Großprojekt für Hochwasserschutz

von Redaktion

Bauarbeiten an der historischen Wehranlage dauern zwei Jahre – Radweg gesperrt

Kolbermoor/Bad Aibling – Als eine Leserin Anfang Juni an der Mangfall in der Nähe der Mangfallbrücke unterwegs ist, fällt ihr eine „Riesen Baustelle“ auf, der Damm sei weitläufig für Spaziergänger und Radlfahrer abgesperrt. „Keiner weiß, was dort passiert“, wundert sie sich und wendet sich an die Redaktion. Doch das Rätsel ist schnell aufgeklärt. Zwar verweist die Bad Aiblinger Stadtverwaltung auf Anfrage zunächst an das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, dieses wiederum sieht die Zuständigkeit beim Unternehmen „Elektrizitätswerke WWS“, einem Kraftwerkbetreiber aus Baden-Württemberg. Doch dort gibt es Antworten.

Umfassende Renovierung

Klar ist: In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt sowie dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim arbeitet „WWS“ seit Anfang Juni am Projekt „Revitalisierung der historischen Wehranlage in Bad Aibling“. Heißt: Die im Jahr 1908 errichtete Wehranlage in Bad Aibling wird umfassend revitalisiert. Dieses „bedeutende Infrastrukturprojekt“, wie es WWS-Geschäftsführer Michael Brand bezeichnet, ziele darauf ab, die Hochwassersicherheit weiter zu erhöhen und gleichzeitig ökologische Verbesserungen im Bereich der Fischwanderung zu erzielen.

Ganz generell ist eine Wehranlage laut dem „Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt“ eine Art Flusssperre, die das abwärtsfließende Wasser aufstauen und den Wasserstand regulieren kann. Die historische Wehranlage in Bad Aibling gilt seit über einem Jahrhundert als wichtiger Bestandteil des Hochwasserschutzes und der Wasserwirtschaft in der Region, erklärt Brand. Angesichts des Alters und des Zustands der bestehenden Struktur habe man sich für den Rückbau der alten Anlage sowie den Ersatzneubau unter Einsatz moderner Technologien und Materialien entschieden.

Das Hauptziel des Projekts ist die Sicherstellung einer leistungsfähigen und betriebssicheren Wehranlage, die den Anforderungen des Hochwasserschutzes der Städte Kolbermoor und Rosenheim weiter entspricht. Beim Ersatzneubau wird nun ein modernes Wehr mit „luftbetätigten Wehrklappen“ installiert. Die neue Anlage soll rund 45 Meter breit und zwischen den Randpfeilern platziert sein.

Hinzu kommt die Installation einer Kiesschleuse. „Ein 30 Meter langer und drei Meter breiter Spülkanal wird integriert, um Geschiebeablagerungen aktiv zu begegnen und Verlandungen zu verhindern“, erklärt Brand. Ganz wichtig: Die alte Fischaufstiegsanlage, durch die die Tiere das Wehr passieren können, wird durch einen modernen „Vertical Slot Pass“ mit 20 Becken ersetzt, so der Geschäftsführer. Dies fördere die ökologische Durchgängigkeit und ermögliche eine zuverlässige Steuerung der Restwasserabgabe in die Mangfall.

Ebenfalls wird bei den Baumaßnahmen unter anderem ein neues Betriebsgebäude brückenartig über der Kiesschleuse positioniert. Zudem soll ein neuer Treibgutschutz in Form eines „Treibgutrechens“ errichtet werden, um etwa Verklausungen der Zuläufe in den Kanal zu vermeiden.

Nach Angaben des Kraftwerkbetreibers soll das Projekt, neben der Verbesserung des Hochwasserschutzes, auch erhebliche ökologische Vorteile mitbringen. „Die neue Fischaufstiegsanlage ermöglicht es verschiedenen Fischarten, die Wehranlage problemlos zu passieren, was zur Erhaltung der lokalen Biodiversität beiträgt“, sagt Brand. Darüber hinaus werde die Kiesschleuse die regelmäßige Entfernung von Sedimenten erleichtern, wodurch die Fließgewässerqualität verbessert wird.

Was in Teilen recht kompliziert klingt, sieht für den Außenstehenden in erster Linie nach einer Großbaustelle aus, die auch gewisse Beeinträchtigungen mit sich bringt. Um die Auswirkungen auf die Umgebung so gering wie möglich zu halten, soll das Projekt in mehreren Bauabschnitten erfolgen. Insgesamt gehen die Verantwortlichen von einem Realisierungszeitraum von rund 24 bis 26 Monaten aus, erklärt das Unternehmen.

Umleitung für
Geh- und Radweg

Seit Anfang Juni sind deshalb die umliegenden Wege auch nicht befahrbar. Konkret teilt etwa die Stadt Kolbermoor hierzu mit, dass der Geh- und Radweg auf der Mangfalldamm-Südseite auf Höhe der Wehranlage (Am Oberwöhr 15) – ab der Mangfallbrücke in Bad Aibling bis nach Oberwöhr – bis spätestens 10. März 2026 gesperrt sein wird. Hierfür ist eine Umleitungsstrecke eingerichtet.

Zu den Kosten für das Großprojekt wollte sich WWS-Geschäftsführer Brand nicht äußern. Klar sei jedoch, dass das Projekt beispielhaft für die erfolgreiche Verbindung von technischem Fortschritt und ökologischer Verantwortung stehe.

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