Rosenheim – 70 Jahre Ehe. Heutzutage ist diese Dauer wirklich außergewöhnlich. Franz Wieser (101) und seine Frau Magdalena (97), genannt Leni, aus Rosenheim haben es geschafft. Doch nicht nur das. Beide haben bereits ein stolzes Alter erreicht.
Zusammen sind sie
fast 200 Jahre alt
So feierte Franz erst kürzlich seinen 101. Geburtstag und Leni wird am 11. Juli 98 Jahre alt. In ihrem Wohnzimmer hängt seit Neuestem eine kleine Leinwand. Darauf abgedruckt ist ein aktuelles Bild der beiden sowie eines von ihrem Hochzeitstag vor 70 Jahren. „Das hat er aufgehängt, der Kindskopf“, sagt Leni und lacht.
Franz war gerade mal 17 Jahre alt, als sich die beiden kennengelernt haben. Zu dieser Zeit ist der gebürtige Bozener mit seiner Familie nach Rosenheim gezogen, wo er schließlich das Ignaz-Günther-Gymnasium besuchte. Dort lernte er dann Sepp März kennen, freundete sich mit ihm an und verliebte sich in seine kleine Schwester Leni. Doch die junge Liebe musste warten. Denn nach dem Abitur wurde Franz als Soldat eingezogen. Er arbeitete zunächst für einen Offizier in Italien als Dolmetscher. „Der hat es ohne Frauen nicht ausgehalten“, erzählt Leni. „Franz musste ihm als Dolmetscher dann immer junge Mädchen schicken.“
Schließlich kam einmal ein junges Mädchen, welches große Angst hatte. Franz habe ihr dann gesagt, wenn er frech wird, solle sie ihm eine runterhauen. „Woran du dich alles noch erinnerst“, wirft Franz in Lenis Erzählung ein.
Mit der Anweisung an das junge Mädchen hat Franz es sich allerdings mit seinem Offizier verscherzt. Schließlich wurde er nach Frankreich an die Front versetzt – zu seinem Glück, wie sich herausstellte. „Nachdem Franz versetzt wurde, gab es einen Bombenangriff in Italien. Eine Bombe hat den Bunker des Offiziers getroffen und dann war er tot“, sagt Leni.
Nach dem Krieg kam Franz wieder zurück nach Rosenheim und begann sein Studium als Bauingenieur in München. Aber auch zu diesem Zeitpunkt konnte er mit seiner Leni noch nicht zusammen sein.
„Wie soll man denn da eine Familie gründen? Er hat ja nichts gehabt“, erzählt Leni. Doch ihre Familie unterstützte Franz und am 17. Februar 1954 konnten die beiden endlich in der Stadtpfarrkirche in Rosenheim heiraten. Seitdem haben die beiden kein einziges Mal gestritten, beteuert Leni. Von seiner Arbeit im Straßenbauamt war Franz einen raueren Umgangston gewohnt. „Wenn er dann nach Hause gekommen ist, wollte er auch uns herumkommandieren“, sagt Leni.
Doch ihre Lösung dafür war simpel: „Ich habe ihn ins Wohnzimmer gesetzt und die Tür zugemacht. Und dann habe ich gesungen: Alle Vögel sind schon da. Amsel, Drossel, Fink und Star und der kranke dicke Mann sitzt da. Drum schreie laut hinaus, dann ist der Kranke wieder draußen.“
Bei der großen Feier zum Ehejubiläum und zu Franz‘ Geburtstag kam die ganze Familie zusammen. Darunter sowohl die Verwandtschaft aus Südtirol, als auch die Rosenheimer Familie, zu der unter anderem Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März gehört. Er ist der Neffe von Franz und Leni Wieser.
Was das Geheimnis seines hohen Alters ist, weiß Franz selbst nicht so recht. Seine Familie hat allerdings eine Vermutung. „Er trinkt jeden Abend einen Averna“, erzählt Margit Junkersdorf, die Tochter von Franz, und lacht. Sicherlich spielt aber nicht nur der italienische Likör, sondern auch seine körperliche Fitness eine Rolle. „Er war immer sehr sportlich“, erzählt Junkersdorf. Selbst mit 90 Jahren stand er noch auf Skiern und ist seiner größten Leidenschaft nachgegangen. Auch Leni hat kein Geheimrezept fürs Altwerden. „Meine Mutter ist 100 geworden“, sagt sie. Es scheint also auch an den guten Genen zu liegen.