Rosenheim – Für Luciana Grandi ist alles Kunst. Das Obst auf ihrem Teller ist sorgfältig angerichtet, ihre Bluse und der Rock elegant aufeinander abgestimmt. In ihrer Wohnung fühlt man sich wie in einem Museum. An jeder Wand hängen mehrere Malereien. Grandi war viele Jahre selbst Künstlerin, bevor sie die Galerie „Helligkeit“ in Rosenheim eröffnete. „Mich hat gestört, dass viele Galeristen reine Geschäftsleute sind“, sagt sie. Viele Galeristen würden so auch bestimmen, welcher Künstler Erfolg hat. Die anderen Künstler werden von diesen oftmals Galeristen ignoriert, sagt Grandi. Sie möchte das ändern: „Bei den Künstlern, die ich aussuche, ist jeder Einzelne wichtig“, sagt sie.
Künstler kommen
von allen Kontinenten
Diese Künstler kommen nicht nur aus Deutschland. Unter den 20 Kunstschaffenden sind auch Menschen aus Bukarest, Italien, Schweden und den USA. Internationalität ist für Luciana Grandi nichts Neues, denn sie selbst stammt aus Brasilien. „In Brasilien ist alles bunt, viele Einwohner stammen aus Afrika, Europa und Asien“, sagt sie. Daher war die Idee, die Galerie international zu gestalten, für sie selbstverständlich. Seit 22 Jahren lebt sie mit ihrem Mann in Rosenheim. „Mein Mann hat sein Diplom in Brasilien gemacht, dort haben wir uns kennengelernt“, sagt Grandi.
Sie selbst habe schon damals als Künstlerin gearbeitet, nahm an Freiluftausstellungen in São Paulo teil. Später folgten Ausstellungen in Frankreich, Finnland, den USA und der Schweiz. Obwohl sie schon auf der ganzen Welt unterwegs war, hat sie sich Rosenheim als Wohnort ausgesucht. „München war mir zu groß, Rosenheim ist herzlicher und hat mehr Natur“, sagt sie. Mehr will sie aber über Privatleben nicht verraten. „Ich trenne mein Leben als Künstlerin und Galeristin sehr streng von meinem privaten Leben“, sagt sie. Nur so viel: Die Kunst sei nicht ihr Hauptberuf. Neben ihrer Galerie, ihren Ausstellungen, der Familie und ihrem Beruf versucht Grandi, jede freie Minute zum Zeichnen zu nutzen. „Oft zeichne ich drinnen, während draußen die Sonne scheint und alle hinausgehen“, sagt sie. Ihre Kunstwerke sollen den Blick des Betrachters auf das Positive in der Welt legen. Eines ihrer Kunstwerke zeigt Menschen aus einer brasilianischen Favela – ein Armenviertel – die lachend miteinander Zeit verbringen. „Die meisten Menschen verbinden Armut und Elend mit einer Favela, aber dort gibt es auch Freundschaft und Herzlichkeit untereinander“, sagt Grandi. Sie habe zwar nie in einer Favela gelebt, doch sie bewundere die Musik, die von Favela-Künstlern komponiert wird.
Genau diesen Optimismus sucht sie in den Künstlern, die sie für ihre Galerie auswählt. „Ich will nichts Trauriges, die Welt ist bereits traurig genug“, sagt sie. Von Rosenheim aus möchte sie die Lebensfreude ihrer Künstler in die Welt bringen. Ihre erste Ausstellung fand im Dezember in Miami statt. 2024 zeigt Grandi die Bilder in Venedig. „Nächstes Jahr plane ich, die Werke der Künstler in Paris und wieder in Miami auszustellen“, sagt Grandi.
Eine der Künstlerinnen, die in der Galerie von Grandi ihre Bilder ausstellen, ist Susanne Meier zu Eissen-Rau aus Münster. „Die Galerie Helligkeit ist meine erste Galerie“, sagt sie. Sie kenne Grandi von Instagram, habe über die Plattform mit ihr Kontakt aufgenommen. Seitdem stellt sie zusammen mit anderen Künstlern dort ihre Werke aus. „Ich fühle mich sehr wohl in der Gemeinschaft“, sagt sie. Am meisten gefalle ihr die große Auswahl an Kunststilen ihrer Kollegen.
Meier zu Eissen-Rau hat sich auf abstrakte Malerei spezialisiert. „Ich probiere gerne neue Farbkombinationen und Techniken aus“, sagt sie. Eines ihrer Lieblingsbilder besteht unter anderem aus Buchbindeleinen. Genau diese Innovativität beeindruckt Grandi. „Bei abstrakten Bildern ist nichts dem Zufall überlassen“, sagt sie. Meier zu Eissen-Raus Gemälde hätten genau die positive Energie, die Grandi für ihre Galerie sucht.
Galerie als Grund
für Optimismus
Auch die Galerie selbst sei für Grandi ein Grund für Optimismus. „Ich merkte, dass ich nicht glücklich bin, wenn ich mich nicht täglich mit Kunst befasse“, sagt sie. Die Galerie habe sie als Neujahrsvorsatz für das Jahr 2023 eröffnet. Seitdem arbeite Grandi auch nachts und am Wochenende für ihr Projekt. „Es ist extrem viel Arbeit, doch ich mache sie gerne“, sagt sie. Grandi plant, bis zu ihrem Lebensende für die Galerie und die Kunst da zu sein.