Ein Hauch von Hollywood in Rosenheim

von Redaktion

Raumanzüge und fliegende Motorräder: Jan Eric Hauber sammelt seit über 20 Jahren Filmrequisiten. Nun stehen einige davon in der aktuellen „Helden“-Ausstellung des Lokschuppens. Darunter sind auch Originalstücke aus Hollywood-Klassikern.

Rosenheim – Filme und Serien waren für Jan Eric Hauber schon immer etwas Faszinierendes. Die verschiedenen Kulissen, die einprägsame Musik oder die Kostüme der Schauspieler – all das begeistert Hauber sehr. Vor fast 25 Jahren begann er, sich ein Stück davon nach Hause zu holen: Er fing an, Filmrequisiten zu sammeln. Über 1000 hat er bestimmt schon. „Ich fühle mich den Filmen nah, wenn ich einen Teil davon bei mir habe“, sagt Hauber.

Ein kostspieliges
Hobby

Seine Begeisterung für diese Unikate wurde durch die TV-Serie „Magnum P.I.“ geweckt. Darin spielt Tom Selleck einen Privatdetektiv, der Fälle löst. „Ich fand diese Serie super und wollte davon etwas haben“, sagt Hauber. Gesagt, getan. Der 58-Jährige aus Zirndorf im Landkreis Fürth fing an, zu recherchieren. Das sei 1999 gewesen. „Zufällig habe ich vom zuständigen Filmstudio mitbekommen, dass der Requisiteur der Fernsehserie die Sachen verkauft, um in Rente zu gehen“, sagt Hauber. Er ergatterte eines der blumigen Hemden, die der Privatdetektiv in der Serie trägt.

Doch damit nicht genug. Um weitere Filmrequisiten aus der Kult-Serie zu bekommen, flog Hauber sogar rund um die Welt. In Hawaii spielen die Abenteuer des Privatdetektivs. Und dorthin ging seine Reise. „Ich habe einen fünfstelligen Betrag gezahlt, um ein Riesenpaket an Magnum-Requisiten zu bekommen“, sagt Hauber. Das sei auch sein teuerster Kauf gewesen. „Es ist vollkommen verrückt, denn davon hätte ich mir auch ein Auto kaufen können“, sagt er und lacht. Gelohnt habe es sich trotzdem.

Mittlerweile kann Hauber seine über 1000 Filmrequisiten nicht mehr zu Hause aufstellen. Er hat extra ein Lager gemietet. Hobbit-Ohren aus der Trilogie „Der Herr der Ringe“, fliegende „Future-Motorräder“ aus „Cloud Atlas“ oder Originalzeichnungen von Szenen aus James Bond sind dort zu finden. Und jetzt stehen einige seiner Unikate in der aktuellen Ausstellung „Heldinnen und Helden“ im Lokschuppen in Rosenheim. „Der Lokschuppen hat mich und meine Familie immer fasziniert. Seit 15 Jahren besuchen wir jede Ausstellung dort“, sagt Hauber. Dass nun ein Teil seiner Sammlung dort steht, freut ihn sehr.

Kleidungsstücke
von Weltstars

Von ihm ist unter anderem die Originalzeichnung von Szenen aus „Batman und Robin“ sowie ein Jackett von Claus Graf von Staufenberg aus dem Film „Operation Walküre“. Allerdings: „Ich glaube nicht, dass Tom Cruise dieses Jackett in seiner Rolle als Staufenberg tatsächlich getragen hat“, sagt Hauber. Schließlich werden 20 bis 30 Exemplare genäht, um für den Notfall herzuhalten.

Eine weitere Filmrequisite, die im Lokschuppen zu sehen ist, ist für Hauber etwas ganz Besonderes. „Ich habe die Kleidung von Tom Hanks, die er in der Schlussszene in ,Forrest Gump‘ trägt“, sagt er. In dem Film sitzt der Schauspieler zusammen mit seinem Sohn auf einem Baumstumpf und wartet auf den Bus. Er trägt ein blaues Polohemd und eine beige Hose. Ein geübtes Auge könne erkennen, dass es sich bei Haubers Stücken auch wirklich um das Original handelt, erklärt der Sammler. „Man erkennt exakt die individuellen Stiche an der Steppnaht der Hose, die von Hand genäht wurde. Und auch die Knicke im Polohemd am Kragen sind ein Zeichen dafür, dass es echt ist.“ Solch ein Blick sei wichtig, um nicht auf billige Nachbildungen hereinzufallen. Das habe Hauber erst lernen müssen.

