Rosenheim – Überall in Rosenheim waren an Autos und Häusern deutsche Fahnen zu sehen. Die Menschen feierten ausgelassen. Das war damals, 2006, als die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland stattfand. Am Ende reichte es für die deutsche Nationalmannschaft „nur“ für den dritten Platz. Doch das „Sommermärchen“ blieb vielen in Erinnerung. Und womöglich wiederholt sich dieses Erlebnis mit der diesjährigen Europameisterschaft. Darauf hoffen zumindest die Gastronomen in Rosenheim, die zum Public Viewing einladen.
Das Fußballfieber
hautnah erleben
Eine von ihnen ist Christina Kriegenhofer, die betriebliche Leiterin des mexikanischen Restaurants „Enchilada“. Sie sieht Parallelen zwischen dem „Sommermärchen“ von 2006 und der Europameisterschaft in diesem Jahr. „Ich habe zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht im ,Enchilada‘ gearbeitet, aber die Stimmung heuer erinnert mich sehr an damals“, sagt sie.
Kriegenhofer erlebt das Fußballfieber hautnah. Ihr Restaurant bietet während der EM-Spiele Public Viewing an. „Wenn Deutschland spielt, sind die Räume rappelvoll. Wer vorher nicht reserviert hat, findet gerade noch so einen Platz“, sagt sie. Sie habe bislang bei jedem Deutschland-Spiel zusätzliche Stühle besorgen müssen, um die rund 200 Zuschauer unterzubringen.
Auch Alexander Kokoschka, Betreiber vom „Koko Beach“, sieht beim Public Viewing dieses Jahr dieselbe Euphorie wie 2006. „Von der Stimmung her ist es genau gleich, es ist auf alle Fälle ein Sommermärchen“, sagt er. 150 Leute würden sich unter dem überdachten Pavillon des „Koko Beach“ treffen, um die Spiele zu verfolgen. Zuschauer, die keinen Platz erwischen, müssen um den Bildschirm stehen.
Bei Johann Pilsl, Abteilungsleiter der Freien Turnerschaft, kann man ebenfalls gemeinsam Fußball schauen. „Das ist das erste Fußball-Großereignis seit Corona – die Leute haben Durst aufs Feiern“, sagt er. Während der Weltmeisterschaft 2022 habe kaum Public Viewing stattgefunden. Ganz anders als in diesem Jahr: Bis zu 600 Zuschauer kommen bei den Spielen der deutschen Nationalmannschaft bei ihm zusammen in der Klepperstraße. „Es fühlt sich wirklich an wie 2006“, sagt Pilsl.
Weltpolitische Lage
dämpft die Freude
Passanten in den Straßen von Rosenheim sehen das etwas anders. Andrea Hofmann, die ihre Familie in Eggstätt besucht, sieht kein Vergleich zum „Sommermärchen“. „Viele Menschen glauben nicht, dass unsere Spieler so weit kommen wie damals“, sagt sie. Die Stimmung zur Europameisterschaft sei gut, aber nicht so euphorisch. Dem stimmt Hans Mahlberg, der von Köln angereist ist, um Rosenheim zu besichtigen, zu. „Die Stimmung war schon mal besser“, sagt er. Ein neues „Sommermärchen“ sehe er nicht. „Die weltpolitische Lage dämpft die Freude“, sagt er. Es sei schwierig für ihn, sich auf die Spiele einzulassen, wenn in der Ukraine Krieg tobt.
Positiver gestimmt ist Nadine Büschl. „Bei uns in Passau ist die Stimmung sehr gut, beim Public Viewing sind die Räume randvoll“, sagt sie. An die WM vor 18 Jahren können sie sich noch gut erinnern: „Wir waren mit unseren Kindern draußen im Biergarten und haben die Spiele angeschaut“, sagt sie. Die Stimmung dieses Jahr könnte aus ihrer Sicht allerdings besser sein. „Vielleicht kommt das noch, wenn unsere Mannschaft gut spielt“, sagt Büschl.
Die Befragten haben eines gemeinsam: Sie haben alle dieses Jahr noch kein Public Viewing besucht. Das könnte auch der Grund sein, warum die Meinungen etwas auseinandergehen, glaubt Johann Pilsl. „Wahrscheinlich macht man als Fußballfan auf Veranstaltungen andere Erfahrungen“, sagt er.
Polizei bisher mit
Verlauf zufrieden
Trotz der euphorischen Stimmung beim Public Viewing ist es laut Polizei noch nicht zu Problemen in Rosenheim gekommen. Weder gebe es größere Verkehrsprobleme, noch seien Straftaten registriert worden, sagt ein Sprecher. Nur ein paar Kleinigkeiten seien festgestellt worden. Beim Spiel der Türkei gegen Georgien habe ein Fan Pyrotechnik benutzt. Manchmal hielten sich die Fans auch auf der Fahrbahn auf und störten vereinzelt den Verkehr. Dennoch ist die Bilanz der Polizei positiv.