Aus dem Arbeitsalltag im Antiquariat Am Rossacker

Schulgeschichte im Antiquariat

von Redaktion

Nach dem Schulabschluss werden sie weggelegt, doch später können sie zu wertvollen Erinnerungsstücken werden. Schuljahresberichte erzählen aus vergangenen Zeiten. Warum Antiquar Helmut Martin aus Rosenheim fasziniert von ihnen ist.

Rosenheim – „Schulstadt Rosenheim“, das trifft zu, denn in der Stadt gibt es eine Menge unterschiedlicher Schulen, von der Grundschule bis zur Hochschule. Dazu gehören auch die drei Gymnasien – das „Finsterwalder“ (vormals Oberrealschule, gegründet 1881), das Karolinen-Gymnasium (als Höhere Töchterschule seit 1890 bekannt) und das Ignaz-Günther-Gymnasium, kurz „IGG“ (Königliches Progymnasium/Humanistisches Gymnasium, gegründet 1894).

Mehrere
hundert Exemplare

Es ist eine alte Tradition, dass die Gymnasien zum Abschluss des Schuljahres Jahresberichte herausgeben. Antiquariatsinhaber Helmut Martin hat davon mehrere hundert Exemplare in seinem Bestand, das älteste aus dem Schuljahr 1895/96. Diese Ausgaben wurden selten aufgehoben. Nach einem anstrengenden Schuljahr freuten sich die Schüler erstmal auf die großen Ferien und entsorgten schulische Materialien großzügig.

Aber in späteren Jahren legt man einen solchen Jahresbericht nicht mehr so schnell aus der Hand, denn die Neugierde ist groß: Wer war denn da alles in meiner Klasse oder Nebenklasse? Und das Geburtsdatum steht ja auch dabei. Was macht wohl der Günter jetzt, der nur Einser hatte, oder die schöne Ingrid aus der letzten Reihe? Von manchen weiß man gar nichts mehr – und die Klassenleiter, da kommen Erinnerungen!

Manche Lehrkräfte haben die Jahresberichte gern gesammelt. Sie wollten ja wissen, was ihre Schüler später machen. So wird zum Beispiel im Jahresbericht 1951/52 der Studienrat fündig, da war doch der Edmund Stoiber in der 1b, damals noch mit 40 Schülern zusammen.

Die Jahresberichte stellen eine interessante Informationsquelle dar, verbunden mit Erinnerungen und Emotionen an die Schulzeit. Bewegend ist der Bericht der Oberrealschule Rosenheim über die Schuljahre 1945-46 und 1946-47, der Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg. Was haben die Schüler und Lehrer damals erlebt? Wie haben sie sich nach den vergangenen zwölf Jahren NS-Herrschaft die Zukunft vorgestellt?

Viele optische
Veränderungen

Das optische Erscheinungsbild der Jahresberichte hat sich über die Jahrzehnte stark verändert, von der unscheinbaren grauen Broschüre zum farbenfrohen Band mit vielen Fotos der einzelnen Klassen und der Unternehmungen wie Theater, Kunst, Musik und Exkursionen. Die Jahresberichte der Corona-Zeit fielen dünner aus, mit schmerzhaften Lücken.

Wer ein wenig in Erinnerungen schwelgen möchte, kann im Antiquariat am Roßacker auf Anfrage die einzelnen Jahresberichte der Rosenheimer Schulen kaufen. Zumindest so lange der Vorrat reicht.

Interview Rosenheimer Antiquar über die Besonderheiten seines Berufs

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