Leserforum

Eigentum verpflichtet

von Redaktion

Zum Bericht „Aktivisten scheitern mit Hausbesetzung“ (Lokalteil):

Jeder, der in Rosenheim auf Wohnungssuche war, hat am eigenen Leib erfahren, wie entwürdigend es ist, mit anderen Bewerbern um eine kostengünstige Wohnung kämpfen zu müssen. Häufig entscheidet der Geldbeutel und man muss weiterziehen. Es sind einfach viel zu wenige preiswerte Wohnungen auf dem Markt, und wie ärgerlich ist es dann, Häuser oder Wohnungen leer stehen zu sehen. Wenn dann Menschen auf diesen eklatanten Mangel mit einer symbolischen Hausbesetzung hinweisen, weckt das sicher nicht nur bei mir Sympathien. Offenbar braucht es so eine Aktion, damit die Medien in aller Deutlichkeit aufzeigen können, dass hier etwas vonseiten der Wohnungspolitik seit Jahren schief läuft. Und es ist zu hoffen, dass vonseiten der Stadt endlich Initiativen ergriffen werden, um genügend Wohnraum zu schaffen.

Oberbürgermeister März reagiert gereizt und lässt jede Souveränität vermissen, wenn er äußert: „Wir müssen nicht auf diesen Verantwortungsbereich hingewiesen werden.“ Wenn es stimmt, dass die Stadt sich „tagtäglich“ um diesen Missstand kümmert, dann ist das Ergebnis ja wohl mehr als kläglich. Und dann schießt er auch noch weit übers Ziel hinaus, wenn er bei einer symbolischen Hausbesetzung gleich von „kindlich-naiven Umverteilungsfantasien der Hausbesetzerszene“ spricht. Davon kann doch überhaupt keine Rede sein. Die Hausbesetzer sagen doch in aller Klarheit, man habe „ein deutliches Zeichen gegen Leerstand“ setzen wollen. Aber März befürchtet bereits den Ausbruch der Revolution. Da hat aber einer ein ausgesprochen schlechtes Gewissen! Und den Besitzern leerstehender Gebäude sei ein Blick ins Grundgesetz empfohlen. Im Artikel 14 (2) heißt es: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

Maritta Salomon

Rosenheim

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