Rosenheim – Es gibt kaum einen Ort, an dem sich Marisa Steegmüller ihrem Vater Franz näher fühlt, als in seinem Büro in der Brauerei. „Wir lassen alles genauso, wie es ist“, sagt die geschäftsführende Gesellschafterin der Flötzinger Brauerei. Am Montag hatte sie bekannt gegeben, dass ihr Papa, Franz Steegmüller, verstorben ist. Im Alter von 87 Jahren, friedlich eingeschlafen im Kreise der Familie.
Ein kleiner Einblick in ein erfülltes Leben
„Er hat sich, wie immer, den richtigen Zeitpunkt ausgesucht“, sagt Steegmüller. Sie sitzt am Schreibtisch ihres Vaters. An der Wand gegenüber hängen zahlreiche Erinnerungen. Neben Geweihen reihen sich Bilder aus den vergangenen Jahren. Sie zeigen die Familie Steegmüller. Einige sind bereits verblichen, andere wurden erst kürzlich aufgehängt. Sie sind ein kleiner Einblick in das lange und erfüllte Leben des Franz Steegmüllers. Ein Mann, der sich erst am Freitag, 10. Mai, noch den Neubau der Logistikhalle angeschaut hatte. Er unterhielt sich mit den Mitarbeitern, erzählte die ein oder andere Anekdote. „Es gibt kein Gebäude, dessen Geschichte er nicht kennt“, sagt Brauerei-Geschäftsführer Lorenz Stiglauer. Während er erzählt, schweift sein Blick über die Bilder an der Wand. „Die Brauerei war sein Lebenswerk“, sagt er.
Er sei jemand gewesen, für den ein Handschlag genauso bindend gewesen ist, wie eine Unterschrift. Für den es nicht nur um das Geschäft ging, sondern auch um den Menschen. Dem Demut und Dankbarkeit unfassbar wichtig gewesen seien. Ein Mann, dessen Leidenschaft die Jagd war. Der es genoss, Zeit mit seinen vier Enkeln zu verbringen. „Er hat nie ein böses Wort über irgendjemanden verloren“, sagt seine Tochter. Statt sich über Dinge aufzuregen, habe er lediglich mit den Schultern gezuckt und gesagt: „Was geht es uns an.“ Es sind Dinge, an die sich Marisa Steegmüller noch lange erinnern wird. Vor allem dann, wenn sie im Büro ihres Vaters sitzt, auf seinem Stuhl. „Hier treffe ich ab jetzt alle wichtigen Entscheidungen“, sagt sie. Genauso, wie es ihr Vater in den vergangenen 60 Jahren getan hat. Immer und immer wieder. Man merkt ihr an, wie schwer es ihr fällt, über seinen Tod zu sprechen. Über den Mann, den sie einmal am Tag besucht, und mit dem sie täglich telefoniert hat. „Ich will ihn immer noch anrufen, aber das geht jetzt eben nicht mehr“, sagt sie.
Was bleibt, sind die Erinnerungen. Erinnerungen, die jetzt an der Kaiserstraße sichtbar gemacht werden sollen. „Wir suchen schon seit einer Weile nach einem passenden Namen für den Flötzinger-Stadel“, sagt Lorenz Stiglauer. Der ist jetzt gefunden. Ab sofort trägt das Haus den Namen „Franz am Wiesntor“. „Es ist die letzte Hommage an meinen Vater“, sagt Marisa Steegmüller. Kurz wird sie still. Dann fügt sie lächelnd hinzu: „Sein Erbe wird in jedem Schluck Bier, den wir genießen, weiterleben.“ Es ist eine Sache, die ihr wichtig ist. Dass Menschen, die ihren Vater kannten und schätzten, auf ihn anstoßen – mit Flötzinger-Bier.
„Man merkt, wie die Zeit vergeht“, fügt Stiglauer hinzu. Es gebe die Brauerei mittlerweile seit fast 500 Jahren. 60 Jahre davon mit Franz Steegmüller an der Spitze. „Er ist einen Marathon gelaufen. Jetzt hat er den Staffelstab an uns übergeben“, sagt der Geschäftsführer. Einen Staffelstab, den sowohl er als auch Marisa Steegmüller gerne entgegennehmen.
Beerdigung im städtischen Friedhof
Der Trauergottesdienst findet am Freitag, 24. Mai, um 13 Uhr in Christkönig statt. Um 14.30 Uhr folgt die Beerdigung im städtischen Friedhof. Dort wird Franz Steegmüller seine letzte Ruhe finden – direkt neben seiner Frau Martha, die im August 2022 verstorben ist. „Am Muttertag hat sie ihn zu sich geholt, damit sie den Tag zusammen verbringen können“, sagt Tochter Marisa.