Jack-Wolfskin-Store schließt

von Redaktion

Wieder macht Geschäft dicht – Citymanagement kümmert sich um Leerflächen

Rosenheim – Für Helmut und Irmi Quitt war es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Seit einigen Monaten überlegen die Betreiber des Jack-Wolfskin-Stores an der Hafnerstraße bereits, wie es mit ihrem Geschäft weitergehen soll. „Die Kunden bleiben aus“, sagt Helmut Quitt. Er nennt Inflation und Preissteigerungen als Gründe, aber auch die Tatsache, dass es immer weniger Leute in die Rosenheimer Innenstadt zieht. „Der Einzelhandel hat es schwer, vor allem seit der Pandemie“, ergänzt seine Frau Irmi.

Seit 26 Jahren selbstständig

Vor 26 Jahren beschloss das Paar, sich selbstständig zu machen. Erst mit einem Outdoor-Geschäft Am Roßacker, später mit dem Jack-Wolfskin-Store. Nach elf Jahren an der Münchener Straße zogen sie in die Hafnerstraße, wo sie in den vergangenen 15 Jahren Outdoor-Ausrüstung verkauft haben. Unterstützt wurden sie in Rosenheim von zwei Mitarbeitern. „Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagt Helmut Quitt.

„Die Arbeit hat uns immer großen Spaß gemacht“, sagt Helmut Quitt. Er und seine Frau lieben selber die Natur, sind gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Auf einer dieser Touren, vor 30 Jahren, sei auch die Idee entstanden, sich selbstständig zu machen. „Wir sind anderthalb Jahre um die Welt geradelt“, sagt Helmut Quitt und ergänzt: „Das war zu einer Zeit, wo es noch kein Sabbatical gegeben hat.“

Nach den 18 Monaten seien sie wieder in ihre alten Berufe zurückgekehrt – er in seinen Job als Bauingenieur, sie als kaufmännische Angestellte. „Aber es hat nicht mehr gepasst“, erinnert sich Helmut Quitt. Also fassten sie den Entschluss, ihr Hobby zum Beruf zu machen und ihr Wissen an die Kunden weiterzugeben.

Neben dem Geschäft in Rosenheim führten sie über 15 Jahre drei Läden in München und waren für über 35 Mitarbeiter verantwortlich. Mittlerweile wurden die Läden von Jack Wolfskin übernommen. „Die Mieten wurden immer höher, und die Umsätze sind gesunken. Das konnten wir irgendwann nicht mehr stemmen“, sagt Irmi Quitt.

Jetzt geben sie auch ihr Geschäft in Rosenheim auf. Weil Kunden fehlen, aber auch, wegen ihres Alters. „Wir wollten unseren Franchise-Vertrag nicht noch einmal für fünf Jahre verlängern“, sagt Helmut Quitt. Er sei jetzt 65, wolle es etwas ruhiger angehen lassen und mehr Zeit mit der Familie verbringen. Einen Nachfolger gebe es ohnehin nicht.

„Natürlich sind unsere Kunden enttäuscht“, sagt der 65-Jährige. Viele von ihnen kaufen schon seit 26 Jahren bei ihm im Laden ein, kommen zum Teil sogar aus Südtirol angereist. Generell sei es traurig, dass es mit der Schließung seines Geschäfts einen weiteren Leerstand in Rosenheim gibt – und damit kaum noch Fachgeschäfte, die auf Outdoor-Ausrüstung spezialisiert sind.

„Wir hätten uns gewünscht, dass sich die Stadt auch für die kleinen Einzelhändler einsetzt und nicht nur für die großen“, sagt Helmut Quitt. In den kommenden Monaten wollen er und seine Frau sich noch einmal Zeit für den ein oder anderen Ratsch mit ihren Kunden nehmen und sich an die vergangenen Jahre erinnern. Anschließend sei der erste gemeinsame Urlaub seit sieben Jahren geplant. Denn auch dafür war aufgrund der Selbstständigkeit so gut wie keine Zeit.

Wie es nach der Schließung mit der Immobilie an der Hafnerstraße weitergeht, scheint im Moment noch offen. Helfen könnte Axel Klug, Geschäftsführer des Rosenheimer Citymanagements. Seit einigen Tagen ist er auch als Flächenmanager im Einsatz. Eine Position, die sich die Rosenheimer SPD in einem Antrag gewünscht hatte, um den Leerständen in der Innenstadt den Kampf anzusagen. „Immobilieneigentümer erhalten auf Wunsch fachkundige Unterstützung zur Nachnutzung von Leerständen oder Beratung, wenn eine Umnutzung ansteht“, heißt es vonseiten des Citymanagements.

Nach umfassenden Vorbereitungen und der Bewilligung des Förderprogramms „Neue Läden und neue Ideen für Bayerns Innenstädte“ durch den Freistaat sowie Zuschüsse durch die Stadt Rosenheim geht das Flächenmanagement nun in die Umsetzungsphase.

Insgesamt stehen für das Projekt bis zum 31. März 2026 Mittel in Höhe von 120000 Euro zur Verfügung. „Modernes City-Management muss die Gegenwart mit den Erfahrungen der Vergangenheit verknüpfen, um die Zukunft aktiv zu gestalten. Das Flächenmanagement verfolgt genau dieses Ziel und ergänzt das bestehende City-Management auf sinnvolle Weise“, sagt Axel Klug.

Unterstützung
durch Fachberater

Unterstützt wird Klug von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA). Die Fachberater werden ihm zufolge vor allem in den Bereichen Datenerfassung, Datenauswertung, Fachberatung und der Moderation des Rosenheimer Flächenmanagements aktiv sein. „Eine erste Veranstaltung zum Thema Flächenmanagement befindet sich derzeit in der Vorbereitung“, sagt Klug. Interessierte Hausbesitzer haben zudem die Möglichkeit, über die allgemeine Beratung hinaus, eine vertiefte Gebäude- und Konzeptanalyse gegen Honorar von der GMA erstellen zu lassen.

„Der Schritt markiert einen bedeutenden Fortschritt für die Entwicklung der Rosenheimer Innenstadt und kann die Attraktivität des Standorts weiter steigern“, ist Klug überzeugt.

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