„Ein Abend für Elisabeth“

von Redaktion

Ehemalige Schülerin der Mädchenrealschule hätte heute ihren 101. Geburtstag gefeiert – Besonderes Gedenken

Rosenheim – Zum 101. Geburtstag der Namensgebering der Schuladresse, Elisabeth Block, wurde an die ehemalige Schülerin mit Musik und Texten erinnert. Gleichzeitig wurden die neue Gedenkwand in der Eingangshalle eröffnet sowie eine Ausstellung von persönlichen Gegenständen aus dem Nachlass der Familie Block.

Nach der Begrüßung der Ehrengäste aus Stadtspitze und Stadtrat stimmte Schulleiterin Magdalena Singer mit den Worten „Geschichten brauchen Gesichter“ auf den Abend ein. Oberbürgermeister Andreas März ging in seiner Rede auf den Rosenheimer Weg der Erinnerungskultur ein. Beschritten wurde dieser durch das Anbringen der Gedenkschleifen an bestimmten Orten innerhalb Rosenheims. Auch an der Mädchenrealschule findet sich eine Gedenkschleife, die an Elisabeth Block erinnert.

Doch zunächst ist es nur eine Schleife und ein Name. Wichtig ist aber zu wissen, wer dieses Mädchen war und welches Leben sich hinter dieser Schleife verbirgt. Dies gelingt nur, wenn man sich aktiv mit der Person und mit der Zeit, in der sie gelebt hat, auseinandersetzt.

Wolfgang Hauck vom Kulturamt vertrat Stadtheimatpfleger Dr. Höschler und erinnerte an eine vergangene Ausstellung im Stadtmuseum Rosenheim, die sich „Rosenheim im Dritten Reich“ zum Thema machte. Gleichzeitig übergab er offiziell die Zither und das Notenheft aus dem Nachlass der Familie Block für eine temporäre Ausstellung in der Mädchenrealschule. Der Initiator der Max-Mannheimer-Kulturtage in Bad Aibling, Schauspieler und Regisseur Michael Stacheder, stimmte mit seinen Gedanken zur Erinnerungskultur und ihrem Bezug zu aktuellen politischen Entwicklungen nachdenklich.

Die Schülerinnen der Musikklasse 9d hatten sich im Rahmen ihrer Projektpräsentation bereits seit November mit dem Thema „Musik in der NS-Zeit“ auseinandergesetzt. Ein spezielles Thema waren hierbei die „Liberation Concerts in Bayern“, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs von jüdischen Überlebenden veranstaltet wurden. Hierzu begrüßen konnte Schulleiterin Magdalena Singer den Intendanten der Bayerischen Philharmonie, Mark Mast, sowie Geschäftsführer Sebastian Neitsch.

Die Bayerische Philharmonie setzt sich gemeinsam mit dem Wertebündnis Bayern für eine lebendige Erinnerungskultur ein und lässt die Idee der „Liberation Concerts“ durch zahlreiche Veranstaltungen weiterleben. Eindrucksvoll präsentierten die Schülerinnen Anna Paderhuber, Felizitas Demberger und Mona Bruckner ihren Vortrag über die heilende Kraft der Musik und spannten damit den Bogen zu Elisabeth Block. Auch Elisabeth war von der Musik begeistert, sang im Chor der „Haustöchterschule“, der jetzigen Mädchenrealschule, und machte gemeinsam mit ihrer Familie gerne Hausmusik.

Einfühlsam spielte Emilie Aufinger auf der Klarinette ein zartes Klezmerstück, ehe die Schülerinnen dann aus den Tagebucheinträgen von Elisabeth vorlasen. Es wurde von alltäglichen Erlebnissen eines Mädchens berichtet, von Ausflügen mit Freundinnen, vom Besuch des Rosenheimer Herbstfestes, des Faschingszuges auf dem Max-Josefs-Platz, von Ausflügen mit der Familie. Passend zur ausgestellten Zither der Schwester von Elisabeth spielte das Zitherduo der Bayerischen Philharmonie stimmungsvolle Weisen, welche die vorgelesenen Tagebucheinträge musikalisch abrundeten.

Das Ende des Abends gestalteten die Schülerinnen gemeinsam. Der Schulchor sang leise in hebräischer Sprache „Freunde, Friede sei mit euch, auf Wiedersehen“. Dazu wurde ein Brief an Elisabeth vorgelesen, den die Schülerinnen gemeinsam verfasst hatten. Dieser endete mit den Worten „Elisabeth, sei dir sicher. Du bist nicht vergessen. Ruhe in Frieden“. re

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