Lortzingstraße wieder offen

von Redaktion

Städtische Mitarbeiter entfernen Pfosten – Verkehrsmessung soll jetzt Klarheit bringen

Rosenheim – Die Pfosten in der Lortzingstraße sind weg. Zum Unverständnis von Christian Berghofer. „Ich bin über die Art der Argumentation und die Hauruckaktion zur Öffnung bis ins Mark erschüttert“, sagt er. Berghofer wohnt in der Nähe der Lortzingstraße und hat sich dafür stark gemacht, dass die Straße gesperrt wird. Aus mehreren Gründen.

Anwohner stört Verkehrslärm

Zum einen sei die Lortzingstraße massiv vom Durchgangsverkehr betroffen. Zum anderen würden die Anwohner unter dem Verkehrslärm leiden. Hinzu kommt, dass der Gehweg fehle und die Straße in einem schlechten Zustand sei.

Es sind Gründe, die auch Oberbürgermeister Andreas März seit seinem Amtsantritt immer wieder zu hören bekommen hat, verbunden mit der Bitte, die Straße sperren zu lassen. Im Juni kam er dem Wunsch nach – mit einer Sperrung auf Probe. Drei Pfosten wurden angebracht, die Welt schien in Ordnung.

Bis innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Reaktionen von Bürgern bei der Verwaltung eingingen. Einige befürworteten die Maßnahme, andere kritisierten sie scharf. März lud daraufhin zur Anliegerversammlung ein. 200 Bürger folgten seiner Einladung. Argumente wurden ausgetauscht, Vor- und Nachteile einer Sperrung diskutiert. Am Ende versprach März, das Thema mit in den Verkehrsausschuss zu nehmen, um mit den Stadträten eine Lösung zu finden, mit der „möglichst viele Leute leben können“.

Diese Lösung stellte März jetzt in der jüngsten Sitzung vor – mit zahlreichen Anwohnern unter den Zuhörern. „Wir schlagen vor, die Pfosten zeitnah entfernen zu lassen“, sagte er. Einige der Anwesenden schüttelten den Kopf, andere nickten zustimmend. Statt der Pfosten will März auf eine Verkehrszählung setzen. So soll neben der Anzahl der Fahrzeuge auch die gefahrene Geschwindigkeit anonym erfasst werden. „Nach Auswertung der Messungen wird abhängig vom Ergebnis ein Vorschlag zum weiteren Vorgehen erarbeitet und dem Gremium zur Entscheidung vorgelegt“, sagt er.

Es ist ein Vorschlag, der bei den Stadträten auf Zustimmung stieß. „Eine komplette Sperrung der Straße kommt für uns nicht infrage“, sagte Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU. Dennoch könne er diejenigen verstehen, die nicht wollen, dass Autofahrer durch ihr Wohnviertel rasen. Aber eben auch die Anwohner, die sich gegen den Ausweichverkehr sträuben. Umso zielführender sei eine Verkehrsmessung, um sich anschließend geeignete Maßnahmen zu überlegen.

Das unterstrich auch SPD-Stadtrat Robert Metzger. Er plädierte dafür, die Sorgen und Bedenken der Anwohner ernstzunehmen und „ergebnisoffen“ an die Sache ranzugehen. Zudem regte er an, die Zählung nicht in der Ferienzeit durchzuführen. Robert Lappy (Grüne) befürwortete den Vorschlag ebenfalls, merkte aber auch an, dass er sich eine andere Vorgehensweise gewünscht hätte.

So hätte es nach den Beschwerden erst ein Treffen mit den Bürgern geben müssen, bevor man eine Sperrung in Erwägung gezogen hätte. Nicht andersherum.

Stadträtin Christine Degenhart (Freie Wähler/UP) lobte den Einsatz der Bürger, merkte aber auch an, dass man nicht über jede einzelne Straße diskutieren könne. Vielmehr gehe es darum, eine Priorisierung zu treffen.

Nachdem der Vorschlag der beiden CSU-Stadträte Florian Ludwig und Hans-Peter Lossinger abgelehnt wurde, sich schon vorab darüber Gedanken zu machen, wie viele Autos zu viel sind, sprachen sich die Stadträte einstimmig dafür aus, die Pfosten zu entfernen und eine Verkehrszählung durchzuführen. Zum Unverständnis von Christian Berghofer. Denn nachdem die Pfosten am Freitagvormittag (12. Juli) entfernt wurden, sei der Verkehr wieder munter durch die Lortzingstraße geflossen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht“, sagt Berghofer. Er sei überrascht und erschüttert über den Ausgang der Sitzung. „Die Sachebene wurde komplett verlassen“, kritisiert er. Stattdessen hätten sich die Meinungen derjenigen durchgesetzt, die am „lautesten geschrien haben“.

Überprüfung von rechtlichen Schritten

Aufgeben kommt für ihn trotzdem nicht infrage. Auch, weil er im Moment noch nicht daran glaubt, dass es tatsächlich eine Verkehrszählung geben wird. „Eine solche Messung wäre sinnvoll, wenn sie über ein Jahr läuft“, sagt Berghofer. Er hätte sich gewünscht, dass die Pfosten über die Sommerferien bleiben. Gegner und Befürworter hätten sich während dieser Zeit an einen Tisch setzen müssen, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, die „für alle tragbar“ ist und einen „Konsens bringt“. Genau das ist in seinen Augen aber nicht passiert. „Wir werden jetzt schauen, welche rechtlichen Möglichkeiten wir haben“, ergänzt Berghofer.

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