„Heimatgeschichte zum Anfassen“:

von Redaktion

Heuer steht der Rosenheimer Bahnhof im Zentrum des historischen Geschehens

Rosenheim – Es hat schon Tradition: Alle zwei Jahre wird ein Open-Air-Stadtspiel im Herzen der Stadt aufgeführt. Ab Ende Juni ist es wieder soweit. Das Theaterstück „Aufbruch“ entführt das Publikum ins Rosenheim des 19. Jahrhunderts, in eine Ära des Wandels, markiert durch die Einführung der Eisenbahn. Woher die Idee zu dem Stück kam, verrät Horst Rankl.

Herr Rankl, wie sehr halten Sie sich beim Schreiben der Drehbücher an die geschichtlichen Vorgaben?

Die historischen Fakten und Daten müssen stimmen. Auch viele der Figuren, die in den Stadtspielen auftauchen, haben tatsächlich gelebt. Damit ist in unseren Stadtspielen 85 bis 90 Prozent Realität. Aber natürlich fließt auch Fiktion in die Handlung ein. Denn das Stück soll natürlich nicht nur lehrreich sein, sondern auch gut unterhalten. Darum gibt es natürlich auch diesmal wieder ein Liebespaar und ein Happy End.

Wie lange brauchen Sie zum Schreiben eines Stadtspiel-Drehbuchs?

Gut zwei Jahre hat es diesmal gedauert. Es geht ja nicht nur um das Schreiben. Die Recherche in den alten Archiven ist natürlich sehr aufwendig und zeitintensiv und teilweise widersprüchlich. Es ist nicht leicht, die Wahrheit zu filtern.

Bei dem großen Aufwand: Warum ist Ihnen das Stadtspiel so wichtig?

Weil es Heimatgeschichte zum Anfassen und Nachdenken bietet. Man erfährt dabei viele Dinge aus der Vergangenheit, die sich in keinem Schul-Geschichtsbuch finden.

Um was geht es denn nun in dem neuen Rosenheim Stadtspiel? Der Titel „Aufbruch“ klingt ja schon mal vielversprechend.

 Tatsächlich geht es um ein sehr wichtiges Kapitel in der Rosenheimer Geschichte – die Geburtsstunde des Rosenheimer Bahnhofs. Er ebnete den Weg zur Stadterhebung und damit kamen wirtschaftlicher Aufschwung und Wohlstand in die Stadt.

In welchem zeitlichen Rahmen bewegt sich das neue Freilichtspiel?

 Es geht gut 170 Jahre in die Vergangenheit. Das Stück spielt in den Jahren zwischen 1835 und 1864. Die Stadt Rosenheim steht am Rande einer technischen Revolution, die Ankunft der Eisenbahn steht bevor, eine Neuerung die das Leben der Marktbewohner grundlegend verändern wird. Interessanterweise gibt es einige Parallelen zu dem, was derzeit so alles bei uns passiert.

Was meinen Sie damit?

Nun ja, nicht alle waren damals begeistert, dass die Eisenbahn nach Rosenheim kommen soll. Einige fürchteten sich sogar regelrecht vor dieser neuen technischen Errungenschaft. Dann ging es auch um Finanzierbarkeit und Zuwanderung. Es gab eben Pro und Contra. Das erleben wir auch heute, nehmen wir beispielsweise den Brennerbasistunnel. Die Themen ändern sich im Laufe der Zeit, aber ansonsten bleibt vieles gleich.

Die Stadtspiele leben auch von ihrer großen Zahl an Mitwirkenden. Wie viele sind es heuer?

45 Sprechrollen haben wir schon. Dazu kommen dann noch viele Statisten. Und natürlich sind auch wieder einige Pferde mit dabei.

Welche Hauptfiguren gibt es diesmal?

 Es gibt diesmal viele zentrale Rollen, damit möglichst viele unserer Theaterspieler auf der Bühne auch zu Wort kommen können. Die Besucher erleben mittels 46 kurzen Szenen die Zeitspanne von knapp 30 Jahren hautnah mit. Durch diesen Dreh wird die Spielgeschwindigkeit erhöht und die Zuschauer nicht überfordert.

Das Stadtspiel fand in den vergangenen Jahrzehnten schon an verschiedenen Orten in der Stadt statt: am Lokschuppen, Salzstadel und Max-Josefs-Platz. Seit einigen Jahren wird es nun am Ludwigsplatz veranstaltet. Ist das der beste Ort?

Ja, auf alle Fälle. Die historischen Fassaden liefern die ideale Kulisse. Es gibt auch ausreichen Platz für die Zuschauertribüne und für die Aufführung. Und tatsächlich war ja am Ludwigsplatz auch schon in der Vergangenheit immer viel los. Und die Anlieger sind alles nette Leute und haben Verständnis für unser Spiel auf diesem Platz.

Sind die Proben bereits angelaufen?

 Ja, wir proben schon seit einigen Wochen intensiv, zuerst einmal in den Räumlichkeiten des Theaters Rosenheims in der Innstraße. Kurz vor der Premiere geht es dann für die letzten Vorbereitungen auf den Ludwigsplatz.

Interview: Karin Wunsam

Premiere ist Ende Juni

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