Rosenheim – Sommerfrische ist ein antiquiertes Wort. In Zeiten, in denen Urlaub oft mit Fernreisen verbunden ist, würde kein Mensch mehr von sich sagen, dass er jetzt dann in Sommerfrische fährt. Aber ein schönes Wort ist es nach wie vor: Es klingt ein bisschen nach Kindheit, nach unbeschwerten Tagen in einer Gegend, die schon wegen der Ortsbilder und mancher Gebräuche so ganz anders ist als das, was man täglich vor Augen hat.
Der Historische Verein lädt am Freitagabend ein zu einer Reise in jene Zeiten, in denen der Begriff Sommerfrische geboren wurde. In die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts nämlich, als die Bahnlinien Richtung Süden schon gebaut, eine Massennutzung als Urlaubsvehikel aber noch in der Ferne lag. Und weil der Referent an diesem Abend Simon Hausstetter sein wird, ist klar, dass der Schwerpunkt auf Geschriebenem liegen wird: auf Textauszügen, aber auch Briefen. Welche literarischen Überraschungsgäste im Einzelnen an dem Abend dabei sein werden, will Hausstetter noch nicht verraten. Sicher ist aber, dass Ludwig Steub „da sein“ wird, dem der Begriff der Sommerfrische zu verdanken ist. Mit dabei „als Gast“ auch Heinrich Mann, der sich am Samerberg und in Nußdorf aufhielt, Briefe, die er dabei schrieb, lassen die Zeit wieder lebendig werden. Auch aus den Jahren zwischen diesen beiden wird es Vertreter geben, die das, was Sommerfrische für sie ausmachte und bedeutete, wieder lebendig werden lassen.
Die Veranstaltung beginnt am Freitag um 18.30 Uhr, Veranstaltungsort ist der Hofwirt in Neubeuern. Die malerische Kulisse des Ortes könnte man auf den ersten Blick als eine ideale Verkörperung des Begriffs Sommerfrische sehen. Doch schon hier wird deutlich, was auch im Vortrag immer wieder aufscheinen wird: dass man mit Klischees, die man dem Begriff der Sommerfrische überstülpt, vorsichtig sein muss: So wie Neubeuern heute dasteht, zeigt es sich erst seit den beiden großen Bränden 1883 und 1893…