Anton Heindl übergibt Staffelstab

von Redaktion

Ralf Konopka wird neuer Vorsitzender des Gewerbeverbands – Viel Lob von OB März

Rosenheim – Anton Heindl stand viele Jahre an der Spitze von einem der einflussreichsten Unternehmer-Verbünde in der Region. Jetzt hat er den Vorsitz vom Rosenheimer Gewerbeverband an seinen Nachfolger übergeben. Im Hochhaus der Sparkasse fanden die Laudatoren würdige Worte für das Engagement des Metzgermeisters und ehemaligen Bürgermeisters.

Eine Lanze für den Mittelstand im Allgemeinen und die Rosenheimer Unternehmerlandschaft im Besonderen brach Oberbürgermeister Andreas März. Der Saal im Hochhaus der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling war voll besetzt. Schließlich hatten sich zur Jahreshauptversammlung vom Bund der Selbständigen (BDS)/Gewerbeverband Rosenheim alle eingefunden, um sich fundiert auf den neuesten Stand bringen zu lassen.

Unter den Gästen waren unter anderem Sparkassenvorsitzender Harald Kraus, Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl, BDS-Ehrenmitglied Heinz-Werner Bleyl sowie Vertreter befreundeter Verbände wie Maria Reiter (Handelsverband HBE), Reinhold Frey (Wirtschaftlicher Verband) und Andreas Bensegger (IHK).

Appelle und
Einschätzungen

Vor dieser nicht jeden Tag vorzufindenden „geballten Wirtschaftskompetenz“ nutzte März die Gelegenheit, einige aktuelle Appelle, aber auch Einschätzungen loszuwerden. So stehen ihm zufolge Stadt und Umland wirtschaftlich gut da, auch, wenn sich das Land insgesamt am Rande einer Rezession befinde. Fachkräftemangel und falsche Anreize durch Bürgergeld würden den Unternehmern ebenso zu schaffen machen wie teure Energiepreise und zu viel Bürokratie.

Es sei deshalb wichtig, mehr auf Eigenverantwortung und das Subsidiaritätsprinzip – höhere staatliche Institutionen greifen nur dann ein, wenn die Möglichkeiten niedrigerer Hierarchien nicht ausreichen – zu setzen. Ein weiterer Schlüssel liege in der Kommunikation: So könne unter anderem der Gewerbeverband dazu beitragen, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären. März selbst habe die Stadtverwaltung angewiesen, Spielräume im Bereich Wirtschaftsförderung stets zu nutzen, soweit diese im Zuständigkeitsbereich der Kommunen liegen. Doch eigentlich bräuchte es ein groß angelegtes Wirtschafts- und Entbürokratisierungsprogramm auf Bundesebene.

Viel Lob zollte der Oberbürgermeister dem scheidenden BDS-Ortsvorsitzenden Anton Heindl, dessen Liste an Ehrenämtern wohl beispielhaft lang ist: 30 Jahre im Stadtrat, 18 Jahre Zweiter Bürgermeister, Verbundkirchenpfleger, rund neun Jahre Vorsitzender des Gewerbeverbands und viele mehr. Zugleich rief er Heindl auf, seine Begeisterung für die Stadt beizubehalten und sich auch in der Zukunft mit Weitsicht einzubringen.

Als Impuls- und Taktgeber, der sogar in der Landeshauptstadt bekannt ist und sich vehement für die Belange der Unternehmer eingesetzt hat, bezeichnete Christian Klotz, Geschäftsführer vom BDS-Bezirksverband Oberbayern-Ost, den Vorsitzenden.

Dem schloss sich Bezirksvorstand Franz Ametsbichler, Sägewerksbesitzer aus Rott, an. Zusammen mit seiner Frau Gabriele, die ihm stets den Rücken freihält, nahm Heindl unter Beifall der Versammlung einen großen Präsentkorb entgegen. „Meinen Metzgereibetrieb habe ich 2009 nach 45 Jahren als selbstständiger Metzgermeister verpachtet und ich denke, es sollte nun wieder ein aktiver Unternehmer sein, der den Gewerbeverband leitet und führt“, erklärte er die Beweggründe seiner Entscheidung, nicht ein weiteres Mal zur Wahl anzutreten.

