Rosenheim – Nur Personen über 60 Jahre und Risikopatienten: Mit dieser Begründung wurde einer jungen Frau aus der Region die Corona-Auffrischungsimpfung verwehrt. Sie möchte anonym bleiben. Schließlich sei Corona immer noch ein Thema, welches die Gemüter erhitzt. „Ich habe Konzentrations-, Fokussierungs- und Gedächtnisschwierigkeiten und bin im Allgemeinen schnell erschöpft, sowohl nach geistiger, als auch nach körperlicher Anstrengung“, sagt die Betroffene. Sie hat seit zwei Corona-Infektionen mit Post Covid zu kämpfen. „Es fühlt sich an, als hätte ich einen Nebel im Kopf.“ Auch Gesprächen kann sie oft nur schwer folgen, zudem ist sie vergesslich.
Vor etwa einem Jahr hat sie bei ihrem Hausarzt um eine Corona-Auffrischungsimpfung gebeten. Begründet wurde dies mit der Impf-Reihenfolge, wie sie auch zu Beginn der Pandemie bestanden hat. Anfang November hätten die Eltern der Frau in derselben Praxis eine Impfung erhalten sollen. Doch sie mussten den Termin krankheitsbedingt absagen. Schließlich hätten sie gefragt, ob ihre Tochter die Impfung erhalten könne. „Hier war die Antwort, dass Wartelisten existieren und die nächsten Personen auf diesen Listen die Impfdosen bekommen.“ Von Januar 2023 bis November 2023 hat die Betroffene vergeblich versucht, eine Impfung zu erhalten – ohne Erfolg. Im November 2023 infizierte sie sich erneut mit Corona, wodurch die Auffrischungsimpfung vorerst hinfällig war. „Die Impfungen werden wenig nachgefragt momentan“, erklärt der Allgemeinmediziner Dr. Fritz Ihler auf OVB-Anfrage. „Aber grundsätzlich werden sie nach wie vor angeboten.“ Wartelisten hat es bei ihm in der Praxis in den vergangenen Monaten nicht gegeben. Eher hätten die Patienten warten müssen, bis sich wieder genügend Impf-Interessierte gemeldet hatten. Hintergrund hierfür ist, dass es den Impfstoff nicht als Einzelimpfstoff gibt. Würde man also nur eine Person impfen, würden die übrigen fünf Dosen verfallen.
„Jeder, der den Wunsch hatte, ist bei uns auch geimpft worden“, sagt Ihler. Risikopatienten und Personen, die beispielsweise im medizinischen Bereich oder in Altenheimen arbeiten, seien sogar noch gesondert darauf angesprochen worden. Er könne sich jedoch auch vorstellen, dass manche Kollegen aufgrund von Vorerkrankungen oder Ähnlichem bestimmte Personen nicht impfen. Zudem könne es sein, dass manche Ärzte die Impfung aufgrund der geringen Nachfrage nicht mehr anbieten. Ähnlich sieht es in den Apotheken in der Region aus. Als die Pandemie noch in vollem Gange war, wurde die Corona-Impfung auch in den Apotheken ermöglicht. Aber: „Nicht jede Apotheke kann die Impfung anbieten“, sagt Florian Nagele, Pressesprecher des bayerischen Apothekerverbands für die Region Rosenheim. Grundsätzlich ist die Impfung aber auch dort noch möglich. Nagele sagt aber auch: „In der Region kann ich die Apotheken, die die Impfung anbieten, an einer Hand abzählen.“ Ihm zufolge ist es derzeit kein Problem mehr, an eine Corona-Impfung zu kommen. Patricia Huber