Rosenheim – Feuerwehrfest hier, Weinfest da, Dorffest dort. Aktuell finden in der Region zahlreiche Feiern statt. Viele Menschen auf engem Raum. Zur Corona-Hochphase undenkbar. Doch auch Jahre nach der Pandemie ist das Virus nicht verschwunden. Immer wieder gibt es in der Region Infektionen – und das sogar im Sommer. Eine ungewöhnliche Situation. Sind doch eigentlich Herbst und Winter die von Viren bevorzugten Verbreitungsmonate.
„Nach Aussage des Robert- Koch-Instituts (RKI) liegt seit einigen Wochen bundesweit die Aktivität für akute Infektionserkrankungen insgesamt auf einem vergleichsweise hohen Niveau für diese Jahreszeit“, heißt es aus dem Rosenheimer Gesundheitsamt. Am stärksten vertreten seien derzeit Erkältungsviren, wie Rhinoviren und das SARS-CoV-2. „Auch in Stadt und Landkreis Rosenheim ist es seit Ende Juni […] zu einem Anstieg der Meldezahlen auf maximal 24 Fälle pro Woche in der 30. Kalenderwoche gekommen“, erklärt eine Sprecherin zur aktuellen Corona-Lage. Ende Juli seien die Zahlen dann wieder gesunken. Beim RKI vermutet man, dass sich die Sommerferien positiv auf das Infektionsgeschehen auswirken, da keine Übertragungen in Kitas und Schulen stattfinden können. Man geht beim Gesundheitsamt aber auch von einer „deutlichen Untererfassung der Infektionsfälle“ aus. Der Grund ist simpel: Es wird nicht mehr so viel getestet.
Und welche Rolle spielen nun die zahlreichen Feste in der Region? Schließlich steht in wenigen Wochen schon das Rosenheimer Herbstfest an. Wenn wieder Tausende Menschen dicht an dicht im Bierzelt sitzen, sind sie für Viren eine „leichte Beute“. Das bestätigt Dr. Michael Iberer, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands. „Grundsätzlich stellen ‚Bierfeste‘ ein erhöhtes Risiko von Atemwegsinfekten dar, da viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen.“ Je enger dort der Kontakt ist, desto mehr Übertragungen könnten dann auch stattfinden. „Wir kennen das seit vielen Jahren als ‚Wiesn-Schnupfen‘.“ Damit rechnet man auch beim Gesundheitsamt: „Aufgrund der leichten Übertragbarkeit der Omikron-Variante und der anzunehmenden erhöhten Inzidenz von Corona-Infektionen ist auf den Volksfesten grundsätzlich von einem Ansteckungsrisiko mit Covid-19 aber auch mit anderen Erregern von Atemwegsinfektionen zu rechnen.“ Aber: „Von einer ‚Wiesn-Welle‘ geht das Gesundheitsamt nicht aus.“ Auch Iberer rechnet nicht damit, dass es wesentlich mehr – besonders schwere – Corona-Fälle geben wird. Und das, obwohl es in den vergangenen Jahren in Folge der Wiesn zu einer steigenden Anzahl an Atemwegserkrankungen, unter anderem Corona, kam. Dennoch: „Ich sehe das Gesundheitssystem dafür gut gewappnet“, sagt Iberer. Eine Rolle spielt laut dem Vorsitzenden dabei auch die „gute Basis-Immunität der Bevölkerung“. Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Rosenheimer Gesundheitsamts, ist davon überzeugt, dass die Menschen aufgrund der „Vielzahl an durchgemachten Corona-Infektionen in der Vergangenheit und der verabreichten Schutzimpfungen“ inzwischen gut gewappnet sind. Dennoch rät er, genauso wie Iberer und die Ständige Impfkommission (STIKO) zur Schutzimpfung gegen das Coronavirus.
Besonders Ältere und Vorerkrankte sollten diese in Erwägung ziehen. „Auch in den postpandemischen Zeiten darf keinesfalls der Impfschutz gegen diese Viruserkrankung vernachlässigt werden“, sagt Hierl. Patricia Huber