Busfahrerin reagiert in letzter Sekunde

von Redaktion

Ein Unfall am Freitag hätte verheerende Konsequenzen haben können, hätte nicht die Fahrerin eines Busses geistesgegenwärtig reagiert. Dennoch wurde bei der Notbremsung ein Kleinkind verletzt. Die Polizei sucht nun nach dem jungen Fahrer einesE-Scooters.

Rosenheim – Diese Fahrt wird der 43-jährigen Busfahrerin aus Rosenheim noch lange im Gedächtnis bleiben. Als die Mitarbeiterin der städtischen Verkehrsgesellschaft am vergangenen Freitagabend die Finsterwalderstraße mit ihrem Linienbus entlangfuhr, schoss plötzlich – auf Höhe des kleinen Fußballplatzes – ein E-Rollerfahrer aus einer Einfahrt auf die Straße. Sofort drückte die 43-Jährige auf die Bremse, um den Zusammenstoß zu verhindern.

Kinderwagen
kippte um

Obwohl die Busfahrerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, den Bus gerade noch rechtzeitig zum Stehen brachte, gab es dennoch einen Verletzten. „In hinteren Teil des Busses ist leider ein Kinderwagen aufgrund der Notbremsung umgekippt“, sagt die 43-Jährige. Dabei fiel auch das einjährige Kind einer 31-jährigen Rosenheimerin aus dem Buggy und blieb auf dem Boden des Busses liegen.

„Das Kind hat dann gleich zum Schreien angefangen“, erzählt die Busfahrerin. Glücklicherweise habe man äußerlich auf Anhieb keine schweren Verletzungen erkennen können. Das Kind habe weder Schürfwunden gehabt, noch habe es geblutet. „Ich habe dann trotzdem die Polizei und die Rettungskräfte angerufen, damit das abgeklärt wird“, sagt die Fahrerin. Ein anderer Fahrgast habe zu Fuß die Verfolgung des E-Rollerfahrers aufgenommen, der auf seinem Gefährt flüchtete. Die anderen der rund zwölf Fahrgäste seien unverletzt geblieben, sagt die 43-Jährige. Auch für das Kind, das vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht wurde, sei der Vorfall glimpflich ausgegangen.

„Die Sanitäter haben schon vor Ort gesagt, dass wahrscheinlich nicht viel passiert ist“, sagt die Busfahrerin. Inzwischen konnte die Polizei bestätigten, dass das Kleinkind nur leicht verletzt worden sei. Dem geflüchteten E-Rollerfahrer sind die Polizisten auch auf der Spur.

Polizei hat
bereits erste Spur

„Der soll Schüler auf einer Rosenheimer Schule sein“, sagt Hauptkommissar Robert Maurer. Das hätten Zeugenhinweise ergeben. Zunächst sei man auf der Suche nach einem Jungen zwischen zehn und zwölf Jahren gewesen. „Wir sind zuversichtlich, dass der Fahrer bald ausfindig gemacht ist“, sagt Maurer.

Die 43-jährige Busfahrerin hat der Vorfall dennoch noch eine ganze Weile beschäftigt. „Ich habe seitdem etwas unruhig geschlafen. Das nimmt einen schon mit“, sagt sie. Auch, weil man sich viele Gedanken mache, wie es dem Kind oder den Eltern geht. Die Notbremsung habe sie trotzdem einleiten müssen. Der junge Mann sei „so knapp vor den Bus gefahren“, dass sie ohne dieses Manöver den E-Rollerfahrer „auf jeden Fall zumindest berührt, oder sogar überfahren hätte“. Wie das ausgegangen wäre, daran will die 43-Jährige gar nicht erst denken.

Wie „Kegelspielen“ mit den Fahrgästen

Allerdings – auch das betont die Frau – müsse man als Busfahrerin mit solchen Situationen jederzeit rechnen. Daher fahre sie an „gewissen Ecken in Rosenheim“ wie in der Finsterwalderstraße immer deutlich langsamer als erlaubt. Auch, weil der Bremsweg eines Busses deutlich länger ist und Gefahrenbremsungen im Linienbus immer gefährlich für die Fahrgäste seien – „auch wenn man sich gut festhält“. Das sei schnell wie „Kegelspielen“ mit den Fahrgästen.

Aus diesem Grund will die 43-Jährige auch an die Menschen appellieren. „Es braucht ein Empfinden dafür, wie lange es dauert, bis so ein schweres Fahrzeug zum Stehen kommt und was das für die Fahrgäste im Innenraum bedeutet“, sagt die Rosenheimerin. Zudem dürfe man sich nicht darauf verlassen, dass der Busfahrer einen sieht, etwa wenn man „noch kurz“ über eine rote Ampel laufe. „Nur weil wir die Leute sehen, heißt das nicht automatisch, dass wir den Bus immer rechtzeitig bremsen können“, sagt die 43-Jährige.

Früher ist ihrer Meinung eine rote Ampel für die Menschen „noch mehr ein Grund zum Stehenbleiben“ gewesen. „Heute verlassen sich viele nur noch auf den Augenkontakt untereinander“, sagt die 43-Jährige. Allerdings sei die Verkehrssituation in Rosenheim immer noch von einer größeren Rücksichtnahme geprägt als zum Beispiel in München.

„Dort passieren solche Sachen viel häufiger.“ Sie weiß, wovon sie spricht, denn vor ihrer Zeit in Rosenheim war sie mehrere Jahre als Busfahrerin in München unterwegs.

„Als Busfahrer
sein Bestes geben“

Sie selbst ist am Tag nach dem Unfall schon wieder ihre Tour durch Rosenheim gefahren. Im Hinterkopf habe sie den Vorfall aber schon gehabt, sagt sie. Doch ihre Berufserfahrung habe ihr geholfen. „Man versucht jeden Tag, als Busfahrer sein Bestes zu geben, damit nichts Schlimmes passiert und niemand verletzt wird“, sagt sie.

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