Rosenheim/Traunstein – Mit seinen Büchern und Kurzgeschichten berührt Bernhard Straßer die Herzen vieler Leser. Nun kommt der Chiemgauer Schriftsteller in die Stadtbibliothek Rosenheim, um seinen neuesten Roman „Falko“ im Rahmen einer Lesung zu präsentieren. Was dem Autor als Inspiration dient und welche bedeutende Rolle die Stadt Rosenheim dabei spielt.
Mit 17 Jahren lernten Sie „Creative Writing“ , also Kreatives Schreiben, in den USA – Heute sind Sie Autor dreier Romane. Warum sind Sie Schriftsteller geworden?
Als Kind bin ich wortwörtlich zwischen Büchern aufgewachsen, da meine Mutter damals Büchereileiterin in Kirchanschöring (Landkreis Traunstein) war. Im Laufe der Schulzeit habe ich gemerkt, dass ich selbst gerne Geschichten erzähle und aufschreibe. Später hatte ich die schöne Gelegenheit, als Austauschschüler in Amerika eine richtige Ausbildung für Kreatives Schreiben zu erhalten, was extrem wertvoll für mich war. Dort werden Autoren oder Schreiber ganz anders gefördert als in Deutschland. Als fertiger Abiturient war ich mir sicher, dass ich Schriftsteller werden will. Mein damaliger Berufsberater hat mir jedoch stark davon abgeraten. Also habe ich mich für einen besser bezahlten „Brotberuf“ entschieden und bin dann witzigerweise selber Berufsberater geworden (lacht). Aber mir war bewusst: Ich kann nicht nicht schreiben. Das Schreiben ist einfach meine Berufung. Daher habe ich nie aufgegeben, nebenbei weitergeschrieben und bin jetzt tatsächlich auch als Schriftsteller tätig.
Was motiviert Sie zum Schreiben?
Im Hinterkopf habe ich immer den Gedanken gehabt, dass ich eines Tages ein Buch schreibe, das dann in der zehnten oder elften Klasse als Schullektüre gelesen wird, sprich, dass man es literarisch analysieren kann, die Schüler aber trotzdem Spaß beim Lesen haben. Das ist mein großes Ziel: Möglichst viele Schülerinnen und Schüler mit unterhaltsamer und trotzdem tiefgründiger Lektüre begeistern. Zwar hört sich das paradox an, aber ich habe mir schon immer vorgenommen, ein Buch zu verfassen, das gleichzeitig leicht und schwer zu lesen ist. Und wenn ich mir die Rückmeldungen meiner Leser anschaue, glaube ich, ist mir das mit „Falko“ ganz gut gelungen.
„Falko“ ist ein Coming-Of-Age-Roman über zwei Freunde, die mit Schicksalsschlägen konfrontiert werden – ihren Lebensmut aber nie verlieren. Warum haben Sie sich dazu entschieden, eine solche Geschichte zu schreiben?
Ich wollte schon immer mal einen Jugendroman schreiben, der auch für Erwachsene interessant ist. Ich habe allerdings gehofft, dass ich ein etwas leichteres Thema wählen werde. Dann gab es in meinem Leben jedoch einige Schicksalsschläge, die mich lange begleitet haben. Dazu gehört unter anderem die Diagnose eines Familienangehörigen auf einen unheilbaren Gehirntumor. Zudem ist einer meiner Lieblingsautoren, Wolfgang Herrndorf, vor zehn Jahren ebenfalls an einem Hirntumor verstorben. Das hat mich so intensiv beschäftigt, dass ich versucht habe, mich literarisch damit auseinanderzusetzen. Einer der beiden Hauptprotagonisten in „Falko“ wird diese Diagnose daher im Laufe der Handlung bekommen und lernen, wie man trotzdem lebensbejahend mit so einem verheerenden Schicksalsschlag umgeht.
Ist das Buch also eher bedrückend?
Trotz des ernsten Themas möchte ich betonen, dass „Falko“ ein Buch ist, das einen zum Lachen bringt – ich verspreche sogar ein Happy End. Es ist ein Buch, das man mit einem guten Gefühl wieder aus der Hand legen kann, wenn man es fertig gelesen hat.
Inwiefern inspirierte Sie die Zeit in Rosenheim, Romane zu schreiben?
Während meines Studiums hatte ich eine Schreibkrise, da ich logischerweise so mit dem Lernen beschäftigt war. Besonders als ich dann berufstätig wurde, sah es wirklich kurz so aus, als werde ich vielleicht gar kein Schriftsteller. Aber in dem Jahr nach meinem Studium, als ich in Rosenheim lebte, habe ich unfassbar viel geschrieben. Alles, was ich die drei Jahre davor liegen gelassen habe, ist dann sozusagen in Rosenheim nachgeschrieben worden. Und ab da war mir klar: Das Schreiben, das bleibt ein Teil von mir. Das werde ich nie unterdrücken können. Deswegen hat die Stadt Rosenheim eine kleine, aber feine Rolle in meiner Schriftstellerreise gespielt.
Was erwartet die Besucher kommenden Montag bei Ihrer Lesung in der Stadtbibliothek Rosenheim?
Ich verspreche eine Mischung aus Nachdenklichkeit und Humor, wobei der Fokus auf dem Letzteren liegen wird. Ich werde dem Publikum also überwiegend die lustigen Passagen vorlesen. Allerdings gibt es ein Kapitel, das ich bei jeder Lesung vorlese, nämlich „Der Tod von Altötting“ – eine der Schlüsselszenen im Buch. Bei dieser sehr ergreifenden Stelle wird es für einen Augenblick immer ganz still. Das ist einer meiner Höhepunkte bei meinen Lesungen.
Interview: Qiana Eisenreich