März beklagt Sündenbock-Mentalität

von Redaktion

Sommerempfang der Stadt Rosenheim auf Terrasse des Kultur- und Kongress-Zentrums

Rosenheim – Es war ein etwas ungewöhnlicher Wunsch, den Oberbürgermeister Andreas März für den Donnerstagabend hatte. „Ich hoffe, dass es heute keine Leich‘ gibt“, sagte März. Damit wollte er jedoch weniger auf die Sorge vor einem Verbrechen hinweisen, sondern vielmehr die beiden Schauspielerinnen Marisa Burger und Ursula Maria Burkhart begrüßen, welche die beliebten Figuren der Miriam Stockl und Marianne Grasegger bei den „Rosenheim-Cops“ spielen.

Ein Besuch der Serien-Stars auf dem Sommerempfang der Stadt Rosenheim ist mittlerweile zur festen Gewohnheit geworden – genauso wie dieser selbst. „Wenn in Bayern etwas mehr als zweimal stattfindet, dann ist es eine Tradition“, sagte der Oberbürgermeister.

Zwischen Büfetts
und Sonnenschirmen

Bereits zum dritten Mal lud die Stadt zu einem sommerlichen Zusammenkommen zwischen Sonnenschirmen, Bars und Büfetts mit Speisen aus aller Welt auf die Terrasse vor dem Kuko ein. Dieser Einladung folgten neben den „Rosenheim-Cops“ wieder zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Behörden und Kultur, die „sich auf vielfältige Weise in Rosenheim engagieren und sich für das Wohl und für den Zusammenhalt in unserer Stadt einsetzen“.

Delegation
aus Lazise

Darunter war auch eine Delegation aus Lazise. Mit der Stadt am Gardasee besteht seit „45 Jahren eine ereignisreiche und intensive Verbindung“, sagte März. Einer, der diese Partnerschaft von Anfang an pflegt, ist Roberto Campagnari.

Der langjährige Präsident des Partnerschaftskomitees ist zusammen mit seinem Sohn Mauro extra für den Sommerempfang hergekommen. Obwohl sich inzwischen sein Sohn um die Verbindung nach Rosenheim kümmert, wolle er sich den Empfang nicht entgehen lassen, sagte Campagnari. Vor allem die lockeren Gespräche mit alten Bekannten seien an so einem Abend das Wertvolle.

Dennoch ließ es sich Andreas März nicht nehmen, den Besuchern auch nachdenkliche Worte mitzugeben. „Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir als Gesellschaft es nicht mehr ertragen, dass mal etwas schieflaufen kann oder etwas nicht klappt“, sagte er. Die Einsicht, dass man auch einfach mal Pech im Leben haben könne, rücke immer mehr in den Hintergrund. Und wenn etwas „in die Hose geht“, gebe es sofort den Ruf nach dem Schuldigen. „Wir haben uns eine Nulltoleranz gegenüber Fehlern angewöhnt, gerade wenn es die öffentliche Verwaltung angeht“, gab März zu bedenken. Da allerdings niemand gerne als Sündenbock am Pranger steht, müssten die Vorschriften und Verordnungen immer noch detaillierter werden.

Auf die Demokratie besinnen

Dadurch werde nur noch mehr über den Staat geschimpft. Deshalb appellierte März, sich „allein um die Wahrung des inneren Friedens willen wieder stärker auf unsere demokratischen Errungenschaften und Institutionen“ zu besinnen.

Das heiße nicht, dass Entscheidungen oder auch Personen nicht kritisiert oder infrage gestellt werden dürften. „Wenn die berechtigte Kritik an einzelnen Maßnahmen aber in fundamentale Systemkritik umschlägt und eine subjektive Belastung zur Legitimitätsfrage hochstilisiert wird, dann ist für mich eine rote Linie überschritten“, sagte März.

Beliebtes Fotomotiv und Ständchen

Allerdings – auch das betonte der OB – solle es beim Sommerempfang nicht nur um Systemkritik gehen. „Es geht ganz im Gegenteil um das Miteinander“, sagte März. Passend dazu war auch eine Gruppe von 16 japanischen Austauschschülern mit ihren Lehrern aus Rosenheims Partnerstadt Ichikawa gekommen.

Und die sangen nicht nur für die Besucher ein Ständchen, sondern stellten auch Andreas März vor eine kleine Herausforderung. Denn nach deren Auftritt war der Oberbürgermeister das Fotomotiv schlechthin und musste – ähnlich wie so mancher Weltstar – für unzählige Selfies herhalten.

Artikel 2 von 11