Rosenheim/Pang – Eine wirklich erholsame Nacht hatte Hans Schussmann schon lange nicht mehr. Seit 37 Jahren wohnt er in Pang, nur wenige Meter von der A8 entfernt. „Der Autobahnknoten Inntaldreieck ist unstrittig einer der am stärksten mit Lärm belasteten Verkehrsabschnitte“, sagt Schussmann. Über die vergangenen Jahre habe der Lärmpegel kontinuierlich zugenommen, vor allem in der Nacht sei die Situation unerträglich. „Wir sind die Leidtragenden dieser Dauerbelastung an 24 Stunden und 365 Tagen“, sagt er.
Protestbrief an OB blieb unbeantwortet
Bereits seit 2008 kämpft Schussmann für die Errichtung einer Lärmschutzwand am Autobahnknoten Inntaldreieck. Schriftlich hatte er sich deshalb an die damalige Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer gewandt, sie darum gebeten, sein Vorhaben zu unterstützen. Weil eine Verbesserung ausblieb, hat er es zwölf Jahre später noch einmal versucht – und wandte sich mit einem neuen Schreiben an Oberbürgermeister Andreas März und eine Vielzahl von Stadträten. „Rückmeldungen habe ich bisher keine bekommen“, sagt Schussmann.
Über die Jahre ist der Frust gewachsen. Nicht nur bei ihm, sondern auch bei zahlreichen anderen Anwohnern. Denn das Dauerbrummen der Autobahn hört man – so heißt es aus der Nachbarschaft – auch in der Hocheckstraße, dem Pfraundorfer Weg, der Stiegelstraße und dem Bründl-weg. Der Lärm der Autobahn sei zudem über die Jahre immer schlimmer geworden.
Es ist eine Einschätzung, die von offiziellen Zahlen belegt wird: Im Jahr 1992 lag die Gesamtbelastung auf der A8 in Höhe Rosenheim bei 50000 Fahrzeugen pro Tag in beiden Richtungen. Bei der jüngsten Dauerzählung ergab sich für den gleichen Autobahnbereich ein Wert von etwa 88000 Fahrzeugen pro Tag – fast doppelt so viele. Das bestätigt ein Sprecher der Autobahn GmbH des Bundes auf OVB-Anfrage. „Ausgeprägte außergewöhnliche Belastungsspitzen in der Ferien- und Urlaubszeit sowie an den Wochenenden führen tageweise zu einer Überlastung der A8“, fügt er hinzu. In diesem Zusammenhang weist er auch darauf hin, dass die Zahlen weiter steigen werden. „Für das Jahr 2035 liegt die Prognose bei etwa 106000 Fahrzeugen pro Tag und damit an der Grenze des Einsatzbereiches eines sechsstreifigen Autobahnquerschnitts“, sagt der Sprecher. Eine Überlastung der Autobahn A8 würde ohne Ausbau dann häufiger auftreten.
Doch konkrete Pläne für besagten Ausbau gibt es im Moment noch nicht. Zwar sind im Bundesverkehrswegeplan zahlreiche Ausbaumaßnehmen an der A8 vorgesehen. Wann es konkret im Bereich des Ortsteils Pang losgeht, ist bisher jedoch nicht festgelegt. Dafür soll der sechsspurige Ausbau zwischen Achenmühle und dem Bernauer Berg 2025 beginnen, der Abschnitt zwischen Rosenheim und Achenmühle ist laut dem Sprecher im Anschluss geplant.
Für die Panger Bürger heißen diese Pläne vor allem eines: Sie müssen weiter warten. Denn erst, wenn der Ausbau kommt, wird es auch einen Lärmschutz geben. „An bestehenden Autobahnen ohne Ausbau richten sich Lärmschutzmaßnahmen als freiwillige Leistung des Bundes an den Vorgaben der Lärmsanierung“, erklärt der Sprecher. Die Grenzwerte seien hier höher ausgesetzt als bei einem Neu- oder Ausbau, und die Frage der Wirtschaftlichkeit müsse kritisch geprüft werden. Damit der Bund aber überhaupt reagiert, müsste die Stadt aktiv werden. Und zumindest das scheint nicht geplant sein. „Uns liegen keine weiteren Beschwerden vor“, sagt Christian Baab, Pressesprecher der Stadt. Er erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass die Entscheidung über die Errichtung einer Lärmschutzwand einzig und allein bei der Autobahn GmbH liege. Zumal sei der Bau ohnehin geplant, sobald die Straße ausgebaut wird.
Verständnis dafür hat Hans Schussmann nicht. Er ist es leid, vertröstet zu werden. „Die Forderung nach einer Lärmschutzwand kann nicht weiter aufgeschoben werden“, kritisiert er. Denn seitdem auf der Raublinger Straße eine Lärmschutzwand errichtet wurde, habe die Lärmbelästigung in Pang noch einmal zugenommen. „An der Wand prallt der Lärm zurück und potenziert den Lärm auf der Seite von Pang“, heißt es in dem Schreiben an Oberbürgermeister Andreas März.
Bäume und Sträucher keine echte Lösung
Wenn schon keine Lärmschutzwand aufgestellt werden kann, sollten Schussmann zufolge zumindest Bäume und Sträucher gepflanzt werden. Zumindest der Sprecher der Autobahn GmbH des Bundes hält davon wenig: „Pflanzungen werden üblicherweise nicht als Lärmschutzmaßnahme eingesetzt, da sie nur in geringem Umfang schallmindernd wirken.“ Hilfe für Pang ist also offensichtlich erst einmal nicht in Sicht – genauso wenig wie erholsame Nächte für Hans Schussmann.