Rosenheim – „Da bräuchte ich einen Hocker, damit ich das lesen kann“, sagt Adelheid Schulz. Die 82-Jährige ärgert sich. „Nicht jeder hat eine Brille dabei und selbst damit kann ich es manchmal nicht richtig sehen“, sagt sie über die Busfahrpläne in Rosenheim und Kolbermoor. Die Rentnerin kann sich nur wundern, was man sich beim Anbringen der Pläne gedacht habe. „Die sind viel zu hoch. Es ist nicht zu fassen.“
Schwierigkeiten
beim Lesen
Auch bei einem Rundgang durch die Stadt fällt auf, dass es bei den Busfahrplänen Nachbesserungsbedarf gibt. In der Gillitzerstraße hängt ein Fahrplan so tief, dass diesen maximal ein Dackel gut lesen könnte. Falls man sich doch dafür interessiert, wann der Bus kommt, müsste man sich vermutlich hinlegen, um den Plan entziffern zu können. Und diese Haltestelle ist kein Einzelfall. Auch in Fürstätt hängt ein Busplan so niedrig, dass ihn nur ein Kleinkind ohne Verrenkungen lesen könnte. Für Seniorinnen wie Schulz, die mit dem Rollator unterwegs sind, ein Ding der Unmöglichkeit.
Wo der Plan auf der richtigen Höhe hängt, gibt es zudem andere Probleme. Am Atrium fehlt von einem Fahrplan jede Spur. An der Tafel, wo eigentlich die Information zu finden sein sollte, herrscht Leere. Nicht einmal die Glasscheiben befinden sich noch in der Vorrichtung. Am Mitterfeld muss man sich erst einmal auf die Suche nach dem Fahrplan machen. Hier liegt die Tafel einfach neben der Laterne, an der das Haltestellen-Schild befestigt ist. In der Happinger Au sucht man auch vergebens nach den Fahrplänen. Hier befindet sich in den Halterungen lediglich ein weißes Blatt. „Warum die Pläne so hängen, ist eine Urzeitfrage“, sagt Tobias Weiß, Geschäftsführer der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft. Seit gut zwei Monaten ist der öffentliche Personennahverkehr unter seiner Leitung in der Hand der Stadt. Zum Schild in der Gillitzerstraße entgegnet Weiß: „Jeder Unternehmer hat dort einfach einen Aushangkasten angebracht und ist dann aufgrund von Platzmangel immer weiter nach unten gerutscht.“ Für ihn ist klar: „Da müssen andere Lösungen her.“
Stichprobenartige
Kontrollen
„In den vergangenen Jahren hat jeder Unternehmer gemacht, was er wollte. Das sind Altbestände, die wir jetzt aufarbeiten müssen“, sagt Weiß. Die Verkehrsgesellschaft sei bereits mit den Stadtwerken im Gespräch. Nach und nach würden die Haltestellen jetzt übernommen. Dann könne man aus dem Chaos Ordnung schaffen. „Wir wissen, wie katastrophal das ist.“
Und wie soll in Zukunft sichergestellt werden, dass die Haltestellen nicht gleich wieder aussehen wie „Kraut und Rüben“, wie Weiß es nennt? Hierfür plant die Verkehrsgesellschaft künftig „stichprobenartige Kontrollen“. Busfahrer sollen eine Liste mit Haltestellen erhalten, von denen sie Fotos machen sollen. Wenn es Nachbesserungsbedarf gibt, soll das so schneller erkannt werden. Was Weiß aber auch betonen möchte: „Wir können nicht 20 Personen einstellen, die durchgehend schauen, ob unsere Haltestellen in Ordnung sind.“ Auch die Fahrgäste seien gefragt. „Wenn Bürgern etwas auffällt, sollen sie es uns melden. Nur miteinander kann es funktionieren.“