Rosenheim – Für die vier Mitarbeiter eines bayerischen Verbandes in der Möslstraße in Westerndorf St. Peter muss es ein riesiger Schreck gewesen sein. Kurz nachdem sie am Dienstag (30. Juli) gegen 7 Uhr zunächst einen seltsamen Geruch im Gebäude wahrgenommen hatten, gab es einen lauten Knall. Aufgrund eines technischen Defekts an der Hackschnitzelanlage der Heizanlage war es im Keller zu einer Explosion gekommen. Die Druckwelle war dabei so heftig, dass die Fenster an den Kellerschächten zersplitterten, eine Stahltür aufgedrückt wurde und Akten sowie andere Büroutensilien ins Freie geschleudert wurden (wir berichteten). Eine Wand im Keller stürzte sogar komplett ein. Warum es dazu kam, ermittelt nun die Polizei.
Rauchgas führt zu
Explosion im Keller
Nach derzeitigem Ermittlungsstand seien die für die Heizanlage benötigten Hackschnitzel schon vor geraumer Zeit in Brand geraten, teilt Hauptkommissar Robert Maurer mit. Wie lange es genau schon brannte, sei bisher nicht bekannt. „Bei so einem Schwelbrand fehlt es an Sauerstoff, damit der Brand größer wird“, erklärt Richard Schrank, Kreisbrandrat für den Landkreis Rosenheim. Dadurch glimmten die Hackschnitzel nur vor sich hin. Und dabei entstehe – insbesondere in geschlossenen Räumen – jedoch auch Rauchgas. „Man kann sich das wie ein Räucherkammerl vorstellen“, sagt Schrank. Sobald die Sauerstoffkonzentration wieder hoch genug ist, komme es zu einer Verpuffung und zum explosionsartigen Abbrennen des Gases.
Dabei sei es aufgrund der „immensen Hitzeentwicklung auch nicht verwunderlich“, dass der Druck so groß wird, dass Fenster kaputtgehen oder nach außen gedrückt werden.
Dennoch – auch das betont der Kreisbrandrat – seien Rauchgasexplosionen im Zusammenhang mit Hackschnitzelanlagen zwar gefährlich, allerdings sei es „eher ungewöhnlich“, dass die Folgen so gravierend sind wie in Memmingen am vergangenen Freitag. Dort war bei einer Explosion ein mit Gas beheiztes Reihenhaus eingestürzt – ein 17-Jähriger kam dabei ums Leben. Ob ein Defekt an der Heizung die Ursache des Unglücks ist, werde derzeit geprüft.
In Deutschland bestehe trotz dieser Vorfälle „seit jeher ein sehr hoher Anspruch“ an die Sicherheitstechnik von Heizungen, sagt Florian Stein, Obermeister der Innung Spengler-, Sanitär- und Heizungstechnik Rosenheim. „Ständige technische Verbesserungen durch die Hersteller in Bezug auf Energieeinsparung und Brandschutz, überwacht und zertifiziert durch den TÜV, schränken das Risiko von Unfällen enorm ein“, betont er.
Die Anlagentechnik werde durch ausgebildete Fachkräfte installiert, regelmäßig gewartet, und durch den zuständigen Bezirksschornsteinfegermeister wiederkehrend geprüft. Tragische Unfälle seien daher sehr selten. „Das Risiko für die Bevölkerung ist gering“, sagt Stein.
Dennoch gebe es immer wieder Vorfälle mit Heizungen. „Im Schnitt haben wir alle 14 Tage einen Einsatz mit defekten Hackschnitzelanlagen“, sagt Richard Schrank. Bei anderen Heizungsanlagen wie zum Beispiel Ölheizungen gebe es hingegen fast nie Feuerwehreinsätze.
Alle Mitarbeiter
wohlauf
In Westerndorf St. Peter ist am Tag nach dem Großeinsatz auch wieder etwas Ruhe eingekehrt. „Die Arbeit ist ohne Einschränkungen möglich“, sagt der Geschäftsführer des Verbandes, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, auf OVB-Anfrage. Und am wichtigsten sei, dass es allen Mitarbeitern gut geht und niemandem etwas passiert ist. Der Sachschaden wird von der Polizei derzeit allerdings auf rund 80000 Euro geschätzt.