Rosenheim – Eine Schatztruhe mit vielen bunten, farbenfrohen Tüchern bedeckt, am Altar der Sankt Nikolauskirche in Rosenheim, eine unpassende Dekoration? Keineswegs, wenn man bedenkt, es ist ein Trauergottesdienst für Irmengard Heindl. Das große Kirchenschiff bot nicht allen der vielen Trauergäste Sitzmöglichkeiten, viele von ihnen standen in mehreren Reihen im hinteren Teil, um gemeinsam Abschied von der Seniorchefin der Firma
Hoegner Farben und Kompetenz GmbH u. Co KG zu nehmen. Ein eindrucksvoller und würdiger Beweis der Wertschätzung der im Alter von 73 Jahren verstorbenen Irmengard Heindl.
Ob Freunde oder die ganze große „Hoegner-Familie“, alle wollten Sohn Michael mit seiner Frau Lara und den Kindern Aurora und Serafina sowie den weiteren Angehörigen bei der schmerzlichen Verabschiedung zur Seite stehen und ihrer großen Wertschätzung der Verstorbenen gegenüber Ausdruck verleihen.
Seelsorgerin Hannelore Maurer zitierte einige Passagen aus der Lesung von Apostel Paulus, der das Leben mit einem großen und leuchtenden Schatz verglichen hätte. „Aber er sagt auch, es ist ein Schatz in einem zerbrechlichen Gefäß. Spürbar wird das für uns, wenn eine Krankheit oder andere Faktoren unsere Lebensmöglichkeiten einschränken. Für Irmi Heindl war es zuletzt die schwere Erkrankung, die sie ignoriert hatte, solange es möglich war. Noch bis Januar war sie in der Firma, denn dort war ihr Platz, dort war ihr Leben“, so Maurer und ermutigte die Trauergäste: „Mit dem Tod zerbricht aber nur das zerbrechliche Gefäß, sagt Paulus, und übrig bleibt etwas Unverlierbares und Unzerstörbares: Der Lebensschatz – die Liebe, mit der ein Mensch einmal von Gott erschaffen und ins Leben hineingestellt worden ist, und die Schätze, die uns ein Mensch auch durch sein Leben hinterlassen hat.“
Warum auf dem Altar eine Schatztruhe mit bunten Tüchern steht, erläuterte die Seelsorgerin näher. „Vielleicht hätte es Irmi Heindl auch gefallen, wenn wir uns heute an die Farben ihres Lebensschatzes erinnern. Sie liebte Farben, je bunter, umso besser, am liebsten pink, und mit ihrer ziemlich direkten und humorvollen Art, die ihr eigen war, sprach sie auch aus, was sie sich gedacht hat: Wir sind ja schließlich ein Farbengeschäft und kein Bestattungsunternehmen.“
Den Lebensweg, der als Irmengard Eisenhofer im November 1950 in Bad Aibling begann, rief Maurer anschaulich in Erinnerung, der 2011 mit dem Tod ihres Gatten Christoph einen großen Einschnitt brachte, bei dem auch ein Stück von ihr selber gegangen sei. Die liebevollen Worte „wenigstens ist Oma jetzt endlich wieder bei Opa“ aus dem Kindermund der Enkelin Aurora zitierte sie und sagte: „Dass alle schweren Steine weggerückt sind und der Weg zum Leben frei ist, wollen wir jetzt auch Irmi Heindl von ganzem Herzen wünschen. Amen.“ „Irmi Heindl war für mich und meine Familie mehr als die Ehefrau von meinem Cousin Christoph, sie war eine gute Freundin“, hob Anton Heindl als Sprecher für die gesamte Familie in seinen Erinnerungsgedanken hervor. „Liebe Irmi, zu dir konnte man mit allen seinen Sorgen kommen, du wusstest für alles einen Rat. Auch wenn sie aus Bad Aibling stammte, ist sie eine echte Rosenheimerin geworden, war am Ludwigsplatz zu Hause, da fühlte sie sich wohl. Sie wollte, wie schon ihr Mann Christoph, nicht im Rampenlicht des Geschehens stehen“, sagte er voller Dankbarkeit und Anerkennung.
„Wir, das Hoegner-Team, verlieren eine hochgeschätzte Chefin, Ratgeberin und gute Seele des Unternehmens Hoegner. Frau Heindl war weit mehr als nur eine Führungskraft und Vorbild. Sie war eine Inspiration für uns alle, ein leuchtendes Vorbild von Engagement, Hingabe und Herzlichkeit“, würdigte Hoegner-Prokurist Josef Himmelstoß die Verstorbene. Ihr offenes Ohr und ihre harten, aber dennoch herzlichen Worte hätten immer wieder den richtigen Weg gewiesen.
„Sie hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, in dem Wissen, der Michi kann und macht das schon. Unvergessen wird uns ihre Präsenz in der Küche hinter dem Tresen bei den Hoegner-Hausmessen bleiben sowie ihre aufmerksamen Rundgänge um die Firma“, blickte er zurück. „So nehmen wir Abschied von einer bemerkenswerten Frau, die nicht nur unsere Chefin, sondern unser Leuchtturm war. Ihre Weisheit, ihre Güte und ihre Stärke werden in unseren Herzen weiterleben und uns begleiten“, sagte er und bedankte sich bei allen, die Irmengard Heindl die letzte Ehre erwiesen hatten. ru