Früher ist er auch auf Ebay zu seinen Unikaten gekommen. Heute ist er nur noch selten auf der Online-Plattform unterwegs. Denn oft, so sagt er, werden dort nur billige Nachbildungen verkauft. Lieber sucht er mittlerweile auf anderen Online-Plattformen sowie bei Auktionen oder anderen Sammlern nach neuen Requisiten. „Das Entscheidende ist, dass man immer wissen muss, woher die angebotenen Dinge kommen. Dann findet man auch heraus, ob die Requisite echt oder unecht ist“, sagt er. Am sichersten sei es, direkt bei Filmstudios oder Crew-Mitgliedern zu kaufen.

Billig ist Jan Eric Haubers Leidenschaft nicht. Er studierte Kunstgeschichte und Malerei und arbeitet nun als Kunstlehrer an einem Gymnasium. Ohne seine Zusatzarbeiten als Fotograf und Musiker könnte er sich sein Hobby nicht leisten. Unterstützung bekommt er von seiner Familie. Zusammen mit seiner Tochter Arwen reiste er bereits mit einem Laster zu einem Filmstudio nach Babelsberg, um die gesamte Restproduktion von „Cloud Atlas“ aufzukaufen.

Wunsch nach
einem Filmmuseum

Neben Kostümen sammelt Hauber auch Requisiten, die hinter der Kamera zu finden sind, wie zum Beispiel Drehbücher, Regiestühle oder Regieklappen. „Ich habe damit angefangen, Dinge zu sammeln, die mich interessieren. Dann kamen auch Sachen hinzu, die zeigen, wie ein Film überhaupt funktioniert“, sagt der 58-Jährige. Daraus habe sich ein Wunsch für ihn entwickelt: „Ich denke, dass wir in Bayern ein Filmmuseum brauchen, wo wissenschaftliche Arbeit dahinter steckt“, sagt er. Dafür bräuchte es jedoch noch ein geeignetes Gebäude. Hauber steht deshalb mit vielen Menschen in Kontakt. Viel gebracht habe das bisher aber noch nicht, berichtet er. „Es ist schade, dass viele Requisiten aus Bayern ausgelagert werden“, sagt er. Gerne würde er seine Sammlung für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung stellen. Denn viele Requisiten verschwinden zunehmend aufgrund der Digitalisierung. „Einige Kostüme werden bereits digital gemacht oder es wird viel mit Maskenbild-Lerneffekt gearbeitet“, sagt der Sammler.

Handgenähte
Raumanzüge

Ein Beispiel hat Hauber auch dafür. Er besitze noch eine Originalpuppe von „Shaun das Schaf“. Ein Stück, was ihm viel bedeutet. „Solche Puppen gehen immer mehr verloren, bald wird es sie nicht mehr geben.“ Deshalb sei ein wissenschaftliches Filmmuseum so wichtiger, so seine Meinung. Denn Kostüme, die von den Kostümbildnern per Hand genäht werden, zeigen viele „tolle Details“. Für Hauber ist das zum Beispiel bei den Raumanzügen aus dem Film „Armageddon“ der Fall. „Sie bestehen aus vielen Einzelteilen. Es ist keine Kleidung, die man einfach so von der Stange kaufen kann.“ Und so etwas dürfe nicht verloren gehen, findet der Sammler.

Mit der Zusammenarbeit mit dem Lokschuppen in Rosenheim verwirklicht sich nun ein Teil von seinem Traum. Und auch Jennifer Morscheiser, Leiterin des Ausstellungszentrums, freut sich über die Zusammenarbeit mit dem Sammler. „Wir sind auf Jan Eric Hauber durch ein Fernsehinterview aufmerksam geworden und fanden seine Sammlung ungeheuer spannend“, sagt sie auf OVB-Anfrage.

In der aktuellen Ausstellung „Heldinnen und Helden“ sei die Filmwelt ein bedeutender Teil. „Dementsprechend haben wir uns riesig gefreut, dass die Zusammenarbeit zustande kam, wir diese fantastischen Dinge in der Ausstellung zeigen können und Jan Eric Hauber darüber hinaus noch das zusätzliche Angebot der Filmführungen macht“, sagt sie. Für Morscheiser ist bereits klar, dass es nicht die letzte Zusammenarbeit sein wird.

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