Bier für den Rosenheimer Stadtrat

von Redaktion

Die Kluft zwischen Veganer und Fleischesser ist oftmals groß. Das möchte der Verein Vegans of Rosenheim ändern. Mit einem offenen Brief wenden sie sich an den Oberbürgermeister Andreas März. Warum es obendrauf noch ein kaltes Bier als Geschenk gibt.

Rosenheim – Es sind zwei völlig verschiedene Lebensweisen. Und welche die bessere Lebensform ist, kann hin und wieder mal zum Streitthema werden. Die Veganer auf der einen Seite, die sich rein pflanzlich ernähren und sich rechtfertigen müssen, warum sie keine tierischen Produkte essen. Und auf der anderen Seite die Karnivoren, die gerne mal zum Fleisch greifen. Die Kluft zwischen Veganern und Fleischessern ist oftmals groß und scheint meist unüberwindbar. In Rosenheim soll sich das nun ändern.

Denn, dass es diese zwei verhärteten Seiten gibt, sei vollkommen unnötig. So sieht es zumindest der Verein Vegans of Rosenheim. Mit einem offenen Brief wenden sie sich an den Oberbürgermeister Andreas März, um das Streitthema zu beenden. Sie wollen ein gemeinsames Miteinander schaffen.

Denn Veganer würden sich nicht allzu sehr von anderen unterscheiden. „Die meisten von uns sind nicht vegan geboren, einige machen auch noch Ausnahmen und unabhängig davon, macht uns auch mehr aus, als unsere Ernährungsform“, schreibt Alex Saalfeld von den Vegans of Rosenheim in dem Brief.

Sie gehen feiern, ins Kino oder ins Fitnessstudio, treffen sich mit Freunden und besuchen Restaurants oder gehen gemeinsam etwas trinken. Es sind Dinge, die sie nicht von anderen Menschen unterscheidet. „Wir haben viel, was uns verbindet“, sagt Saalfeld. Und an diesem Punkt möchte der Verein ansetzen. Die Diskussion mit Politiker über vegane Alternativen soll nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander geführt werden. Und das wollen sie auf eine ganz eigene Weise schaffen: indem sie dem Rosenheimer Stadtrat Bier schenken.

„Hier haben wir auf jeden Fall eine Gemeinsamkeit, denn Bier aus Bayern ist vegan“, sagt Saalfeld. Am 27. Juni sei die Aktion geplant. Da findet die nächste Stadtratssitzung in Rosenheim statt. Dann will der Verein das Bier und einige alkoholfreie Getränke den Fraktionsmitgliedern und dem Oberbürgermeister persönlich überreichen. Doch ist Bier der richtige Weg, um die Meinung über vegane Produkte zu ändern? Die Mitglieder von Vegans of Rosenheim wollen das wenigstens probieren. „Mit dieser Aktion wollen wir erreichen, dass wir uns in Zukunft sachlich mit Veganismus und dessen Beitrag zu Tierwohl, Umweltschutz und Gesundheit auseinandersetzen können“, sagt Saalfeld.

Mit der Bier-Aktion will der Verein einen besseren Austausch der Parteien schaffen. Es soll über Vor- und Nachteile der pflanzlichen Ernährung diskutiert und mit Mythen und Vorurteilen aufgeräumt werden. Und von der „Verbotskultur“ vieler vegan-lebender Menschen halten sie nichts. „Am Ende soll der Mensch selbst entscheiden, wie er lebt“, heißt es in dem offenen Brief.

Der Verein zeigt sich in seinem Schreiben zuversichtlich, dass sie mit ihrem Bier-Geschenk etwas bewegen können. Doch für größere Veränderungen bräuchte es die Unterstützung durch die Politik. „Denn Parolen über angebliche ‚Zwangsveganisierung‘ oder ‚Fleischverbote‘ schaden nicht nur dem Veganismus, sondern auch der Diskussionskultur“, sagt Saalfeld. Er möchte außerdem, dass vegan-lebende Menschen andere nicht mehr für ihre Lebensform anprangern, „sondern sich vielmehr daran erinnern, dass auch sie vor vermutlich nicht allzu langer Zeit noch tierische Produkte gegessen haben.“

Das gerät oftmals in Vergessenheit. Das Geschenk an die Mitglieder der Stadtratssitzung soll zunächst zum gemeinsamen Anstoßen und zum Zusammenfinden einladen. Dem Verein sei es wichtig, dass in Rosenheim Traditionen bewahrt werden, aber auch moderne Ansätze ihren Platz finden. Für die Stadt wäre das sicherlich nicht verkehrt.

Oberbürgermeister Andreas März habe die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses über die Einladung informiert. „Miteinander reden ist immer ein guter Start und bei einem Kaltgetränk kommt man gut ins Gespräch“, sagt März. Allerdings überschneidet sich die Einladung mit der Sitzung des Personalausschusses. Wenn sich das Gremium beeilt, bleibt wohl zumindest Zeit für ein kurzes Treffen vor der Stadtratssitzung.

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