Parkgebühren als Loretowiesenfeger

von Redaktion

Große Veränderung für Autofahrer in Rosenheim: Seit Dienstag (2. April) ist das Parken auf der Loretowiese kostenpflichtig. Wer in Zukunft dort sein Fahrzeug abstellen möchte, muss mindestens 2,50 Euro bezahlen.

Rosenheim – Es ist ein ungewöhnlicher Anblick. Auf der Loretowiese in Rosenheim herrscht gähnende Leere. Keine Spur von kreisenden Autos auf der Suche nach der letzten Parklücke, kein Gehupe oder hektisches Treiben an den Ein- und Ausfahrten. Und das an einem Werktag um 9 Uhr morgens. Normalerweise ist zu dieser Zeit kaum noch einer der rund 700 Parkplätze frei. Nicht so am gestrigen Dienstag. Über die Hälfte der Loretowiese ist leer. Der Grund scheint klar zu sein.

Nach langer
Diskussion eingeführt

Ab sofort ist das Parken dort kostenpflichtig. Das hat der Stadtrat im Juli 2023 nach langen Diskussionen entschieden. Wer einen Stellplatz auf der Loretowiese nutzen will, muss nun fünf Euro für ein Tagesticket und 2,50 Euro für ein Halbtagesticket bezahlen. Die Gebühren fallen von Montag bis Samstag zwischen 8 und 18 Uhr an. Im Gegenzug ist die erste Stunde in den Parkhäusern kostenlos.

Auch an diesem Tag scheinen viele Autofahrer sich nach einer anderen Parkmöglichkeit umgeschaut zu haben. Nur vereinzelt fahren Menschen auf die Loretowiese. Darunter ist auch Claus Ebner. „Die Parkgebühren sind scheiße“, sagt der Inhaber eines Hausmeisterservices aus dem Raum Wasserburg beim Verlassen seines Wagens. Gerade als er ein Parkticket an einem der vier Parkautomaten lösen will, reicht ihm eine Frau, die neben ihm parkt, über das Fenster ein Ticket. Sie habe doch nicht so lange gebraucht und habe keine Verwendung mehr dafür. Es wird kurz über die Parkgebühren geschimpft, dann fährt die Frau weiter.

„Das ist einfach zu teuer“, sagt Ebner. Er betreue einige Gebäudeobjekte in der Innenstadt und müsse mehrmals die Woche nach Rosenheim fahren. „Da werde ich jetzt auf Dauer ganz schön viel Geld los“, sagt der Firmeninhaber. Auf der anderen Seite sei es gut, dass nun weniger Dauerparker die Loretowiese ständig blockieren. Auch parkende Wohnmobile sind nur noch eine Handvoll zu sehen. Eines davon gehört Erlan Hartmann aus Penzberg. Er sei auf der Durchreise nach Österreich und mache auf dem Weg in den Urlaub fast immer einen Zwischenstopp auf der Loretowiese. „Sonst gibt es ja kaum Möglichkeiten für Wohnmobile in Rosenheim“, sagt der Urlauber.

Dass er nun für den Parkplatz bezahlen muss, habe er im Radio und von einem Einheimischen bei der Ankunft erfahren. Die fünf Euro bezahle er allerdings gerne. „Das ist im Vergleich zu anderen Städten sehr wenig“, sagt Hartmann. Wenige Meter neben ihm parkt Julian Neußer sein Auto. Auch er könne die Einführung der Parkgebühren nachvollziehen. „Die Stadt kann in den heutigen Zeiten nicht darauf verzichten, mit einer so großen Fläche Einnahmen zu erzielen“, sagt der Inhaber einer Firma in Rosenheim.

Dennoch sei er „zwiegespalten“, was die Bewirtschaftung angeht. „Wenn man in Rosenheim arbeitet und auf den Parkplatz angewiesen ist, ist es jetzt schon blöd“, sagt Neußer. Auch, weil es ansonsten kaum andere Parkmöglichkeiten in der Stadt gebe. „Oft bleibt dann nur das Parkhaus“, sagt der Unternehmer.

Aus diesem Grund sei auch eine 51-jährige Frau aus Bad Feilnbach, die wenig später direkt daneben ihr Auto abstellt, froh, dass sie nicht mehr so oft nach Rosenheim muss. „Anstatt der Parkgebühren sollte endlich ein Pendlerparkplatz draußen in Happing gebaut werden“, kritisiert die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Mit kleinen Bussen – ähnlich der grünen Stadtbusse in Kolbermoor – könnten die Menschen dann in die Stadt gebracht werden.

Eigentlich müsste die Loretowiese sowieso erst hergerichtet werden, bevor die Stadt da Geld verlangt“, sagt sie. Die vielen Schlaglöcher seien nicht nur für die Autos, sondern auch für ältere Menschen mit Rollatoren oder für Eltern mit Kinderwagen ein Hindernis. „Vor allem, da die Parkautomaten teilweise kaum zu sehen sind und weit auseinander-stehen.“ Erschwerend komme hinzu, dass die Automaten das Wechselgeld nicht herausgeben. „Ich wollte ein Ticket für 2,50 Euro, hatte aber nur drei Euro, meine 50 Cent habe ich nicht mehr bekommen“, sagt die Frau.

Wie Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim, mitteilt, gibt es in Rosenheim keine Parkautomaten an den Straßen und Parkflächen, die Geld wechseln können. Das könnten nur die Automaten in den Parkhäusern. Allerdings stehe ein entsprechender Hinweis auch an den Geräten.

Auch per
App bezahlen

Wer die Parkgebühren nicht passend dabei hat, könne jedoch eine App über das Smartphone zur Bezahlung verwenden. Ob die Autofahrer überhaupt ein Parkticket gelöst haben, kann bereits seit Dienstag (2. April) um 8 Uhr kontrolliert werden, sagt der Pressesprecher. Der Großteil der Parkenden hatte diesbezüglich am ersten Tag der Parkgebühren allerdings nichts zu befürchten: Fast in jedem Auto lag ein kleiner Zettel hinter der Windschutzscheibe.

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