Rosenheim – Überall in der Stadt hängen Plakate mit den Worten „Transit Art Festival“. Es ist ein Kunstfest, bei dem sich alles um sogenannte „Street-Art“ dreht. Die Kunstwerke reichen von Schriftzügen bis hin zu komplexen Illustrationen auf meterhohen Hauswänden. Monika Hauser-Mair ist die Leiterin der Städtischen Galerie und die Organisatorin des Festivals. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erklärt sie, was sie auf die Idee brachte, wie die Künstler ausgesucht werden und was das Event so besonders macht.
Was ist die Idee hinter dem Kunstfestival?
Wir standen im Frühjahr 2020 vor den Scherben der Kulturarbeit, da wegen des Corona-Lockdowns keine Auftritte oder Ausstellungen mehr möglich waren. Dann haben wir angefangen, uns Alternativen zu überlegen, die auch unter Corona-Auflagen durchgeführt werden können. Ich persönlich wollte schon immer ein Street-Art-Festival in Rosenheim organisieren. Nun werden wir seit 2021 von der Volksbank Raiffeisenbank großzügig unterstützt, dank dieses Engagements können wir das Festival heuer zum fünften Mal anbieten.
Der Name „Transit Art“ – was bedeutet das?
Der Name „Transit“ bedeutet „ein bestimmtes Gebiet zu durchqueren“. Mit unseren Kunstwerken, die auf teils hohe Wände gemalt werden, durchqueren wir sozusagen die Stadt Rosenheim. Als Besucher oder Besucherin kann man so Teile der Stadt kennenlernen, die sonst im Alltag nicht wahrgenommen werden. Wir wollen nicht nur etwas für die Gäste der Stadt bieten, sondern besonders auch für die Rosenheimer und Rosenheimerinnen.
Was ist das Besondere
an dem Festival?
Uns ist wichtig, dass wir etwas Bleibendes hinterlassen. Die Kunstwerke auf den Wänden verschwinden erst, wenn das Haus beispielsweise abgerissen wird oder Wände neu gestrichen werden müssen. Und bei uns in Rosenheim sind Wandmalereien noch nicht so alltäglich wie etwa in Berlin.
Wie werden die Künstler ausgesucht?
Die Künstler und Künstlerinnen bewerben sich bei uns, aber wir haben auch selbst gute Kontakte zu Street Artisten aus der Gegend und international. Daniel Westermeier, alias „Mr. Woodland“ etwa ist schon seit 2020 mit dabei und berät uns bei der Auswahl. Es ist uns wichtig, dass eine Mischung aus international bekannten und lokalen Künstlern zu uns kommt. Diese bekommen natürlich auch ein Honorar.
Wie bereiten Sie das
Festival vor?
Wir planen das Festival das ganze Jahr über. In den Wochen vor dem Starttermin wird es intensiver. Hauseigentümer und -eigentümerinnen bieten uns Wände an, oder wir fragen sie aktiv an. Mit der Hebebühnenfirma Roggermaier, die das Festival ebenfalls tatkräftig unterstützt, wählen wir geeignete Bühnen aus, um die bis zu 20 Meter hohen Wände zu bemalen. Für die Künstler und Künstlerinnen bereiten wir das Notwendige vor, wie zum Beispiel die Bestellung der Farben, die uns die Firma Prosol jedes Jahr großzügig bereitstellt. Das Festival beginnt am heutigen 28. Juni, manche starten früher, manche später.
Kann man den Künstlern beim Sprühen zusehen?
Genau, das macht das Festival so besonders. Die Bürger und Bürgerinnen können jederzeit kostenlos vorbeikommen und zusehen. Es geht ums Ratschen, ums Zusammenkommen und den gegenseitigen Austausch.
Gibt es feste Zeiten, an welchen die Künstler zeichnen? Oder kann man sie auch mal spät nachts an ihren Werken antreffen?
Es gibt keine festen Kunst-Zeiten. Einige fangen um acht Uhr in der Früh an, andere erst gegen Mittag. Wann die Künstler und Künstlerinnen an ihren Werken arbeiten, wird auch vom Wetter mitbestimmt. Wenn die Sonne auf den Rücken brennt und dann die Hitze noch von der weißen Wand auf die Kunstschaffenden reflektiert, fühlen sie sich schnell wie ein gebratenes Schnitzel. Deshalb kann es auch passieren, dass manche Künstler und Künstlerinnen eher nachts unterwegs sind.
Werden die Künstler auch an der Eröffnungsfeier teilnehmen?
Die Mehrheit der Künstler und Künstlerinnen wird vor Ort sein. Manche werden vielleicht mit Farbspritzern auf ihrer Kleidung direkt von der Wand zum Mittertor kommen und mitfeiern.
Wird es das Festival auch in Zukunft geben?
Die Zusammenarbeit mit unseren Sponsoren ist sehr gut und wir würden uns freuen, das Festival auch in den kommenden Jahren anbieten zu können. Für nächstes Jahr haben wir schon einige tolle Wände in Aussicht. Aber erst mal konzentrieren wir uns auf das Festival in diesem Jahr und den Auftakt am 28. Juni.