Rosenheim – Das Leben ist ein Bobbycar für Carsten Gruber (64), Florian Reiter (35) und Simeon Welte (29). Zumindest singen sie das in einem Lied, das sie selbst geschrieben haben. Nach Auftritten in München und Ulm waren die drei jetzt auch zu Besuch in Rosenheim.
Carsten Gruber ist der Kabarettist unter den Dreien. Er trägt bei seinem Auftritt in Rosenheim ein „Star Wars“ Shirt mit der Aufschrift „Möge die Rente mit mir sein“. Vor der Rente sei er Diplom-Heilpädagoge gewesen und engagiert sich heute noch als Therapeut in Kindergärten. Schon immer waren das Schauspiel und das Kabarett seine große Leidenschaft gewesen. „Meine Eltern hatten mir als Jugendlicher verboten, die Schauspielschule zu besuchen, also habe ich mir über die vergangenen 20 Jahre alles selbst beigebracht“, sagt er. Zur Band kam Gruber, als er Simeon Welte und Florian Reiter zusammen in einer Bar spielen sah.
Simeon Welte ist hauptberuflich Erzieher in einem Hort, in seiner Freizeit ist er in der Hip-Hop-Szene unter seinem Künstlernamen „Orangensaft“ unterwegs. Auf einer Gartenparty lernte er den IT-Studenten und Hobby-Schlagersänger Florian Reiter kennen. „Wir wussten sofort, dass wir miteinander Musik machen wollen“, sagt Welte. Ein Grund sei ihr gemeinsames Idol gewesen: der niederbayerische Musiker und Kabarettist Fredl Fesl. Zusammen mit Gruber, ein Kollege von Welte, sei so die Band
„Herzober mit Ass“ entstanden. „Der Name kommt davon, dass wir gern Karten spielen. Der Herzober steht für Bayern, das Ass für das Rheinland, weil das mein Heimatort ist“, sagt Gruber.
Alle drei Männer wohnen im Rosenheimer Landkreis und haben ihre Leidenschaft für Texte im Dialekt entdeckt. „Im Dialekt lässt es sich besser dichten“, sagt Reiter. Passend dazu tragen die drei Männer Lederhosen und stecken sich Herzober-Karten an die Tracht.
Mit ihren Texten und Liedern wollen sie gute Laune verbreiten, aber auch zum Nachdenken anregen. „Wir sind nicht politisch, aber wir nehmen die Gesellschaft und die Vergangenheit aufs Korn“, sagt Carsten Gruber. Beispielsweise geht es in einem seiner Texte darum, wie oft gerade Senioren von der Vergangenheit schwärmen. „Es hießt immer, früher wäre alles besser gewesen. Aber früher gab es den Weltkrieg, dann im Osten die Stasi, dann den Kalten Krieg, die RAF … was genau war denn besser?“, fragt er. Sein Opa sei ein Paradebeispiel dafür gewesen, einerseits von der Härte des Kriegsalltags zu erzählen und andererseits von seiner Jugend zu schwärmen.
Trotzdem darf in den Texten die Fröhlichkeit nicht zu kurz kommen. „Stoische Gelassenheit“ nennt Welte es, wenn er Lieder wie „Es ist, wie es ist“, singt. „Es geht darum, nicht immer alles so ernst zu nehmen, zu akzeptieren, was man nicht ändern kann und sich auf das zu konzentrieren, was man ändern kann“, sagt er.
Worauf sie sich als Nächstes konzentrieren, wissen sie schon: Sie wollen in Seniorenwohnheimen spielen. Auf die Idee kamen die drei Unterhaltungskünstler dank Weltes Großmutter. „Wir saßen bei ihr zum Ratschen und da meinte sie, dass ihre Freunde in den Seniorenheimen sich über Unterhaltung freuen würden“, sagt Simeon. Die Idee gefiel und so vereinbarten sie ein Konzert am 25. April in einem Brannenburger Seniorenwohnheim. Dort soll ihre Tour unter dem Motto „Künstler für Senioren“ starten.
Die drei Künstler sind offen für Unterstützung. „Das wäre klasse, wenn wir noch weitere Sänger, Dichter, Kabarettisten und Zauberer dabei hätten“, sagt Gruber.