Rosenheim – Die Luft ist schwül, die Sonne brennt vom Himmel. Es hat fast 30 Grad im Schatten. Trotzdem lässt sich Oberbürgermeister Andreas März nicht von einer Radltour durch die Stadt abhalten. Begleitet wird er von Monika Hauser-Mair, Leiterin der Städtischen Galerie Rosenheim, und Jens Köhler, Regionaldirektor der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee. Die Hitze und die umherschwirrenden Mücken scheinen ihnen nichts auszumachen. Fast mühelos radeln die drei am Mangfallkanal entlang. Ihr Ziel: die Kunstwerke, die während des „Transit Art“-Festivals auf den Hauswänden der Stadt entstehen.
Der Dackel
auf dem Haus
Der erste Stopp ist in der Oberwöhrstraße in der Endorfer Au. Dort arbeiten die Künstler Lidia Cao und Andreas von Chrzanowski, der auch unter dem Künstlernamen „Case Maclaim“ bekannt ist. Beide fertigen mit Sprühdosen und Pinsel auf meterhohen Hauswänden jeweils ein Kunstwerk an. Von Chrzanowski ist gerade fertig geworden. Sein Kunstwerk zeigt einen Dackel, der eine Shakespeare-Krause um den Hals hat. Das sei aber nicht irgendein Dackel, verrät der Künstler. „Ich habe mich von meinem Dackel Rudi inspirieren lassen“, sagt er.
Das Kunstwerk begeistert nicht nur die Teilnehmer der Radtour. „Meine Tochter ist eine große Tierliebhaberin“, sagt März. Als seine Kinder die Skizzen zu den Gemälden gesehen hätten, habe seine Tochter sofort auf den Dackel gezeigt. Umso beeindruckender sei es für März, jetzt vor dem fertigen Kunstwerk zu stehen. Auch den Rosenheimern sei das neue Kunstwerk bereits aufgefallen. „Die Rosenheimer lieben den Hund“, sagt von Chrzanowski. Er sei sehr froh, zu dem Festival eingeladen worden zu sein. „Ich mag, dass sich hier mehrere Kulturen und Nationalitäten aus der Kulturszene in Rosenheim treffen“, sagt der Künstler, der aus Frankfurt kommt.
Die Künstlerin Lidia Cao ist extra aus Spanien angereist, um am „Transit Art“-Festival teilzunehmen. „Lidia ist in Europa eine renommierte Künstlerin“, sagt Hauser-Mair. Cao zeichnet an einem anderen Haus in der Oberwöhrstraße drei Kinder unterschiedlicher Herkunft beim Spielen. „Ich will damit zeigen, wie einfach es sein könnte, Frieden zwischen den Kulturen zu haben“, sagt sie auf Englisch. Hauser-Mair übersetzt für die Anwesenden ins Deutsche, damit alle verstehen, was die Künstlerin mit ihrem Werk ausdrücken möchte.
Caos Gemälde ist noch nicht fertig. Gerade malt sie mit Farbroller einen Stein auf den blauen Hintergrund, der die drei Kinder umgibt. Diese scheinen in einer blauen Landschaft zu tanzen, hinter ihnen sind Flüsse und Berge zu erkennen. Von dem Motiv der drei Kinder kann man bislang nur die Umrisslinien erkennen. Als Nächstes sollen die Kinder bunt werden, sagt Cao.
„Wir haben die beiden Künstler bewusst für diesen Stadtteil ausgewählt“, sagt Monika Hauser-Mair. Von Chrzanowskis naturverbundener Kunst spiegele die das Viertel umgebenden Wälder und Flüsse gut wider. Caos Kunst soll die Gegend mit ihren erzählerischen Illustrationen bereichern.
Die Veränderungen im Stadtteil haben auch schon einige Bewohner entdeckt. Es sollen sogar schon Freundschaften zwischen den Anwohnern und den Künstlern entstanden sein. Cao kann das bestätigen. Sie erzählt, dass eine Bewohnerin des Hauses, auf das sie ihr Kunstwerk malt, öfter über das Fenster versucht hat, mit ihr ein Gespräch zu beginnen. „Ich verstehe leider kein Wort, weil ich kein Deutsch spreche“, sagt Cao und lacht. Sie freue es aber, dass sich die Rosenheimer für ihre Arbeit interessieren.
Stadt als Anlaufstelle für bekannte Künstler
Das nächste Ziel der Fahrradtour ist das Kunstwerk des Bad Endorfer Künstlers Daniel Westermeier. Westermeier nimmt unter seinem Künstlernamen „Mister Woodland“ schon von Anfang am Rosenheimer Festival teil und berät Monika Hauser-Mair bei der Umsetzung des Festivals. Sein Kunstwerk in der Gillitzerstraße zeigt zwei Kinder im Astronautengewand, die miteinander spielen. „Das sind zwei Lausbuben, die den Mond gestohlen haben“, sagt Westermeier über sein Werk. Mit dem Kunstwerk wolle er vor allem eines erreichen: „Ich möchte den Betrachter ermutigen, seine Träume zu verfolgen, egal, wie hochtrabend sie sind“, sagt er.
Da es immer wärmer wird, macht selbst Westermeier nun eine Pause im Schatten. Auch März, Hauser-Mair und Köhler beschließen, aufzubrechen. „Ich bin so froh, dass all die Künstler nach Rosenheim gekommen sind“, sagt Hauser-Mair.
Für das „Transit Art“-Festival im nächsten Jahr stünden ebenfalls schon einige Künstler fest. Mehr möchte Hauser-Mair aber noch nicht verraten.