Rosenheim – Die Mitglieder der Familie Schlosser weinen, als sie das goldene Ehrenabzeichen des THW im Rathaus entgegennehmen. Im Saal ist es still, trotz der etwa 20 Besucher im Saal. Alle Besucher sitzen um die Geehrten herum. Manche weinen leise mit der Familie.
„Immer Vollgas für
den Verein gegeben“
Das Ehrenabzeichen hätte schon im November 2023 an Siegfried Schlosser verliehen werden sollen. Er war viele Jahrzehnte Schatzmeister und Ortsbeauftragter des THW. Doch Schlosser konnte den Moment nicht mehr erleben: Er starb, bevor er das Abzeichen erhalten konnte. Deshalb wurden Urkunde und Medaille nun nach seinem Tod an seine Familie übergeben.
1974 war Schlosser in das THW eingetreten und wurde nur wenige Jahre später Leiter einer Gruppe, die sich um Abwasser und Öl kümmerte. Später übernahm er höhere Posten und wurde schließlich Ortsbeauftragter. Auch im Ausland setzte er sich ein und half beispielsweise Menschen im Libanon.
Schlosser hatte in seiner Zeit als Schatzmeister beim THW-Helferverein den Rosenheimer Christkindlmarkt und das Herbstfest durch persönliche Kontakte unterstützt. Er half ebenfalls bei der Planung und Durchführung des Inndammfestes und war für die Kassenberichte der Jahreshauptversammlungen zuständig. „Der Sigi, der gab für seinen Verein immer Vollgas, ohne dabei das Bremspedal zu vergessen“, sagt Gerhard Holzmeier, Schriftführer des THW.
Auch Siglinde Schneider-Fuchs, die stellvertretende Landesvorsitzende des THW Bayern, die bei der Verleihung nicht persönlich dabei sein kann, ließ es sich nicht nehmen, ein paar Worte an die Familie zu richten: „Ohne euch hätte er nicht leisten können, was heute ehrenvoll mit seinem Namen in Verbindung steht.“
An diesem Abend wird noch ein weiteres Abzeichen verliehen: Als Klaus Hohmanns (66) Name genannt wird, sieht er sich überrascht um, als könne er nicht glauben, dass er gemeint ist. Dann lächelt er, steht von seinem Platz auf und geht nach vorne, um das Ehrenzeichen in Silber entgegenzunehmen. „Mir wurde gesagt, dass jemand anderes das Abzeichen bekommen solle“, sagt er. Erst später habe er gemerkt, dass sich an diesem Teil des Nachmittags alles um ihn dreht. „Es ist eine unheimlich große Ehre für mich, das Abzeichen bekommen zu haben“, sagt Hohmann.
Hohmanns Vater war Leiter des THW und so sei für ihn schon früh klar gewesen, dass er ebenfalls eintrete. Mit 14 Jahren kam Hohmann zum THW und half 50 Jahre lang bei Kriseneinsätzen. Einer seiner größten Einsätze war das Hochwasser 2002 in Weesenstein in der Sächsischen Schweiz. „Häuser sind zusammengebrochen, vom Dorf war nicht mehr viel übrig“, erinnert sich Hohmann. Zehn Tage lang war er als Einsatzleiter dabei, selbst ein Teil der Bundeswehr packte unter Hohmanns Anweisungen mit an.
Von Schwierigkeiten
nie beirren lassen
Der Einsatz, der Hohmann am meisten im Gedächtnis geblieben ist, war ein Einsatz in Mazedonien während des Jugoslawien-Kriegs. „Auf dem Weg dorthin hätten wir jederzeit überfallen werden können. Das war ein komisches Gefühl“, sagt er. Trotzdem habe er sich von den Schwierigkeiten nie beirren lassen. Er habe gelernt, sich von seinen Einsätzen emotional zu entfernen. „Da darf man nicht fühlen, man muss arbeiten“, sagt er. Wenn die Bilder von Einsätzen zurückkommen, helfe es ihm, darüber mit seinen Kameraden zu reden.
Für seinen Einsatz erhielt er bereits 2005 das Ehrenzeichen in Bronze, nun konnte Dominik Helms, der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit des THW, auch das silberne Abzeichen an Hohmanns Jackett befestigen. THW-Vorsitzender Marcus Otto und Oberbürgermeister Andreas März sind ebenfalls unter den Anwesenden. „Sie haben in ihrem jahrzehntelangen ehrenamtlichen Engagement gezeigt, wie Anpacken geht“, sagt März.