Rosenheim – Am Ende gibt es tosenden Applaus und eine lange Polonaise durch den Saal im Kuko: Zuvor hatten die Kinder und die sie begleitenden Eltern und Großeltern fast 90 Minuten lang gebannt verfolgt, wie die Kuh trotz aller Hindernisse ihren Weg ins Kino findet.
Das „Mu(h)sical von Mu(h)t und Glück haben“ ist eine Co-Produktion des Sternschnuppe-Ensembles und des Ensembles des Münchner Lustspielhauses. Dort wird das Stück bereits seit 2006 gespielt, seit 2016 geht das Sternschnuppen-Ensemble zusätzlich damit auf Tour.
Kinderlieder als
bunte Kompositionen
Das Sternschnuppen-Ensemble, das sind Margit Sarholz und Werner Meier aus Ottenhofen. Ihre Kinderlieder sind bunte Kompositionen, und die Rhythmen, seien es Pop, Rock oder walzerähnliche Weisen, animieren zum Mitsingen, Mitklatschen und Mitwippen.
Wenn die Kuh singt: „I bin hoit doch bloß a blede Kuah…“ ist selbst der unbeteiligte Erwachsene geneigt zu sagen: „Oh nein, das stimmt doch gar nicht.“ Eigentlich ist es absurd: Die Kuh möchte ihre langweilige Weide verlassen und in der Stadt ins Kino gehen. Ob es klappt?
Los geht das farbenreiche Spektakel allerdings ganz anders, denn das ganze Ensemble ist krank. Stattdessen stehen auf der Bühne nur eine Putzfrau, ein Bühnentechniker, eine Souffleuse und ein höchst nervöser Theaterdirektor, der die Vorstellung absagen will: „Wohlgenährtes… äh … hochbeleibtes Publikum.“
Die resolute Putzfrau legt den Wischmopp beiseite und überzeugt mit den Regieanweisungen in der Hand die Anwesenden, das Stück einfach selbst aufzuführen: „Ja, da muaß ma sich hoit was eifoin lass’n.“ Ein Rap, der die kleinen und großen Zuhörer begeistert zum Mitklatschen und Mitsingen animiert. Wer genau zuhört, erkennt sogar Anklänge an James Brown: „I feel cool, I’m a Kuhuhu“. Später gibt der Bauer, gespielt von Martin Wenzl, an der Mistgabel-Gitarre das Lied „Die Kuh, die wollt ins Kino gehen“ – inklusive grandiosem Gitarren-Luftspiel – zum Besten.
Aufmerksam verfolgen die Kinder, wie sich die Kuh für die Reise in die Stadt mit Dirndl und Rucksack aufbrezelt, mit „Odel de Cologne“ einparfümiert und wem sie auf ihrer Reise dabei alles begegnet. Seien es die beiden frechen Knödel, die gerade in der Disco waren, gespielt von Nadia Tamborrini und Martin Mantel. Oder ein Baum mit Astfingern, der mit österreichischem Akzent den Weg in alle Richtungen weist. Oder ein Straßenbegrenzungspfosten, der auch nicht zu helfen weiß.
Texte voller Frohsinn
und Wortwitz
Den Hals des mordlüsternen Metzgers ziert eine Kette aus Weißwürsten. Man ist geneigt zu beten, dass die Kuh, die unvorsichtigerweise in sein Auto steigen will, die „Nein, nein, nein“-Schreie der Kinder hört. Rosa Roller nimmt die Kuh schließlich auf ihrem Roller in die Stadt mit. Per Tram gelangt die Kuh dann doch noch ins Kino, wo sie vor der Leinwand Platz nehmen darf: „Ganz vorn‘ und mit gepopptem Korn.“
Es ist ein Mu(h)sical nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene: Texte voller Frohsinn und Wortwitz, erfrischende Live-Musik von einer Vier-Mann-Band am Seitenrand, schnelle Kostümwechsel, originelle Requisiten und ein einfallsreiches Bühnenbild. Dazu noch Frohsinn, Lebensfreude, Mut und Neugier und fertig ist der Sternschnuppen-Nachmittag.
Elisabeth Kirchner