Rosenheim – Es hätte ein entspannter Abend im Rosenheimer Nachtleben sein sollen. Doch für Amira, Lucas (Namen von der Redaktion geändert) und ihre fünf Freunde endete die geplante Geburtstagsfeier am 25. Mai mit einer herben Enttäuschung. „Wir waren eine Gruppe von sieben Leuten“, erzählt Lucas, der an dem Abend seinen 20. Geburtstag in der Stadt feiern wollte. „Wir waren alle recht gemischt, was die Herkunft und die Hautfarbe angeht.“ Als Party-Ziel hatte sich die Gruppe das „Oscaers“ im Hofbräukomplex ausgesucht. Doch zum ausgelassenen Feiern kam es gar nicht, wie Amira und Lucas gegenüber dem OVB erzählen.
„Frag nicht warum,
du kommst nicht rein“
„Als wir beim ‚Oscaers‘ ankamen, war der erste Satz eines Türstehers zu einem meiner Freunde ‚Kommst du aus der Wüste?‘“, sagt Lucas. Mit diesem Kommentar bezog er sich der Einschätzung der beiden zufolge auf die Kopfbedeckung ihres Freundes. Anschließend wurde die Gruppe den Schilderungen zufolge vom Türsteher gemustert und abgewiesen, mit den Worten: „Ihr als Gruppe, wie ihr ausschaut, sieht schwierig aus. Ihr kommt nicht rein.“ Für die Freundesgruppe unverständlich.
„Wir waren vier Mädels und drei Jungs, die Frauen waren also in der Überzahl“, erzählt Amira. Oft würden schließlich Gruppen mit vielen Männern abgewiesen. Auch an der Kleidung konnte es den beiden zufolge nicht liegen. „Wir waren schick angezogen“, sagt Amira. Es sei schließlich eine Geburtstagsfeier gewesen und alle hatten sich besonders herausgeputzt. Auch Platzmangel im Club können Amira und Lucas ausschließen. Ihnen zufolge sah es dort recht leer aus, was sie auch am leeren Raucherbereich ausmachen. Zudem sei niemand in der Gruppe alkoholisiert gewesen. Auf Nachfrage, was der Grund für die Abweisung sei, habe der Türsteher lediglich geantwortet: „Frag nicht warum, du kommst hier nicht rein.“
Dadurch wollte sich die Gruppe den Party-Abend allerdings nicht vermiesen lassen. Sie zogen weiter. Nächstes Ziel: „OneBar“ in der Kaiserstraße. Dort habe der Freund, der zuvor wegen seiner Kopfbedeckung angesprochen wurde, diese sogar vorsorglich abgenommen. Doch auch hier wurden die sieben Freunde enttäuscht. Nachdem kurz geklärt wurde, ob denn alle zusammengehören, wurden sie auch dort vom Türsteher abgewiesen. Auch hier laut Amira und Lucas wieder mit ähnlicher Begründung.
Bei den betroffenen Bars zeigt man sich wenig überrascht von der Thematik. Diskussionen an der Tür gebe es immer wieder. „Es ist ein schwieriges Thema, welches immer wieder aufkommt“, erklärt Mario Tabula, Bar-Chef des „Oscaers“. „Sobald jemand abgewiesen wird, wird es direkt auf die Herkunft geschoben. Aber es gibt etliche Gründe, warum jemand nicht reingelassen wird. Sei es, dass es schon zu voll ist, zu viele Männer drin sind oder die Person zu betrunken ist“, sagt Tabula. Das kann auch Simon Hölzl, Betreiber der „OneBar“, bestätigen. „Es gibt verschiedene Gründe, warum manche Personen an der Tür abgewiesen werden“, sagt er auf OVB-Anfrage. „Aber Rassismus ist bestimmt keiner davon.“ Über die Frage, ob einer der Beteiligten „aus der Wüste“ komme, wundert sich Tabula. Dieser Spruch sei „wirklich grenzwertig“. Solch ein Verhalten würde er von seinen Türstehern nicht kennen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand gesagt hat. Wir achten immer sehr auf unsere Wortwahl.“ Zudem möchte Tabula betonen, dass im „Oscaers“ ohnehin Gäste unterschiedlichster Nationalitäten anzutreffen seien. „Wir haben inzwischen einen gewissen Ausländeranteil im Club“, erzählt er. Es gebe sogar manchmal schon Beschwerden von deutschen Gästen, dass „zu viele Ausländer da sind“, sagt Tabula. „Man kann es einfach nicht jedem recht machen.“
„Wir sind ein
bunter Haufen“
Auch viele Türsteher und Mitarbeiter der „OneBar“ und des „Oscaers“ hätten Migrationshintergrund, erklären die beiden Bar-Betreiber. „Wir sind ein bunter Haufen“, betont Hölzl. Zwar habe es vergangenes Jahr zum Herbstfest einen Vorfall gegeben, auf diesen wurde aber direkt „personell reagiert“. „Dieser Türsteher arbeitet nicht mehr bei uns“, macht er klar. Tabula kann sogar aus eigenen Erfahrungen sprechen. Da er selbst nicht deutscher Herkunft ist, musste auch er schon oft draußen bleiben, wie er erzählt.
Die Geburtstagsfeier von Lucas, Amira und deren Freunden endete an besagtem Abend noch mit einer positiven Erfahrung. In der dritten Bar, dem „Coppa Brazil“, gab es überhaupt keine Probleme beim Einlass. So konnte die Gruppe doch noch in Ruhe feiern.