Heindl selbst ließ die vergangenen neun Jahre Revue passieren und einige Höhepunkte wieder aufleben. Viel habe sich in der 65 Jahre langen Geschichte des BDS in Rosenheim getan: Vom Wandel im Einzelhandel – zuerst viele kleine unternehmergeführte Geschäften, später mehr Filialisten – bis hin zum Online-Shopping. Aktuelle Themen wie künstliche Intelligenz und Galeria Karstadt Kaufhof sparte er dabei nicht aus.

Auch auf die Stadtentwicklung blickte er zurück, erinnerte an die Einrichtungen der Fußgängerzonen („Dreh- und Angelpunkt des Rosenheimer Geschäftslebens“) und die positive Entwicklung von Ludwigsplatz und Altstadt-Ost als attraktive Einkaufslage. Nicht nehmen ließ es sich der ehemalige Bürgermeister, Hoffnung auf die Realisierung weiterer Schritte anzusprechen, wie die Weiterentwicklung vom Salzstadel sowie die Verkehrsberuhigung von Kaiserstraße und Ludwigsplatz samt Einbahnregelung.

„Rosenheim hat sich verändert, die Stadt ist gewachsen, hat sich aber aus meiner Beobachtung sehr positiv entwickelt“, so Heindl. Damit einhergehend habe sich ebenso die Gesellschaft grundlegend verändert. Früher kannte man sich. Doch durch den Zuzug vieler Menschen, die in München oder in der Metropolregion arbeiten, aber hier wohnen, sei Rosenheim internationaler und vielfältiger geworden. Das spüre man, wenn man tagsüber durch die Stadt geht. „Es gibt ein Stimmengewirr aller Nationalitäten, doch ich glaube, wir brauchen alle diese Bürgerinnen und Bürger, nicht nur zum Arbeiten, sondern auch als Konsumenten, und wir dürfen nicht vergessen, dass die Einkommen- und Lohnsteueranteile dem Stadtsäckel zugutekommen“, fasste er zusammen.

Viele Betriebsbesichtigungen, Vorträge zu aktuellen Themen wie Arbeits- und Sozialrecht, Inflationsausgleichsprämie und Zeiterfassung, der Adventsbrunch im Café Brzo sowie eine Fahrt zum Brennerbasistunnel waren die Höhepunkte im BDS-Kalender. Vom sozialen Engagement profitierten „Pro Arbeit“, der Vinzentiusverein, die Nachmittagsbetreuung des Hauskrankenpflegevereins und die Rosenheimer Leibspeise. An der Finanzierung vom kostenlosen Adventsbus beteiligte sich der über 120 Mitglieder starke BDS ebenfalls.

„Der Rosenheimer Mittelstand braucht eine starke Stimme gegenüber dem Stadtrat und der Verwaltung, das ist heute noch genauso wichtig wie früher“, so Heindl, ehe er knapp 30 Betriebe für ihre 55- beziehungsweise 65-jährige Mitgliedschaft auszeichnete. Ein Dank ging ferner an die ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder, Zweite Vorsitzende Silvia Nebl und Schriftführer Thomas Möller, und an Sekretärin Angelika Schachtner.

Zum neuen Vorsitzenden wählte die Versammlung Ralf Konopka, Berater und Coach mit Schwerpunkten in Vertrieb, Marketing und Digitalisierung. Ihm steht Alexander Krapp zur Seite, der sich unter anderem mit Software-Entwicklung, Webseiten und Apps beschäftigt. Neue Schriftführerin ist Kirsten Lamprechter, die sich bisher bereits in Hohenbrunn (Kreis München) im BDS engagierte. Schatzmeister bleibt in bewährter Weise Steuerberater Guntram Klapproth. Kassenprüfer Olaf Zenker bleibt im Amt, neu für Max Keil wurde jetzt Wolfgang Gößwein gewählt.

Frühstück für
Unternehmer

Der neue Vorstand setzt unter anderem auf Vernetzung und das Bereitstellen von Fachwissen. Auch in schwierigen Zeiten will Konopka seine Mitglieder motivieren, deren Ziele zu erreichen. Als neues Austauschformat soll ein Unternehmer-Frühstück dienen.

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