„Warum machen wir das nicht selbst?“

von Redaktion

Interview Stadt Rosenheim kauft kompletten Busbetrieb – OB März erklärt die Hintergründe

Rosenheim – Der ÖPNV soll eine echte Alternative zum Auto werden. Aus diesem Grund hat sich die Stadt Rosenheim dazu entschieden, eine eigene Verkehrsgesellschaft zu gründen, alle Busse des Stadtverkehrs zu erwerben und die gesamten Mitarbeiter zu übernehmen. Warum die Entscheidung gerade jetzt gefallen ist, verrät Oberbürgermeister Andreas März im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen.

Warum hat sich die Stadt dazu entschieden, den Stadtverkehr zu übernehmen?

Es ist ja vollkommen klar, dass wir unseren Verkehr in Rosenheim breiter aufstellen müssen. Wir setzen den Radentscheid um, bauen und sanieren die Infrastruktur, und natürlich spielt auch der ÖPNV in Rosenheim eine wichtige Rolle. Und da bin ich der Meinung, dass der ÖPNV zur Daseinsvorsorge gehört, und darum nehmen wir ihn selbst in die Hand.

Wieso ist jetzt der richtige Zeitpunkt für die Entscheidung? Gerade mit Blick auf die angespannte Haushaltssituation.

Die Idee ist über Weihnachten entstanden und dann allgemein gereift. In der entspannten Zeit um die Weihnachtsferien hatte ich viel Zeit, mir Gedanken über die Zukunft unserer Stadt zu machen – so ganz ohne Denkverbote. Da geht es natürlich auch irgendwann um den Verkehr und den ÖPNV. Und da kam dann der Gedanke auf „Warum machen wir das nicht selbst?“.

Und dann?

In diese Gedanken habe ich dann meine Fachleute mit eingebunden und wir haben die Vor- und Nachteile eines eigenen Stadtbusbetriebs abgewogen. Und je mehr wir uns mit dieser Option beschäftigt haben, desto klarer wurde, dass wir das auch angehen sollten. Von daher ist die Entscheidung keine Frage des richtigen Zeitpunkts, sondern des richtigen Wegs für die Stadt Rosenheim.

Welche Vorteile verspricht sich die Stadt davon, eine eigene Busgesellschaft zu gründen?

Der größte Vorteil ist sicherlich, dass alles in einer Hand liegt. Die Infrastruktur, die Busse, die Verwaltung, die Organisation. Alles rund um den Stadtbusverkehr wird über die Stadt beziehungsweise die neue Tochtergesellschaft „Verkehrsgesellschaft Rosenheim“ abgewickelt. Und ich bin davon überzeugt, dass wir am Ende auch finanziell besser wegkommen. Wir investieren in ein stadteigenes Unternehmen. Am Ende profitieren dann die Kunden von schnelleren Entscheidungen, direkter Einflussnahme ohne die Beteiligung Dritter und klaren Strukturen beim Stadtbusverkehr.

Welche Strategien gibt es, um in Zeiten des Fachkräftemangels neues Personal zu gewinnen? Busfahrer sind nach wie vor Mangelware.

Das Gute an unserem Weg ist, dass wir die bestehenden Strukturen erhalten. Dazu gehört auch die Expertise des Stadtverkehrs bei der Personalgewinnung. Beispielsweise durch Anmietung von Betriebswohnungen oder die Akquise von Personal im Ausland. Und zusätzlich punkten wir mit der Marke Stadt Rosenheim. Wir sind ein vertrauenswürdiger, krisensicherer und verlässlicher Arbeitgeber.

Wann ist geplant, das Angebot zu erhöhen?

Das Angebot wurde ja erst zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 ausgeweitet und zum Fahrplanwechsel im Dezember dieses Jahres schauen wir dann, ob alles passt oder was wir gegebenenfalls noch verbessern können. Denn eines muss ich schon betonen: Unser Busverkehr funktioniert. Die Busse sind zuverlässig unterwegs, die Taktung bewegt sich wochentags zwischen 15 und 30 Minuten und mit dem MVV-Beitritt kommt man im gesamten Stadtgebiet für 1,90 Euro von A nach B.

Wie läuft die künftige Zusammenarbeit mit dem MVV, den weiteren Busunternehmen und dem Landratsamt?

Der Übergang erfolgt nahtlos und reibungslos, sodass die gute Zusammenarbeit aufrechterhalten bleibt.

Warum hat man sich für Tobias Weiß als Geschäftsführer der „Verkehrsgesellschaft Rosenheim“ entschieden?

Herr Weiß kennt das Unternehmen in- und auswendig, bringt Erfahrung mit und ist verlässlich. Auch seine Personalie trägt einen Teil zum nahtlosen Übergang bei. Er war bislang Betriebsleiter und es gibt keinen Grund, hier einen Wechsel vorzunehmen.

Interview: Anna Heise

Das sagen die Rosenheimer Fraktionsvorsitzenden zur ÖPNV-Entscheidung:

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