Rosenheim – „Für uns seid ihr alle Sieger“, betont Bettina Sölch, Bibliothekarin bei der Stadtbibliothek Rosenheim, gleich zu Beginn des diesjährigen Vorlesewettbewerbs. Seit der Gründung im Jahr 1959 beteiligen sich Jahr für Jahr Tausende von lesebegeisterten Sechstklässlern aus ganz Bayern an der Veranstaltung und lesen um die Wette.
Acht Schüler im
Wettbewerb
Bereits im vergangenen Dezember wurden acht Kinder von acht Rosenheimer Schulen als die besten Vorleser ihrer Jahrgangsstufe auserkoren. Nun rangen zwei Mädchen und sechs Jungen beim Regionalentscheid des 65. Vorlesewettbewerbs am Montag, 26. Februar, in der Stadtbibliothek Rosenheim um den Sieg.
„Dieses Jahr ist unsere Jury besonders vielseitig aufgestellt“, sagt Sölch. Neben der Vorjahressiegerin Sophie Eickmann und Bettina Sölch waren Förderlehrer Tobias Keil vom Sonderpädagogischen Förderzentrum Rosenheim, Buchhändler Sebastian Brons und eine OVB-Praktikantin als Juroren vertreten. Um die Juryarbeit möglichst fair und objektiv zu gestalten, wurden von vornherein klare Kriterien festgelegt, an die es sich zu halten galt: Ausschlaggebend für die Bewertung war zum einen die Lesetechnik der Kinder. Zum anderen wurde großer Wert auf die Interpretation des jeweiligen Auszugs gelegt. Dabei wurde darauf geachtet, ob die Kinder ihren Lesevortrag lebhaft und atmosphärisch gestalten.
Vor einem Publikum aus Schülern, Eltern und Lehrern präsentierten die Schüler zunächst ihre Lieblingsbücher, aus welchen sie jeweils eine selbst gewählte Passage vorlasen. Die Kinder entschieden sich hierbei zum Großteil für zeitgenössische Jugendromane aus dem Fantasy-Genre. Durch das Vorlesen spannender Stellen unter anderem aus „Der kleine Hobbit“, „Im Zeichen der Zauberkugel“, „Das Labyrinth der Vergangenheit“ oder „Mord ist nichts für Damen“ nahmen die Kinder die Zuhörer mit auf fantasievolle Abenteuer. Genau drei Minuten hatte jedes Kind Zeit, die Jury von seinem Lesetalent zu überzeugen. Hier spielte auch die Auswahl der entsprechenden Textstelle eine Rolle für die Bewertung.
Damit sich die Juroren ein noch besseres Bild von den Lesekompetenzen der Schüler machen konnten, mussten sich diese anschließend beim Vorlesen eines Fremdtextes beweisen. „Das gibt uns noch die feinen Nuancen, um unsere endgültige Entscheidung zu treffen“, erklärt Sölch. Der Reihe nach lasen die Sechstklässler einen kurzen Ausschnitt aus der ihnen unbekannten Lektüre „October October“ von Katya Balen vor. Auch hier schlugen sich die Buchliebhaber ausgesprochen gut. Von der anfänglichen Nervosität merkte man in der zweiten Hälfte des Wettbewerbs nur noch wenig.
Nachdem die Schüler auch diese Herausforderung erfolgreich bewältigt hatten, zog sich die Jury zurück, um ihre Bewertungsbögen zu vergleichen und so den besten Vorleser unter den Kindern zu ermitteln. „Diese Entscheidung zu fällen, ist nie leicht“, sagt Sölch. „Es ist schade, dass immer nur einer gewinnen kann.“ Trotzdem wurde sich die fünfköpfige Jury schon nach wenigen Minuten einig.
Unter großem Applaus und neuerdings auch mit musikalischer Begleitung kürte Bettina Sölch Roman Ott vom Karolinen-Gymnasium zum Sieger des diesjährigen Vorlesewettbewerbs. Der neue Lese-Champion durfte sich neben einer Siegerurkunde über die beiden Bücher „Das Geheimnis von Darkmoor Hall“ von Nina Scheweling sowie „Pepe und der Oktopus auf der Flucht vor der Müllmafia“ von Stepha Quitterer freuen. Mit seinem hervorragenden Vorlesen aus dem Buch „Drachenreiter“ von Cornelia Funke gelang es ihm, alle Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Und auch die zweite Aufgabe, den von Sölch gewählten Fremdtext vorzulesen, meisterte Roman Ott mit Bravour. Mit seinem lockeren Auftreten konnte er zusätzlich bei der Jury punkten.
Bücher und Urkunde
für Gewinner
Zur Anerkennung ihrer Leistung bekamen aber auch die übrigen Vorleser eine Teilnehmer-Urkunde und den Jugendroman von Scheweling überreicht.
Für Roman Ott geht es nun in die nächste Runde: Im März wird der Sechstklässler die Stadt Rosenheim im Bezirksentscheid des Vorlesewettbewerbs repräsentieren. Bettina Sölch beendete die Veranstaltung mit einem großen Lob an die jungen Lesetalente. Der Sinn des Vorlesewettbewerbs liegt laut ihr vor allem darin, Freude am Lesen zu haben und diese mit anderen zu teilen. Und dies sei allen acht Lesern hervorragend gelungen.