Rosenheim – In der Pichlmayerstraße krachte am Sonntag, 18. Februar, gegen 18.45 Uhr eine 65-Jährige mit ihrem Rad gegen ein geparktes Auto und stürzte. Zeugen, die den Unfall beobachtet hatten, eilten daraufhin zu der Frau und wollten Erste Hilfe leisten – ohne auf den Hund zu achten, den die 65-Jährige zu dem Unfallzeitpunkt an der Leine führte. Als sich die Ersthelfer der Frau näherten, biss der Hund einem der Männer in die Wade und im Anschluss dem anderen mitten ins Gesicht. „Durch den Hundebiss wurde die Augenpartie massiv verletzt“, sagte Polizeihauptkommissar Robert Maurer. Der Verletzte musste anschließend in eine Spezialklinik nach München verlegt werden. Da ein Alkoholtest bei der 65-Jährigen ein Ergebnis von rund einem Promille ergab, ermittelt die Polizei nun wegen Gefährdung des Straßenverkehrs und fahrlässiger Körperverletzung. Es ist ein Fall, der auch über die Stadtgrenzen hinaus hohe Wellen geschlagen hat. So schaltete sich jetzt beispielsweise die Tierrechtsorganisation „Peta“ ein und fordert die Landesregierung auf, einen Hundeführerschein in Bayern einzuführen. Ähnlich wie es bereits in Niedersachsen, Bremen und Berlin der Fall ist.
„Tag für Tag erreichen uns ähnliche Vorfälle wie dieser. Das Problem in diesen Fällen liegt jedoch nicht bei den Hunden selbst, sondern meist bei ihren Halterinnen und Haltern“, sagt Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei „Peta“. Viele Halter könnten das Verhalten, die Signale und die Körpersprache der Hunde ihr zufolge nicht richtig interpretieren und verstehen – schon gar nicht unter Alkoholeinfluss.
„Die eigentliche Ursache von Beißvorfällen ist daher in der Unwissenheit oder mangelnden Verantwortung der Menschen zu suchen, nicht beim Vierbeiner“, ergänzt die Fachreferentin. Die Einführung eines Hundeführerscheins könnte – davon ist Jana Hoger überzeugt – helfen.
Vorteile darin sieht auch Hundetrainerin Andrea Aß aus Höslwang. „Ein Hundeführerschein dient vor allem dem Schutz von Mensch und Tier, indem er sicherstellt, dass Hundehalter über das nötige Wissen und die Fähigkeiten verfügen, um ihre Hunde verantwortungsbewusst zu führen“, sagt sie auf OVB-Anfrage. Ein Hundeführerschein kann ihr zufolge dazu beitragen, das Verständnis für das artgerechte Verhalten von Hunden zu fördern und damit auch das Zusammenleben von Mensch und Tier verbessern. Eine solche Einführung könnte jedoch auch Schwierigkeiten mit sich bringen. „Dazu gehören möglicherweise administrative Herausforderungen bei der Umsetzung und Überwachung sowie die Frage nach der Standardisierung der Prüfungsanforderungen und -methoden. Zudem könnte es Bedenken hinsichtlich der finanziellen Belastung für Hundehalter geben“, sagt Andrea Aß. Der Vorfall in Rosenheim habe gezeigt, dass es wichtig ist, Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit von Menschen und Tieren zu gewährleisten. „Ein Hundeführerschein könnte dazu beitragen, das Bewusstsein für die Verantwortung eines Hundehalters zu stärken und damit potenzielle Gefahrensituationen zu reduzieren“, sagt die Hundetrainerin.