„Eine Verkehrspolitik wie in den 60ern“

von Redaktion

Interview FDP-Politiker Marcus Moga rechnet mit Rosenheim ab

Rosenheim – Es gibt viele Themen, mit denen sich Marcus Moga (26) auseinandersetzt. Doch das Hauptaugenmerk des neuen Kreisvorsitzenden der FDP liegt auf allem, was mit Verkehr zu tun hat. Schließlich ist er von Beruf Fahrlehrer. Im Gespräch mit dem OVB erklärt er, warum in Rosenheim noch viel getan werden muss und wieso ein Umdenken dringend notwendig ist.

Fahrlehrer und Kreisvorsitzender bei der FDP – wie passt das zusammen?

Ich war zuerst in der FDP und habe dann als Fahrlehrer begonnen (lacht). Davor habe ich eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten gemacht. Nach eineinhalb Jahren in dem Beruf habe ich aber schnell gemerkt, dass ich eine neue Herausforderung brauche. Aus diesem Grund bin ich Fahrlehrer geworden.

Also sind Sie in Ihrer Partei der Verkehrsexperte?

Gerade in der Kommunalpolitik ist es wichtig, zu wissen, wie der Verkehr in der Stadt überhaupt funktioniert. Und da würde ich jetzt einfach mal behaupten, dass ich mich damit sehr gut auskenne (lacht).

Und, wie läuft es in der Stadt Rosenheim in Sachen Verkehr?

Nicht gut. Rosenheim fühlt sich oft an wie ein großes Dorf. Aber wenn man auf den Verkehr blickt, hat man eher das Gefühl, in einer Großstadt zu leben. Überall muss man sehr viel Zeit einplanen, unter anderem wegen der zahlreichen Baustellen.

Straßen müssen nun mal repariert werden.

Natürlich, das ist unabdingbar, führt aber eben auch dazu, dass der Verkehr in Rosenheim stockt. Vor allem zu den Stoßzeiten. Wenn ich mit meinen Fahrschülern während dieser Zeit unterwegs bin, dann ist es eher eine Steh- als eine Fahrstunde. Fest steht, dass es hier Verbesserungen braucht.

Wie lässt sich das Verkehrsproblem Ihrer Meinung nach lösen?

Indem man einen Blick in andere Städte wirft. Nehmen wir beispielsweise Ingolstadt. Dort wurde die Altstadt für den Durchgangsverkehr abgeriegelt. Das hat dazu geführt, dass die Innenstadt attraktiver und belebter wurde.

Eine ähnliche Idee gibt es für Rosenheim.

Genau, es gibt ein Konzept, das einen Ringverkehr vorsieht. Letztendlich lässt sich das natürlich erst dann umsetzen, wenn die Westtangente fertiggestellt ist. Anschließend sollte unser Ziel sein, den Verkehr aus der Innenstadt herauszubekommen. Meiner Meinung nach sollte übrigens auch die Kaiserstraße dauerhaft gesperrt bleiben.

Wie realistisch ist es, die Autos aus der Innenstadt rauszubekommen?

Das Problem ist, dass in Rosenheim immer noch Verkehrspolitik wie in den 60er-Jahren betrieben wird. Alles muss mit dem Auto angefahren werden können. Es wird überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Von diesem Denken müssen wir wegkommen. Wir können nicht noch mehr Verkehr in unsere Innenstadt lassen.

Gibt es in Rosenheim überhaupt genügend Alternativen zum Auto?

Der Stadt gehört mittlerweile der Rosenheimer Stadtverkehr. Hier sollte also hoffentlich schnellstmöglich mit einigen Verbesserungen zu rechnen sein. Fest steht, dass wir eine bessere Taktung brauchen. Es ist ein Unding, dass wir keinen Busverkehr am Sonntag haben. Wir können nicht den Autoverkehr aussperren, gleichzeitig aber keine Alternativen schaffen. Ein wichtiger Punkt in meinen Augen ist auch die Bewirtschaftung der Loretowiese. Das eingenommene Geld kann unter anderem für den Ausbau des ÖPNV verwendet werden.

Wie steht es um den Radverkehr in Rosenheim?

Die Fahrradstreifen in der Stadt sind ein großes Manko. Das merke ich immer wieder während meiner Fahrten. Sie befinden sich etwa wie in Aising mitten auf der Fahrbahn. Das ist für alle Beteiligten ein riesiges Problem. Andere Fahrradstreifen hören einfach auf, beispielsweise in der Prinzregentenstraße. Plötzlich befinden sich Autos, Lkw und Radfahrer alle gemeinsam auf einer Straße.

Das führt immer wieder zu brenzligen Situationen.

Genau. Erst kürzlich hat mir ein Radfahrer den Seitenspiegel angefahren, als er versucht hat, an meinem Auto vorbeizufahren. Das ist für alle Beteiligten einfach eine sehr unzufriedenstellende Situation.

Was läuft gut in
der Stadt?

Es ist gut, dass mittlerweile überhaupt etwas für den Radverkehr getan wird. Das ist ein guter erster Schritt, der nur leider sehr schlecht umgesetzt ist.

Jetzt sind Sie aber schnell wieder ins Negative abgedriftet.

Zurück zum Positiven (lacht). Gut ist auch, dass es immer mehr Tempo-30-Zonen in Rosenheim gibt. Die Begrenzung an der Grundschule in der Prinzregentenstraße war in meinen Augen schon lange überfällig. Aber auch hier wurde einfach nicht sauber gearbeitet. Es fehlt ein Verkehrszeichen. Ich will nicht kleinlich sein. Am Ende des Tages ist es gut, dass überhaupt was passiert ist. Aber es ist einfach ein weiteres Beispiel dafür, wie oft es an der Umsetzung hapert.

Also doch wieder zurück zum Negativen.

Es gibt einfach zu viele Beispiele. Da wäre beispielsweise die Innbrücke. Dort gibt es in Richtung stadtauswärts zwei Fahrstreifen, die man schon vor den Sanierungsarbeiten kaum gesehen hat. Jetzt hat die Brücke also einen neuen Belag bekommen. Das Problem: Jetzt fehlt die Fahrbahnmarkierung komplett. Statt es richtig zu machen, hat sich die Stadt aus der Verantwortung gezogen. Jetzt müssen die Verkehrsteilnehmer halt schauen, dass nichts passiert.

Interview: Anna Heise

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