Hungerstreik für neuen Rollstuhl?

von Redaktion

Seit Tagen protestiert Ursula Kissler auf dem Max-Josefs-Platz – Wunsch nach besserem Gefährt

Rosenheim – Ursula Kissler will in den Hungerstreik treten. Zumindest kündigt sie das auf einem Schild an. Kissler sitzt im Rollstuhl am Max-Josefs-Platz. „Hungerstreik für benötigten E-Rollstuhl, Zusatzkosten werden nicht übernommen“, steht auf ihrem Schild.

Hilfsmittel seit
Jahren kaputt

Wenn sie nach Details gefragt wird, zieht Kissler ein Foto aus ihrer Tasche. Darauf zu sehen: ein Rollstuhl mit verschlissenem Sitz. „Mein Rollstuhl ist schon seit Jahren kaputt“, sagt sie. Der Rollstuhl, den sie gerade verwendet, habe sie sich ausgeliehen.

Kissler ist eine Rosenheimerin mittleren Alters – ihr genaues Alter will sie nicht verraten. 2014 habe sie einen Schlaganfall erlitten, seitdem kann sie nicht mehr gehen und ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Im Februar 2023 kamen Komplikationen während einer OP hinzu, die zur Amputation ihres linken Beines führten. Um auch weiterhin selbstständig leben zu können, träumt Kissler von einem ganz spezifischen Rollstuhl. Auf ihrem Handy zeigt sie ein Modell der Firma „Screwo“, welcher über eine Treppensteigfunktion verfügt. 75000 Euro kostet das Modell. Sie brauche genau diesen Rollstuhl, da sie chronische Schmerzen in den Schultern habe und daher Schwierigkeiten beim Schieben eines herkömmlichen Rollstuhls hat. Doch ihre Krankenkasse würde das Modell Kissler zufolge nicht bezahlen.

Auf Anfrage des OVB antwortet ein Sprecher der AOK, dass jeder Antrag auf einen E-Rollstuhl individuell geprüft werden würde. „Bei unklarer Lage lassen wir zudem medizinische Gutachten durch Experten des Medizinischen Dienstes anfertigen“, sagt der Sprecher. Zu einzelnen Personen könne er sich nicht äußern.

Besondere Funktion für Treppen

Kissler lebt zwar in einer ebenerdigen Wohnung. Trotzdem möchte sie – für den Fall der Fälle – auch in der Lage sein, Treppen hinaufzukommen. „Überall sind Treppen“, sagt sie. Beispielsweise beim Eingang vor ihrem Arzt. Eine barrierefreie Rampe gebe es oft nicht.

Kissler lebt alleine. Ihre Eltern und eine Schwester wohnen gleich in der Nähe. Betreuer, die ihr im Alltag helfen, möchte sie nicht. „Ich will keine fremden Leute im Haus“, sagt sie. Deswegen habe ihr Arzt ihr einen elektrischen Rollstuhl verschrieben – den sie allerdings nur in ihrer Wohnung benutzen kann. Allerdings sei auch dieser ohne Treppensteigfunktion. „Wenn ich mir den Rollstuhl selber kaufen muss, habe ich kein Geld mehr fürs Essen“, sagt Kissler.

Jetzt will sie Spenden sammeln. Damit sie nicht in Zukunft in den Hungerstreik treten muss.

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