Rosenheim – Zwei Jugendliche spielen draußen Fußball. Im Inneren des Jugendtreffs sitzen einige auf der Couch und reden miteinander oder spielen Playstation. In den Räumen am Kardinal-Faulhaber-Platz 7 in Rosenheim ist ständig was los. Und das freut vor allem den Einrichtungsleiter Gregor Schumm. Seit 2010 ist der Sozialpädagoge der Leiter des „Jugendtreffs Logo“. Nun möchte er einiges verändern. Im OVB-Gespräch verrät er, was er für die Zukunft geplant hat und warum ein Jugendtreff in Rosenheim so wichtig ist.
Warum braucht es einen Jugendtreff in der Stadt?
Bei uns geht es ganz klar um die selbstbestimmte Freizeitgestaltung. Wir trennen diesen Ort deshalb auch strikt von der Schule. Die Jugendlichen haben hier einen freien Raum, wo sie mal nicht mit dem Schuldruck konfrontiert werden. Sie sollen sich hier das nehmen, was sie brauchen. Hinter dem Jugendtreff steckt außerdem viel Beziehungsarbeit.
Wir wollen ein Vertrauen zu den jungen Menschen aufbauen. Die Jugendlichen sollen uns kennenlernen und zu uns kommen, wenn irgendetwas ist. Das Ziel ist es, möglichst viele Jugendlichen zu erreichen. Deshalb sind wir unserem Träger, dem Vinzentiusverein, sehr dankbar, da er uns die Freiheit gibt, flexibel zu handeln und spontan auf den Willen der Jugendlichen zu reagieren. Im Moment intensivieren wir unser „Nach draußen gehen“ und die damit verbundene Arbeit im Stadtteil. Wir sind daher mehr als ein klassischer Jugendtreff.
Was meinen Sie mit „Nach draußen gehen”?
In unserer Umgebung wollen wir uns als Ansprechpartner für die Jugend etablieren. Deshalb machen wir auch Kooperationen mit dem Sozialraumteam Nord aus Rosenheim. Durch unsere regelmäßige Teilnahme an den Sitzungen erfuhren wir von Kindern und Jugendlichen in den Tiny Häusern, die sich einen Ball wünschten. Gemeinsam organisierten wir ein regelmäßiges Angebot mit einer Spielekiste, um den Kindern und Jugendlichen Alternativen in der Freizeitgestaltung aufzuzeigen. Auch hier geht es wieder um den Aufbau von Beziehung und Vertrauen. Mittlerweile kommen die Kinder und Jugendlichen von dort regelmäßig zu uns in die Einrichtung und haben dadurch einen Ansprechpartner für ihre Belange. Die Kooperation mit anderen Institutionen und der Stadt ist wichtig, denn wir wollen alle das Beste für die Jugend.
Wie wollen Sie Vertrauen zu der Jugend aufbauen?
Wir wollen zeigen, dass wir da sind. Wir wollen den Jugendlichen zur Seite stehen und mit ihnen in Kontakt treten, um sie zu unterstützen. Um alle Jugendlichen erreichen zu können, ist eine reine Treffstruktur nicht sinnvoll. Wir müssen viel mehr über die Grenzen des Jugendtreffs hinausgehen und im Stadtteil bekannt und präsent sein. Wichtig ist uns, dass wir so nah am Willen der Jugendlichen arbeiten und sie in die Entscheidungen miteinbeziehen. Auf politischer Ebene wird immer über die Jugendlichen geredet. Wir sollten nicht über sie reden, sondern mit ihnen. Und das ist das Besondere an der Jugendarbeit. Wir müssen immer flexibel sein, denn auch die Themen, die sie beschäftigen, sind immer unterschiedlich.
Inwiefern haben sich die Themen der Jugendlichen in den vergangenen Jahren geändert?
Die Interessen der Jugendlichen sind natürlich immer individuell. Aber klassische Themen, wie Identitätsfindung, Liebeskummer und Probleme zu Hause, beschäftigen viele immer noch. Und bei unseren Stammbesuchern merkt man schon, dass der Schuldruck stärker geworden ist. In diesem Zusammenhang ist noch großer Redebedarf da.
Sie reden mit den Jugendlichen also über die klassischen Themen. Beschäftigen sich die jungen Leute auch mit politischen Themen?
Auf jeden Fall. Alle zwei Wochen haben wir „Whoch3“ (Wissen, Werte, Wir) bei uns, um über aktuelle Themen zu diskutieren. Die Jugendlichen tauschen sich mit den Erwachsenen über das Gendern, Gewalt oder Sexualität aus. Also über alles, was zurzeit gesellschaftlich aktuell ist. Gerade überlegen wir, wie wir das Thema rund um die Europawahl ab 16 aufarbeiten.
Nun fand das „Grill und Chill”-Event statt, um sich für die Fördergelder zu bedanken. Wofür werden diese verwendet?
Wir sind dankbar für die Förderung der Sparkassenstiftung Zukunft für die Stadt Rosenheim und den Beitrag der Waisenhausstiftung der Stadt Rosenheim. Jetzt haben wir die Möglichkeiten, um unsere Arbeit im Stadtteil zu intensivieren und noch näher an den Jugendlichen dran zu sein.
Welche Projekte gibt es?
Zum Beispiel arbeiten wir mit der Fachambulanz für Suchterkrankungen von der Diakonie Rosenheim zusammen. Dort haben wir über die Cannabis-Teillegalisierung gesprochen. Wir kooperieren auch mit Schulen zusammen, um den Jugendlichen zu zeigen, dass wir als Ansprechpartner außerhalb der Schule für sie da sind.
Und wie viele Jugendliche nehmen dieses Angebot derzeit an?
Eine Besonderheit bei uns ist, dass es einen Kids-Treff für Kinder von acht bis zwölf Jahren gibt und dann den Jugendtreff für Kids zwischen zwölf und 18 Jahren. Vergangenes Jahr waren 731 Kinder beim Kids-Treff dabei und 2250 beim Jugendtreff.
Was erhoffen Sie sich von der Zukunft?
Mit den angesprochenen Fördergeldern wollen wir jetzt einen Perspektivwechsel wagen. Früher hießen wir „Jugendtreff Logo”. Nun haben wir uns in „Jugendarbeit Logo” umbenannt, da wir möglichst alle Kinder und Jugendlichen in unserem Stadtteil erreichen wollen. Also auch die, die wir bisher nicht mit unserem Treffangebot angesprochen haben. Unsere klare Botschaft an die Jugend:
„Wir sind für euch da!“
Interview: Jennifer Beuerlein