„Wir dachten, gleich explodiert etwas“

von Redaktion

Nach Kellerbrand in Rosenheim: Familie Karal kann vorerst nicht nach Hause zurück

Rosenheim – Richtig erholt hat sich Filiz Karal (34) immer noch nicht. Die junge Frau lebt gemeinsam mit ihrem Mann Orhan, den beiden Kindern Zelal (3) und Avsin (8) sowie ihren Eltern und ihrem Bruder in einem Einfamilienhaus an der Troppauer Straße in Rosenheim. Jenem Haus, in dem es vor über zehn Tagen gebrannt hat.

Wie die Polizei mitteilte, wollten die Mitarbeiter eines Bauunternehmens aus dem Landkreis Rosenheim einen Heizöltank mit einer Flex aufschneiden. Die dadurch herumfliegenden Funken kamen mit den Ölrückständen und Heizöldämpfen in Berührung und lösten so einen Brand aus.

43 Einsatzkräfte
waren vor Ort

„Ich habe gerade etwas zu essen gemacht. Als ich vom Wohnzimmer zurück in die Küche gekommen bin, habe ich eine riesige Rauchwolke gesehen“, erinnert sich Filiz Karal. Sie habe nach ihrem Mann gerufen, der die Kinder aus ihren Zimmern geholt hat. „Wir dachten, gleich explodiert etwas“, ergänzt Orhan. Schnell habe ihre Familie das Haus verlassen. Die Bauarbeiter hatten währenddessen bereits Feuerwehr und Polizei informiert. 43 Einsatzkräfte der Feuerwehr Westerndorf St. Peter und der Hauptfeuerwache waren im Einsatz. Auch der Rettungsdienst war beteiligt. „Der Einsatz ist ohne größere Probleme verlaufen“, heißt es von einer städtischen Pressesprecherin auf OVB-Anfrage. Der Brand habe jedoch zu einer stärkeren Geruchsbelästigung und Rauchentwicklung geführt. Es sind Gründe dafür, warum die Familie nach wie vor nicht in ihr Haus zurückkehren kann. Ein Gutachter hat sich in den vergangenen Tagen einen Überblick über den Schaden verschafft. „Er hat gesagt, dass wir aufgrund des Brandgeruchs für zwei bis fünf Monate nicht in unser Zuhause können“, sagt Filiz Karal. In dieser Zeit muss der Keller gereinigt, der Putz entfernt und die Elektronik neu gemacht werden. Zudem muss die Wohnung gemalert und gereinigt werden. „Grundsätzlich entstehen bei jedem Brand Schadstoffe. Die meisten dieser Stoffe sind gasförmig und hochtoxisch“, sagt Hans Meyrl, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz.

Die Polizei schätzt den Schaden auf rund 50000 Euro. Wer dafür aufkommen muss, ist im Moment noch unklar. Gegen einen Arbeiter (26) des Bauunternehmens wurde ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung eingeleitet.

„Es gibt immer noch viele offene Fragen“, sagt Orhan Karal. So zum Beispiel, wie es in den kommenden Wochen weitergehen soll. Die Familie hat sich auf die Suche nach einer temporären Bleibe gemacht. Bei einer Ferienwohnung wurden sie direkt abgewiesen, etliche Hotelzimmer seien bereits ausgebucht gewesen. Im Gasthof Höhensteiger seien sie schließlich fündig geworden.

„Sie haben uns sofort ein großes Zimmer gegeben und uns gesagt, dass wir so lange bleiben können, bis unser Haus wieder bewohnbar ist“, sagt der Familienvater. Er und seine Familie seien unheimlich dankbar für die Gastfreundschaft. „Das ist nicht selbstverständlich, auch weil wir nicht wissen, wie lange wir bleiben müssen“, sagt er.

Auch die Mitarbeiter des Kindergartens „Traumwerk“ haben ihre Unterstützung angeboten. Für die Familie ist es ein schwacher Trost in dieser schwierigen Zeit. In der kommenden Woche will Orhan wieder anfangen zu arbeiten, seine Frau ist nach wie vor krankgeschrieben. Nach dem Brand musste sie ins Krankenhaus, um dort mit Sauerstoff versorgt zu werden. Noch immer hat sie Probleme mit der Atmung.

Kinder leiden unter
Bildern des Brandes

Neben den körperlichen Einschränkungen macht das Geschehen der Familie auch psychisch zu schaffen – vor allem den beiden Kindern. „Sie sehen immer wieder die Bilder vom Brand“, sagt Mutter Filiz. Zudem vermissen sie ihr Zuhause und ihre Spielsachen. Denn nach dem Feuer konnten sie nur die nötigsten Sachen einpacken. Die Familie hofft jetzt, dass sie doch früher als gedacht zurück in ihre eigenen vier Wände kann. Zumindest im Moment sieht es jedoch nicht danach aus.

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