte – gerade mit Blick auf die angespannte städtische Haushaltslage keine unbedeutende Summe. Im gleichen Atemzug weist sie aber auch auf die zu erwartenden verkehrlichen Auswirkungen hin, die bei einer Vollsperrung zu erwarten wären.
Während sich die Stadträte im Ausschuss noch mehrheitlich gegen die Behelfsbrücken ausgesprochen hatten, soll der Verkehr nun doch über eine solche geleitet werden. „Nach Rücksprache mit den Planungsbeteiligten und verantwortlichen Behörden hält die Stadt Rosenheim, vorbehaltlich der Zustimmung durch die Gremien, diese Lösung für sinnvoll“, heißt es aus dem Rathaus.
Einsparung von fast
zwei Millionen Euro
Die Kosten für das Projekt – ohne Behelfsbrücke – liegen bei rund 11,8 Millionen Euro. Über die Hälfte können laut Stadt durch Förderungen gestemmt werden. Kritik an den Planungen gab es lediglich von den Rosenheimer Grünen. Denn der Neubau der Mangfallkanalbrücke sieht auch eine Vierspurigkeit vor. Und genau damit sind die Grünen nicht einverstanden. „Wir sehen die Notwendigkeit nicht“, sagte Fraktionsvorsitzender Peter Rutz auf OVB-Anfrage. Er erinnerte an die angespannte Haushaltssituation und daran, dass mit der Fertigstellung der Westtangente im Jahr 2025 ohnehin mit weniger Durchgangsverkehr gerechnet wird. Eine Dreispurigkeit wäre damit – zumindest in den Augen der Grünen – ausreichend. Auch mit Blick auf die angestrebte Verkehrswende.
Grüne gegen
vierspurigen Ausbau
Um eine Vierspurigkeit doch noch abzuwenden, hat die Fraktion die Verwaltung beauftragt herauszufinden, welche Kosten bei einem dreispurigen Ausbau eingespart werden könnten. Auch soll geklärt werden, wie viele Bäume bei einem dreispurigen Ausbau gefällt werden müssten – bei einem vierspurigen Ausbau müssten 50 Bäume weichen. Antworten auf diese beiden Fragen sollen in einem der kommenden Verkehrsausschüsse geliefert werden.