Rosenheim – Viel Zeit muss nicht mehr übrig gewesen sein. Dann hätte es am Mittwoch in der Kufsteiner Straße wohl eine Tragödie gegeben. Dort entdeckte eine Mitarbeiterin der Verkehrsüberwachung zur Mittagszeit in einem Fahrzeug, das im Halteverbot geparkt wurde, einen Hund – regungslos im Fußraum des abgesperrten Autos. Da der Besitzer zunächst weit und breit nicht zu sehen war, alarmierte die Frau sofort die Einsatzkräfte.
„Die Kollegen waren innerhalb von ein oder zwei Minuten an der Einsatzstelle und wollten das Fahrzeug öffnen“, sagt Robert Maurer, Hauptkommissar bei der Polizei Rosenheim. Glücklicherweise sei der Fahrer – ein 39-jähriger Österreicher – auch kurz darauf zu seinem Auto zurückgekehrt. So musste der Wagen nicht gewaltsam geöffnet werden. „Es wurde dann sofort Wasser aus dem nahen Stadtbach geholt und versucht, den Hund zu kühlen“, berichtet Maurer. Da das Tier – ein einjähriger American Bulldog – immer noch schwer atmete, wurde der Hund in eine Tierklinik zur weiteren Behandlung gebracht. Der Vierbeiner sei inzwischen auf dem Weg der Besserung, sagt der Hauptkommissar.
Dass der Vorfall auch ganz anders hätte ausgehen können, bestätigt Dr. Roman Mikus, der eine Tierarztpraxis in Rosenheim hat. „Wenn es zu einer großen Hitzeentwicklung im Auto kommt und der Hund nicht gekühlt werden kann, wird es schnell sehr gefährlich“, sagt der Tierarzt. Dann komme es zum Hitzeschock.
„Der Grund dafür ist, dass der Hund seine Temperatur über die Atmung und somit über das Hecheln regelt“, erklärt Mikus. Wenn das Tier allerdings die heiße Luft im Fahrzeuginneren ein- und ausatmet, gebe es im Körper einen Hitzestau. „Die Normaltemperatur liegt bei einem Hund bei 38,5 oder manchmal auch 39 Grad, aber sobald sie über 40 steigt, wird es auf jeden Fall kritisch.“
Und das könne schwerwiegende Folgen haben. „Wenn man da nicht dagegen agiert, kommt es zuerst zu einem Schock, dann zu einem Kreislaufversagen und schlussendlich zum Tod“, sagt Mikus. Dieser könne sogar bereits nach zehn bis 15 Minuten eintreten. Je nachdem wie heiß es ist, um welche Hunderasse es sich handelt, wie alt das Tier ist und ob es Vorerkrankungen gibt. „Wenn der Hund schon kreislaufmäßig vorbelastet ist oder zum Beispiel ein Herzproblem hat, dann kann das natürlich schnell gehen“, erklärt der Tierarzt. Und das sei meist ein „grausamer Tod“.
Man müsse sich das so vorstellen, wie wenn ein Mensch in der Sauna sitzt und nicht herausgelassen wird. Daher habe der Hund in diesem Fall vermutlich großes Glück gehabt. Vor allem, weil davon auszugehen ist, dass das Tier rund zwei Stunden in dem Auto in der Kufsteiner Straße war, sagt Robert Maurer. Das hätte die Auswertung des abgelaufenen Parkzettels ergeben. Inzwischen wurde gegen den Österreicher aufgrund des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Der einjährige Hund sollte sich Roman Mikus zufolge wieder komplett von dem Hitzeschock erholen. Bleibende Schäden seien meist nicht zu erwarten. Dennoch rate er allen Hundehaltern, Hunde im Sommer nicht im Auto zurückzulassen – unabhängig davon, ob die Fenster geschlossen oder offen sind und welche Außentemperatur es hat. Selbst dann, wenn man nur kurz etwas zu erledigen hat.
Julian Baumeister