Rosenheim – Fast 14 Jahre lang war Prodekan Pfarrer Sebastian Heindl Leiter der Rosenheimer Stadtteilkirche Am Zug mit den drei katholischen Pfarreien Christkönig, Sankt Michael und Sankt Quirinus. Mit einem feierlichen Gottesdienst am Sonntag endete nun dieses Kapitel. Heindl geht in den Ruhestand. Leicht fällt ihm der Abschied von Rosenheim nicht – das zeigte sich schon bei seiner Begrüßung in der gut besetzten Kirche Christkönig.
Anekdoten aus
dem Pfarrerleben
Viel zum feierlichen Rahmen trug die Musik bei, gestaltet vom Chorkreis St. Quirinus unter Leitung von Michael Gartner und der Chorgemeinschaft „Am Zug“ unter der Leitung von Michael Anderl. Gleich zu Beginn des Gottesdienstes wurde es emotional, als Pfarrer Heindl die Besucher begrüßte, darunter viele treue Wegbegleiter, Vertreter von Vereinen und Verbänden und aus der Politik. Als Heindl zuletzt bei seiner Familie angelangte, brach im für einen kurzen Moment die Stimme.
Mit Eintritt in seinen Ruhestand wechselt Pfarrer Heindl nach Traunstein. Die Umzugskartons sind bereits gepackt. „Als ich nach einem bestimmten Wort für die heutige Predigt in einem meiner Bücher suchen wollte, konnte ich es nicht, weil es schon im einen Umzugskarton verpackt war, ebenso wie meine Terminkalender, in denen ich die wichtigsten Ereignisse in den 14 vergangenen Jahren nachblättern wollte und die Schleife, die ich eigentlich heute tragen wollte“, erzählte er.
Erinnerungen an besondere Momente
Was ihm von seiner Zeit in Rosenheim bleibt, sind Erinnerungen an besondere Momente. Dazu zählt Heindl beispielsweise ein Open-Air-Krippenspiel in St. Michael, bei dem es plötzlich regnete und dann auch noch der Lautsprecher ausfiel: „Die Kinder haben einfach weitergesprochen und alle haben mitgeholfen, dass das Krippenspiel doch weitergehen konnte“, erzählte der Pfarrer. Da sei eine ganz besondere Atmosphäre spürbar gewesen, ebenso wie bei der Renovierung der Kirche in Fürstätt, in der ein Gottesdienst im verhüllten Kircheninnenraum stattfand.
In Erinnerung geblieben ist Pfarrer Sebastian Heindl auch die Corona-Zeit, in der die Gläubigen einzeln verteilt in der Kirche saßen und es nur mit viel Kreativität gelang, den Kontakt zueinander aufrechtzuerhalten.
Kirche als ein
„Ort der Begegnung“
Bei allen diesen Erlebnissen sei es immer um Begegnung gegangen. „Kirche ist ein Ort der Begegnung“, steht für Pfarrer Heindl fest – und er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass es auch trotz aller strukturellen Veränderungen innerhalb der Kirche in Zukunft so bleibt.
In seiner Predigt beleuchtete Heindl das Bild des „guten Hirten“ näher. Dieses sei immer schon gerne benutzt worden, nicht nur von der Kirche, sondern auch von den Herrschenden. „Wenn ich mir heute die großen Staatsmänner so anschaue, frage ich mich, ob sie dieses Bild vom ‚guten Hirten‘ wirklich verstanden haben?“, meinte Heindl nachdenklich. Er selbst habe die Aufgabe des „guten Hirten“ immer besonders intensiv gespürt im Umgang mit Kindern, beispielsweise bei der Erstkommunion. „Beim Ausflug musste ich aufpassen, dass alle zusammenbleiben und niemand zurückbleibt. Das war echte Hirtenarbeit.“
Am 18. November 2009 wurde Pfarrer Sebastian Heindl in Rosenheim in sein Amt eingeführt. Damit startete eine Zeit des kirchlichen Umbruchs in der Stadt. Der Weg ging damals hin zu den Stadtteilkirchen. „Das war keine einfache organisatorische Veränderung“, sagte Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März in seiner Rede. Heindl habe es auf seine besonnene und ruhige Art geschafft, die Gläubigen gut mitzunehmen bei diesem Wandel. Nun, wo sich der Geistliche in den Ruhestand verabschiedet, stehe, so der Oberbürgermeister, der nächste Wandel an – weg von der Stadtteilkirche hin zur Stadtkirche.
Einer, der immer weiter will
Heindls Nachfolger in Rosenheim ist Domkapitular Dekan Monsignore Thomas Schlichting, der bereits seit einigen Monaten in der Stadt im Dienst ist und mit dem Aufbau der neuen Stadtkirche beauftragt wurde.
Schlichting startete kurz vor dem Abschiedsgottesdienst eine Umfrage unter Bürgern und wollte dabei wissen, wie man Heindl am besten charakterisieren könne. „Herzlich und hektisch“, bekam er oft zu hören, berichtete er schmunzelnd. Sebastian Heindl sei eben ein Mann, der sich nicht auf einer kirchlichen Bequemlichkeit ausruhen wolle: „Du bist einer, der immer weiter will.“
Zurück zu den Umzugskartons, die beim Abschiedsgottesdienst schon alle fertig verpackt auf den Umzug des Geistlichen nach Traunstein warteten. Dazu meinte Schlichting: „Während Deiner Zeit in Rosenheim sind viele Freundschaften entstanden, die kann man nicht in einen Umzugskarton verpacken.“ Dennoch hätten sie Bestand.