„Es tut mir sehr weh“

von Redaktion

Die „Schokobuam“ in der Heilig-Geist-Straße schließen nach nur einem Jahr

Rosenheim/Bad Aibling – Sebastian Buttgereit hat kaum noch Zeit für seine Familie. Sein Arbeitstag beginnt um sechs Uhr und endet um Mitternacht. Auch am Wochenende wird gearbeitet. Denn neben seiner Arbeit als Leiter des Geschäfts „Schokobuam“ steht Buttgereit in Rosenheim seit Februar meist alleine hinter dem Verkaufstresen. Nach Ladenschluss stehen noch die organisatorischen Arbeiten des Geschäftsleiters an. Die viele Arbeit mache ihm aber nichts aus. „Selbst und ständig, das ist als Chef nun mal so“, sagt Buttgereit.

Stammkundschaft
im ganzen Landkreis

Die „Schokobuam“ fingen 2023 in Bad Aibling mit dem Verkauf von Schokoküssen an. Das Konzept wurde gut angenommen, aus einem Pop-up-Store wurde ein fester Verkaufsstandort. Es folgte noch im gleichen Jahr ein zweiter Laden in der Heilig-Geist Straße in Rosenheim.

Mittlerweile besteht das Sortiment der „Schokobuam“ nicht mehr nur aus Schokoküssen. Verschiedene Schokoladen-Skulpturen stehen in den Regalen. Schoko-Pumps mit zuckriger Spitze, Nachbildungen der Nintendo-Figur Super Mario sowie Fußbälle und Pokale zur Fußball-EM. Doch Buttgereit und sein Mitgründer Maximilian Lederer stießen bald auf ein Problem. „In Rosenheim sind viele Touristen unterwegs, die einmal kaufen und dann heimreisen“, sagt Buttgereit. Dadurch fehle eine Rosenheimer Stammkundschaft. 35 bis 40 Kunden habe es in Rosenheim täglich gegeben, sagt Buttgereit, zu Weihnachten sogar bis zu 80. Damit soll nun zumindest in Rosenheim Schluss sein. Am 15. Juni wird der Standort in der Stadt geschlossen.

„Die Menschen, die regelmäßig zu uns kommen, leben im ganzen Landkreis verstreut“, sagt Buttgereit. Es mache für viele dieser Menschen kaum einen Unterschied, ob der Laden nun in Rosenheim oder Bad Aibling stehe. Die Schokolade wird dazu auch weiterhin online verkauft und in ganz Deutschland sowie den Nachbarländern ausgeliefert. „Es tut mir sehr weh, dass der Laden schließen muss“, sagt Buttgereit. Doch seit der letzte Mitarbeiter im Februar gekündigt habe, wären die Kosten im Rosenheimer Laden zu hoch. Die Suche nach neuen Mitarbeitern verlief ohne Erfolg. „Feste Arbeitszeiten ohne Homeoffice und dann noch allein im Laden, das hat wahrscheinlich viele abgeschreckt“, sagt Buttgereit. In Bad Aibling seien mehr Menschen beschäftigt, sodass das Arbeitspensum besser verteilt werden kann. Eine Mitarbeiterin aus Bad Aibling würde sogar hin und wieder nach Rosenheim fahren, um ihren Chef im Laden zu unterstützen. „Es braucht zwei Menschen im Geschäft und selbst dann gibt es keine Arbeitspausen“, sagt er. Trotzdem reichen alle Bemühungen nicht aus, um in Rosenheim bleiben zu können.

Stattdessen wollen sich die „Schokobuam“ nun auf ihren Heimatort Bad Aibling konzentrieren. Dort wird in der Färbergasse ein To-Go Laden eröffnet, in welchem Schoko-Fans ihre Süßigkeiten an der Straße kaufen können. In der Kirchzeile sowie in der Miesbacher Straße am Schliersee werden dazu noch Tee und Pralinen angeboten.

Wie es mit der bald leeren Verkaufsfläche weitergeht, ist unklar. „Wir suchen schon seit vier Monaten nach einem Nachfolger“, sagt Buttgereit. Bislang habe es aber noch keine ernsthaften Interessenten gegeben. Der „Schokobuam“-Geschäftsleiter vermutet einen Zusammenhang mit dem Leerstand in Rosenheim sowie den hohen Mieten.

Neuer Leerstand
nicht auszuschließen

Axel Klug, Geschäftsführer des City-Managements Rosenheim teilt auf OVB-Anfrage mit, dass es unabhängig von der Ladengröße nicht einfach ist, die Räume neu zu besetzen. „Generell kann man davon ausgehen, dass ein kleines Geschäft nicht so hohe Grundkosten hat“, sagt er. Das könne für Geschäftsgründer attraktiv sein. Allerdings würden diese Unternehmen auch keine hohen Umsatzzahlen haben. „Es kommt also darauf an, ein tragfähiges Konzept zu finden“, sagt Klug. In der Heilig-Geist-Straße, die in absehbarer Zeit nicht weit weg von der neuen Tourist-Info sein wird, könnte das seiner Meinung nach funktionieren.

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